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Verliebt, verlobt, verflucht

Verliebt, verlobt, verflucht

Titel: Verliebt, verlobt, verflucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Neupauer
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eine Nacht darüber zu schlafen. Sie blies die Laterne aus und stelle sie auf ihren Schreibtisch, nicht wie sonst ins Regal. Würde die Laterne morgen immer noch dort sein, wüsste sie, ob sie geträumt hatte oder nicht. Sie kuschelte sich in ihre warme Bettdecke und fand bald unruhigen Schlaf. Das Feuermännchen wollte einfach nicht aus ihren Träumen weichen.
    Nur kurze Zeit nachdem das Feuermännchen verschwunden war, kletterte es aus einem äußerst schmutzigen Kamin. Eine Gestalt saß auf einem Schemel und wartete, bis es sich die Kohle abgeklopft hatte.
    »Ich hoffe, es gibt gute Neuigkeiten?« Die Stimme war kalt und sogar das Feuer schien bei seinem Erklingen zu erzittern.
    Das Männchen lächelte zögerlich, druckste lange herum und antwortete nervös: »Meister Artus, ich fürchte, Ihr müsst euch persönlich um das junge Fräulein kümmern, meine Macht kann in diesem Fall nichts ausrichten. Durch meine Beobachtungen im Feuer bin ich der festen Überzeugung, dass sie an Euren Worten großen Gefallen gefunden hat, doch die Erinnerung an Euch ist getrübt.«
    »Drück dich deutlicher aus«, befahl Artus kaltschnäuzig.
    »Mein Herr, ich bedaure unendlich, Euch sagen zu müssen, dass sie sich offenkundig nicht im Geringsten an Euch zu erinnern vermag. Ihr müsst Euch ihr zeigen, damit sie sich wieder in Euch verliebt, wie damals vor 600 Jahren«, antwortete das Feuermännchen zaghaft und setzte sich erschöpft auf ein Kohlenstück.
    »Aber ich kann mich ihr nicht zeigen! Was soll ich ihr denn sagen?« Er räusperte sich und gab seiner Stimme einen schmeichelnden Ton: »Hey Natalie, wie geht’s? Vor sechshundert Jahren waren wir ein Liebespaar, wäre also gut, wenn du dich wieder an die Zeit erinnern könntest!« Artus klimperte mit den Wimpern und zog kurz darauf wieder eine finstere Miene.
    »Vielleicht erinnert Natalie sich an Euch, sobald Ihr Euch ihr zeigt«, schlug das Wesen wieder vor, gähnte herzhaft und bemühte sich erst gar nicht, die Klauenhand vor den Mund zu halten.
    Artus lehnte sich gedankenverloren an die Kaminwand.
    »Hmm, vielleicht hast du Recht und ich sollte erneut um sie werben.« Müde schloss er die Augen. »Aber ich kann es einfach nicht fassen. All die Erinnerungen an unsere gemeinsame Zeit für immer vergessen.«
    Das Feuermännchen beobachtete seinen Herrn, der weiter seufzend und verloren wirkend dastand, und schlug zaghaft vor: »Bevor Ihr Euch Natalie zeigt, solltet Ihr allerdings ein Bad nehmen. So rußig und schmutzig wie Ihr jetzt seid, würde sie sich bestimmt nicht wieder in Euch verlieben.«
    »Sei still oder ich werfe dich in eiskaltes Wasser!«, drohte ihm Artus und das Feuermännchen verkroch sich zitternd in den Kohleberg. »Wollte doch nur helfen«, brummte es.
    »Wie soll ich es nur anstellen?«, sagte Artus zu sich selbst, raufte sich die Haare und ging unruhig durch das im Dunkeln liegende, schmutzige Zimmer.
    Währenddessen rollte sich das Feuermännchen wohlig in seinen Drachenschwanz ein und benutzte ein Kohlenstück als Kopfkissen. Bald verriet nur noch ein knisterndes Schnarchen seine Anwesenheit.
    Nach vielen Rundgängen durch das Zimmer hielt Artus schließlich abrupt inne und fasste sich an die Stirn. »Natürlich, es ist so einfach!«
    Er zog aus einem Stapel von alten Zeitungen ein Anzeigenblatt hervor:
    Der Rosenteich
    Es gibt keinen besseren Platz für Verliebte.
    Jedes Mädchen träumt von solch einem Besuch.
    Entführen Sie ihr Mädchen in einer Gondel in unser Reich aus Rosenblüten!
    Er lächelte triumphierend. Er hatte eine fabelhafte Idee! Warum war er nicht schon eher drauf gekommen? Er musste wieder Natalies Herz erobern. Den Rosenteich hatte es vor sechshundert Jahren noch nicht gegeben. Artus lachte bitter.
    Aber das würde sich ändern. Er würde alles daran setzen, dass sie sich wieder in ihn verliebte. Und vielleicht würden dann auch wieder die Erinnerungen kommen ...

8. Kapitel
Das Tintenimperium

    Der Rosenpavillon wurde von der untergehenden Sonne beleuchtet, dennoch fröstelte Natalie. Es war Winter. Pulveriger Schnee verzuckerte die hohen Hecken um den Pavillon. Die zarten, rosafarbenen Blüten hatten sich zu Eisfiguren gewandelt. Die Schneeflocken fielen auf die Blüten nieder und erdrückten Peretruas immer blühende Rosen. Natalie war in einen blauen Pelzmantel gehüllt und wartete sehnsüchtig auf sein Eintreffen. Endlich näherte sich auf dem Heckenweg ein junger Mann in einem schwarzen Umhang. Natalies Herz pochte wie wild. Es

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