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Verliebt, verlobt, verflucht

Verliebt, verlobt, verflucht

Titel: Verliebt, verlobt, verflucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Neupauer
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nicht. Der Rückweg wurde durch Hecken und Büsche versperrt, die zuvor nicht an der Stelle waren.
    »Das Labyrinth gilt wohl nicht umsonst als gefährlich. Entweder haben sich die Wege in der letzten halben Stunde verändert, oder wir haben ein schlechtes Gedächtnis«, stellte Natalie fest.
    »Ich befürchte eher Letzteres. Wir sind schließlich blindlings dem Raben gefolgt und haben uns dabei nicht den Weg markiert. Aber diese dummen Hecken haben nicht mit Gingin Tucins Kletterkünsten gerechnet!«, verkündete Gingin und begann, eine Hecke geschickt hochzuklettern. Doch das schien dieser überhaupt nicht zu gefallen, sie wackelte und versuchte, Gingin abzuschütteln. Doch ohne Erfolg.
    »Du schaffst es, Gingin!«, feuerte Natalie ihre Freundin an.
    Und tatsächlich, Gingin war oben!
    »Siehst du wo's langgeht?«, rief Natalie ungeduldig.
    Gingin hielt nach allen Richtungen Ausschau. »Dort ist der Ausgang!«
    »Prima, versuch dir irgendwie die Richtung einzuprägen.«
    Gingin schloss für einen Moment konzentriert die Augen, machte sie wieder auf und überprüfte ihr Gedächtnis auf das ihr dargebotene Bild. »Ich hab den Weg abgespeichert. Meinem Elbengedächtnis sei Dank.« Sie kletterte wieder leichtfüßig von den Hecken. Am Boden angekommen gab sie die Richtung vor, und die beiden bahnten sich ihren Weg durchs Labyrinth. Unterwegs stolperte Natalie über einen morschen Ast. »Du kleiner Tollpatsch«, zog Gingin sie auf.
    »Warum muss auch dieser dumme Ast mitten auf dem Weg liegen«, machte Natalie ihrem Ärger Luft und warf einen genauen Blick auf den Ast ... Ast? Er hatte eine grausame Ähnlichkeit mit einem Knochen! Natalie trat einen Schritt zurück und stieß einen spitzen Schrei aus. Am Wegrand lag ein Skelett!
    Daraufhin rannten die beiden, so schnell sie konnten, und erreichten schließlich keuchend den Ausgang des Labyrinths. Natalies Knie wurden weich, sie sank zu Boden.
    »Weißt du, wer das Skelett war?«, fragte sie Gingin.
    »Das war wohl die Frau, die letztes Jahr Schlagzeilen mit ihrem Verschwinden gemacht hat. Tja, ich würde sagen, wir haben sie gefunden«, schloss Gingin nüchtern.
    »Wir haben sie gefunden«, wiederholte Natalie mit den Augen rollend. »Ich bin über ihren Knochen gestolpert! Das werde ich mein Leben lang nicht vergessen.«
    Gingin zuckte mit den Schultern. » Sie hat selber schuld, wenn sieeinfach unüberlegt in ein Labyrinth rennt.«
    »Das haben wir doch auch gemacht. Und ihr Schicksal hätte ebenso uns ereilen können«, gab Natalie zu Bedenken.
    »Du hattest doch mich und meine Elbenspürnase dabei! Komm schon, Waffelchen, wir fahren zu dir nach Hause und schlürfen eine große Tasse Schokolade, dann wirst du dich wieder besser fühlen«, sagte Gingin zu Natalie und half ihr auf die Beine.

10. Kapitel
Der Elb

    Beim Verlassen des Parks durchschritten sie eine ausladende Marmortreppe, auf der sich viele Menschen drängelten. Im Gewühl wurde Gingin von einem jungen Mann angerempelt. »He!«, erboste sie sich. »Pass doch auf!«
    Der junge Mann drehte sich grinsend zu ihr um, und Gingin erstarrte. Es war der Elb! »Verzeihung, mein Fräulein.«
    Diesmal sah sich Natalie die Ohren genauer an, und tatsächlich, es waren spitze Ohren, die aus seinem blonden Haarschopf ragten. Spitze Elbenohren!
    »Bist du ein Elb?«, platzte es aus Gingin heraus, und der Mann lachte hellauf.
    »Ich bin nicht weniger ein Elb, als du es bist«, sagte er grinsend.
    Dann steckte er einen kleinen Briefumschlag in ihre Jackentasche. Geschmeidig verschwand er in der Menge und war wie vom Erdboden verschluckt.
    Gingin starrte ihm mit offenem Mund nach. »Was war denn das gerade für eine Aktion?«
    »Mach doch einfach den Brief auf«, drängte Natalie Gingin, die mit zittrigen Fingern den Brief hervorholte. Gingin riss den silberweißen Umschlag auf und holte ein schneeweißes Pergamentpapier heraus. Mit silberfarbener Tinte war eine kurze Nachricht verfasst worden:
    Du bist noch genauso schön wie vor sechshundert Jahren ...
    Dein Cévil
    »Das soll wohl ein Scherz sein«, sagte Gingin verwundert zu Natalie.
    »Das gibt es doch nicht!«, stieß Natalie hervor.
    »Wie meinst du das jetzt?«, fragte Gingin gekränkt.
    »Ich spreche nicht von deinem Aussehen«, wiegelte Natalie ab, die Gingins Eitelkeit kannte. »Sondern dass dieser Elb nun auch behauptet, dich vor langer Zeit gekannt zu haben. Wie dieser Artus!«
    Gingin riss die Augen auf. »Vielleicht gibt es einen Zusammenhang zwischen deinem

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