Verliebt, verlobt, verflucht
sie ihren Weg und wechselte in eine Fußgängergasse. Natalie atmete erleichtert auf. Nun würde die Kutsche sie nicht mehr verfolgen können, da die Gasse zu schmal war. Doch plötzlich hielt die schwarze Kutsche und der Elb stieg aus. Er war deutlich an seinen flachsblonden Haaren und dem silbern glänzenden Gehstock zu erkennen. Er folgte Gingin in die Gasse. Natalie kritzelte mit zittrigen Fingern abermals in ihre magische Kreidetafel. »Der Elb verfolgt dich nun zu Fuß«, lauteten die Worte, die abermals wie von Zauberhand verschwanden. Als sie wieder durch das Fenster sah, waren Gingin und der Elb schon aus ihrem Blickfeld verschwunden, Natalie konnte nicht anders, als für Gingin das Beste zu hoffen. Ihr Herz pochte wild. Möglicherweise würde Gingin gleich mit ihrem Verehrer sprechen. Nun war es an ihr, das Feuermännchen zu rufen. Natalie atmete tief durch und zündete ihre fuchsiafarbene Laterne an. Doch just in diesem Moment klingelte es an der Haustür. Das waren bestimmt ihre Eltern, die von der Arbeit zurückgekehrt waren. Natalie blies die Kerze wieder aus. Das Anrufen des Feuermännchens musste noch warten, bis sie mit ihren Eltern zu Abend gegessen hatte und es Schlafenszeit war.
11. Kapitel
Date um Mitternacht
Zum Abendessen hatte Schweinsnase einen köstlichen Linseneintopf gekocht, als Nachspeise gab es Götterfrüchte. Natalie saß mit ihren Eltern am Tisch, und der Minitroll selbst durfte in Natalies altem Kindersitz sitzend am Essen teilhaben. Er schmatzte und schlürfte dabei sehr geräuschvoll, doch daran hatte sich die Familie bereits gewöhnt. Natalie rutschte ungeduldig auf ihrem Stuhl hin und her, sie verspürte keinen großen Hunger und stocherte mit großer Unlust in ihrem Linseneintopf hin und her. Normalerweise genoss sie die Abendessen mit ihrer Familie, bei denen ihre Mutter die Schlagzeilen von morgen verkündete, während ihr Vater lustige Geschichtenaus seinem Laden zum Besten gab. Doch heute wollte einfach die Zeit nicht vergehen. Und sie wollte schließlich so schnell wie möglich wieder in ihrem Zimmer sein, um dieses geheimnisvolle Feuermännchen zu sich zu rufen.
»Wie ist der Geschichtstest gestern eigentlich gelaufen?«, fragte Luca Brebin seine Tochter.
Natalie räusperte sich. »Es lief ganz gut. Es hat auch alles funktioniert.« Sie zwinkerte ihrem Vater zu, der in sich hinein kicherte. Maria Brebin taxierte die beiden argwöhnisch.
»Führt ihr zwei wieder etwas im Schilde?«
Natalie und Luca verneinten lautstark.
»Soso. Wie war eigentlich die Sprechstunde bei Natalies Lehrer?«
Natalie biss sich auf die Zunge. Sie hasste es, wenn ihre Mutter in ihrer Gegenwart über sie redete.
»Stimmt, wie war die Sprechstunde mit meinem Lehrer, Pa?«
Luca Brebin räusperte sich vernehmlich, ehe er gedehnt antwortete: »Naja, er meinte du könntest in Geschichte noch ein wenig mehr tun.«
Natalie grinste in sich hinein und schob sich einen großen Löffel Linseneintopf in den Mund.
»Aha«, sagte Maria verstimmt und blickte streng in Natalies Richtung. »Du solltest wirklich mehr Interesse an Geschichte entwickeln, Natalie. Die Geschichte Peretruas ist wichtig für unser Leben.«
»Klar ist sie wichtig, Mama, aber mich interessiert mehr das Hier und Jetzt«, sagte Natalie mit vollem Mund.
»Man spricht nicht mit vollem Mund, Schatz«, belehrte Maria Brebin ihre Tochter.
»Vor allem die Typen im Hier und Jetzt interessieren unsere Tochter«, warf Luca munter ein. »Und ein Kerl hat auch schon ein Auge auf unsere hübsche Tochter geworfen, Maria.« Er zwinkerte Natalie zu.
»Papa!«, rief diese dazwischen.
Natalies Mutter war angenehm überrascht. »So, du hast einen Verehrer? Warum erzählst du mir denn nichts davon?« Sie wirkte ein wenig gekränkt. Aber mehr wollte Natalie ihrer Mutter nicht erzählen. Nicht, dass sie am Ende noch den Ring näher in Augenschein nehmen und dabei stutzig werden würde. Außerdem begänne dann eine Fragerunde, die Natalie in die Zwickmühle bringen würde. Denn bevor sie diesen Artus ein zweites Mal gesehen hatte, wollte sie ihre Eltern keinesfalls einweihen.
Sie ersann rasch eine vage Ausrede: »Ich würde ja wirklich gerne länger mit euch plaudern, aber ich muss noch Hausaufgaben machen!« Sie schlang die restlichen zwei Löffel Götterfrüchte hinunter.
»Hausaufgaben? Um diese Uhrzeit?«, fragte Luca überrascht.
»Ja, so ist es, Hausaufgaben um diese Uhrzeit! Ich will schließlich gute Noten schreiben!«, flunkerte
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