Verliebt, verlobt, verflucht
war Artus!
Sie lief ihm ein paar Schritte entgegen und fiel in seine Arme, sie küssten sich, es war ein feuchter, zarter Kuss … der nach herrlich süßen Karamellwaffeln schmeckte ... Karamellwaffeln? Natalie riss die Augen auf.
»Kamelwaffel?«, piepste Schweinsnase.
Natalie seufzte. »Karamellwaffel, Schweinsnase, aber lieb von dir.« Sie setzte sich auf, und ließ sich von Schweinsnase den Teller reichen. Dieser wuselte sofort wieder nach unten in die Küche. Warum hatte sie morgens immer so einen Bärenhunger? Natalie verzehrte genüsslich eine der Waffeln und versuchte, sich den Traum in Erinnerung zu rufen. Abermals hatte sie nicht das Gesicht des jungen Mannes vor Augen, aber ihr Bauchgefühl sagte ihr, dass es sich um den gleichen Mann, genauer gesagt um diesen geheimnisvollen Artus handelte. Wo könnte dieser Rosenpavillon bloß sein? Natalie durchforstete in Gedanken alle Parkanlagen und verputzte währenddessen eine weitere Karamellwaffel. Plötzlich fiel es ihr wie Schuppen von den Augen. Gab es in Peretruas größtem Park, dem Enowispark, nicht einen Pavillon, dessen Rosen immerzu blühten? Natalie spürte es in ihren Fingerspitzen kribbeln. Sie knabberte nervös an ihren Fingernägeln. Sie verstand ihren letzten Traum genauso wenig wie den Ring. Natalie betrachtete ihn. Dieser Artus spielte ein Spiel mit ihr, doch Natalie hatte keine Lust mehr, es mitzuspielen. Heute Vormittag fand wie an jedem dreizehnten Tag im Kalendermonat kein Unterricht statt. Natalie würde wie immer mit Gingin in die Stadt gehen.
Stattdessen würden sie heute jedoch in den Park gehen, um diesen Pavillon aufzuspüren. Fest entschlossen stand sie auf und kramte in ihren Klamotten nach einem schwarzen Rock und einem roten Pullover, dazu wählte sie noch eine schwarze Strumpfhose und eine rote Rose für ihr Haar. Die Schuluniform steckte sie in ihre Schultasche, damit sie sich später vor der Schule umziehen konnte, ohne heimgehen zu müssen. Von ihrem Schreibtisch wollte sie gerade Feder, Tinte und einen Stoß Pergamentpapier mitnehmen, als ihr die Laterne auffiel. Sie erstarrte. Das Feuermännchen! Sie hatte also doch nicht geträumt. Natalie setzte sich auf ihr Bett. Es war also wirklich geschehen, kein böser Traum gewesen. Dieser Artus hatte einen Boten durch die Flammen ihrer Lieblingslaterne zu ihr geschickt.
»Frühstüüüüück, Spätzchen«, schallte die Stimme ihrer Mutter bis in ihr Turmzimmer hinauf.
»Sag doch nicht immer Spätzchen zu ihr, du weißt doch, sie mag das nicht«, tadelte Luca Brebin seine Frau.
»Besser als Trollpupsi!«
»Da war sie zwei Jahre alt, und jetzt kann sie sich eh nicht mehr daran erinnern.«
Nein Pa, aber dank dir weiß ich es jetzt, dachte Natalie und hätte das weitere Gespräch am liebsten überhört.
»Hingegen kann ich mich an ihre gewaltigen Pu-«
»Luca!«, rief Maria Brebin dazwischen, »– ganz genau erinnern. Und das alles nur, weil du ihr ständig Rübenmus zum Frühstück geben musstest.«
»Dafür hat sie jetzt keine Verdauungsprobleme …«
Natalie zog die Decke über ihren Kopf, sie wollte die Gespräche ihrer Eltern nicht mehr hören. Bald kroch jedoch der Karamellduft unter die Bettdecke. Eine Viertelstunde später saß Natalie mit ihren Eltern am Frühstückstisch und verputzte gerade die vierte Karamellwaffel, als es klingelte.
Sofort wuselte Schweinsnase zur Tür.
»Das wird Gingin sein«, teilte Natalie ihren Eltern mit und folgte ihm.
»Wie jeden Dreizehnten!«, ergänzte ihr Vater, im Staper blätternd.
»Sag ihr, sie kann noch einen Happen mitessen, wenn sie möchte«, rief Maria ihrer Tochter nach, als diese in den Flur hetzte.
Natalie riss die Wohnungstür auf. Gingin erklomm gerade fröhlich pfeifend und schwungvoll den oberen Treppenabsatz. Natalie schüttelte den Kopf. Sie selbst musste bei der letzten Treppenstufe immer wie ein Walross schnaufen, aber sie hatte auch keine Elbengene in sich.
»Guten Morgen, Wirbelwind«, begrüßte sie Gingin und umarmte sie herzlich.
»Morgen Kekskrümel!«, sagte Gingin kichernd und fischte einen Kekskrümel aus Natalies Haaren. »Ich weiß, was du gestern Nacht genascht hast.«
»Tss. Komm herein, ich esse noch schnell meine letzte Karamellwaffel, dann können wir losdüsen. Falls du Hunger hast, backt dir Schweinsnase sicher auch noch gerne eine Waffel.«
»Da sag ich nicht Nein!«, strahlte Gingin über beide Elbenohren.
Eine halbe Stunde später marschierten Natalie und Gingin in Richtung
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