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Verliebt, verlobt, verflucht

Verliebt, verlobt, verflucht

Titel: Verliebt, verlobt, verflucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Neupauer
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vergleichen.«
    Natalie runzelte die Stirn. Hatte Gingin etwa schon ihren ersten Kuss gehabt, ohne es ihr zu sagen? Das wäre ein schweres Vergehen unter Freundinnen.
    »Sag mal, kann es sein, dass du ...«, fing Natalie an, als Gingin plötzlich aufsprang und mit dem Zeigefinger deutete.
    »Da drüben ist der Pergamentpapierladen! Komm, lass uns dorthin gehen, dann kommen wir vielleicht deinem heimlichen Verehrer einen Schritt näher.«
    Natalie hatte keine Zeit mehr, ihren Satz zu beenden, sie hechtete Gingin hinterher und holte sie erst vor dem Laden wieder ein. Klein und unscheinbar presste sich das Geschäft in eine Nische zwischen einem Salon für Echsen-Glatzen-Poliermittel und einer Zoohandlung für exotische Schmetterlinge.
    Wenn Gingin Natalie nicht auf den Pergamentpapierladen aufmerksam gemacht hätte, wäre diese wohl daran vorbeigegangen. Die Auslage im Schaufenster machte auch keinen einladenden Eindruck. Zehn verschiedene Pergamentpapiere lagen ausgebreitet auf einem Tisch.
    »Hier war ich noch nie drin«, keuchte Natalie, vom Rennen noch außer Atem.
    »Ich auch nicht, aber laut meinem Papa ist er der fachkundigste Papierverkäufer in ganz Peretrua.«
    »Wie, du hast mit deinem Papa darüber geredet?«, fragte Natalie irritiert.
    »Ja, aber ich hab ihm natürlich nichts von deinem Verehrer erzählt, sondern eine andere Geschichte aufgetischt«, sagte Gingin munter. »Wir brauchen einen Profi, um das Geheimnis deines Verehrers lüften zu können.«
    »Oder um Luliperts Verdacht zu bestätigen«, ergänzte Natalie. »Hoffentlich hatte die Elfe Unrecht. Ich will keinen Schwarzen Schatten als Verehrer. Aber wir können nicht einfach so da hineinspazieren und fragen. Wir müssen schon etwas kaufen, oder?«
    Gingin zuckte mit den Schultern. »Dann geben wir eben vor, etwas kaufen zu wollen, und türmen rechtzeitig wieder, sobald wir die Auskunft haben!«
    »Also ganz wohl ist mir bei der Sache ja nicht«, gab Natalie zu. »Aber meine Neugierde ist stärker als meine Vernunft.« Sie grinste breit und Gingin schlackerte vergnüglich mit ihren Elbenohren.
    Die Mädchenbetraten den Laden, der verlassen im Halbdunkeln lag. Nur eine einsame Petroleumlampe baumelte von der Decke und spendete karges Licht. Die beiden waren umgeben von Pergamentpapier, das verheißungsvoll raschelte. Der Laden wurde dem Anschein nach nicht oft besucht, denn auf den Regalen lag eine dünne Staubschicht.
    »Komme schon, komme schon«, rief eine erfreute Männerstimme und ein altes, krumm gebeugtes Männchen schlurfte durch einen Perlenvorhang in den Laden. Natalie hatte noch nie ein Gesicht mit so vielen Falten erblickt. Die wenigen weißen Haare bildeten einen spärlichen Haarkranz. Wenn er eine Echse wäre, könnte er sich ein Glatzen-Poliermittel kaufen, dachte Natalie.
    »Guten Tag, die werten Fräulein. In welchen Belangen kann Goglowin Pergamenzio sie beraten? Ich nehme an, sie benötigen Pergamentpapier für die Schule? Ein goldbraunes? Vor einem Jahr habe ich eine gute Lieferung bekommen. Von Hand geschöpft, versteht sich.«
    Ohne weiter auf sie zu achten, wuselte er zu einem Regal und hievte einen schweren Karton mit goldbraunem Pergamentpapier hervor. Natalie war von seiner Offenherzigkeit überrumpelt und beschloss, die Wahrheit zu sagen: »Wenn wir ganz ehrlich sind, brauchen wir lediglich die Meinung eines Fachkundigen.«
    Goglowin Pergamenzio hielt inne und drehte sich langsam um. Sein enttäuschtes Gesicht schmerzte Natalie.
    »Wir bezahlen dafür natürlich!«, ergänzte sie noch rasch, doch das war anscheinend die falsche Antwort.
    »Ich bin Papierschöpfer aus Leidenschaft, ich nehme kein Geld für mein Wissen!«, blaffte Goglowin.
    »Verzeihung«, sagte Natalie kleinlaut und zog den Brief hervor. »Wenn sie die Güte hätten, uns zu sagen, auf welcher Art Pergament der Brief geschrieben worden ist?«
    Goglowin schnappte sich den Brief, steckte sich seinen Zwicker auf die Nase und beäugte das Papier neugierig. Er murmelte etwas Unverständliches, schnüffelte an dem Papier und fächerte sich den Geruch in die Nase. Natalie und Gingin wechselten Blicke und versuchten, sich das Kichern zu verkneifen. Zu guter Letzt leckte er an dem Papier und riss erstaunt die Augen auf.
    »Seltsam, höchst seltsam«, murmelte er, schlurfte hinter den Tresen und holte ein dickes Buch hervor. Tief darüber gebeugt suchte er in dem Buch, bis er schließlich fündig wurde. »Aha! Dachte ich es mir doch! Das ist kein Pergamentpapier aus

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