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Verliebt, verlobt, verflucht

Verliebt, verlobt, verflucht

Titel: Verliebt, verlobt, verflucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Neupauer
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zu dem Feuermännchen.
    Dieses drehte sich artig zur Laterne um und verdeckte mit seinen Echsenhänden seine Murmelaugen, während Natalie sich hastig umzog. Anschließend puderte sie noch einmal ihr Gesicht, ließ mit Bebittas Zauberstift einige Pickel verschwinden und trug etwas Rouge und Wimperntusche auf. Das Feuermännchen wartete nun bereits ungeduldig.
    Natalie schnappte sich ihre Drachenledertasche, trat zum Giebelfenster und öffnete es. Erst dachte sie, ein kühler Nachtwind würde ihr entgegenwehen, doch es war das Schlagen der Drachenflügel, das den kühlen Windstoß erzeugte. Natalie setzte sich auf das Fensterbrett. Sie schauderte. Der Drache schwebte nun einen Meter von der Mauer entfernt. Die schwarze, ledrige Haut glitzerte unheimlich und sah nicht gerade einladend aus. Wie sollte sie sich überhaupt an dem Drachen festhalten? Vielleicht an seinem Kamm? Und wie sollte sie auf seinen Rückengelangen?
    Wie zur Antwort stieß der Drache mit seinem Flügel bis an die Hauswand. »Soll ich den Flügel als Brücke benutzen?«, fragte Natalie das Feuermännchen. Dieses nickte bejahend. »Ganz genau! Aber beeilt Euch, denn Zanirra kann nicht ewig ihren rechten Flügel gerade halten.«
    Natalie holte tief Luft und ließ sich vom Fenstervorsprung hinabgleiten. Die Haut am Flügel war jedoch sehr glatt, weshalb Natalie beinahe den Halt verlor.
    »Was nimmt man für das Date mit einem gutaussehenden Kerl am Rosenteich nicht alles auf sich«, dachte Natalie. Dann zog das Drachenweibchen plötzlich den Flügel nach oben, sodass Natalie wie bei einer Rutsche auf den Rücken des Tieres glitt, wo sie sich sofort an den Höckern festhielt.
    Sie atmete schwer, ihre Knie zitterten. Gleichzeitig war sie erbost. Hätte dieser Drache sie nicht vorwarnen können?
    Mit einem Fauchen stieß Zanirra in die Lüfte hinauf. Natalie kreischte auf. Das Drachenfliegen hatte sie sich anders vorgestellt, es war nicht gerade bequem. Dagegen war das Fahren mit dem Trollbus das reinste Vergnügen. Der Drache trug sie immer höher in die Lüfte, mit jedem Flügelschlag drehte sich Natalies Magenum. Ihr wurde übel, hoffentlich dauerte der Flug nicht so lange wie eine Fahrt mit dem Trollbus. Sie wagte es, einen Blick in die Tiefe zu werfen, und bereute es sogleich. Ihr Turmzimmer war auf die Größe eines Balls geschrumpft, die Häuser unter ihr zu Spielzeugklötzen.
    »Wir fliegen aber ganz schön hoch«, dachte sie.
    Mit großen Flügelschlägen flog der Drache über die Häuser hinweg. Bald sah Natalie das Rathaus Peretruas mit seinem hohen Turm vor ihnen auftauchen. Zanirra legte sich schief und schlug eine Kurve um die Gebäude, Natalie hielt sich mit aller Kraft fest. Bald flogen sie vorbei an der blauen Fassade mit den goldenen Zinnen und Fenstern, hinter denen vielleicht gerade der Bürgermeister Peretruas saß und sich über den Artikel von ihrer Mutter ärgerte. Die goldene Kuppel des großen Turms von Peretrua erschien vor ihnen. Gerade als Natalie allmählich am Fliegen Gefallen fand, beugte sich der Drache nach vorne und begann einen Sturzflug.
    Natalie kreischte auf und klammerte sich ängstlich an dem Tier fest. Die Nachtluft peitschte ihr ins Gesicht. Mit ihrem Kreischen mischte sich der gellende Schrei des Drachen. Sie stürzten hinab in die Tiefe, hinab auf einen großen grünen Fleck zu, der wohl der Enowispark sein musste. Sie kamen den Baumkronen immer näher, Natalie sah bereits geschäftige Eichhörnchen in den Wipfeln umherflitzen, doch der Drache drosselte immer noch nicht das Flugtempo!
    »Mach endlich deine Augen auf«, brüllte Natalie schließlich aus Leibeskräften, und das Drachenweibchen schlug im letzten Moment einen Haken, um in einer Kurve über die Baumkronen zu gleiten.
    Sie näherten sich einer Lichtung unweit eines Teiches, auf der das Zeichen einer großen Drachenkralle brannte. Rotgolden brannte das Zeichen auf der Erde, ohne dass sich das Feuer auf das umliegende Gras ausbreitete. Es sollte wohl Zanirra den Landeplatz vorgeben, dachte Natalie. Einige Meter daneben stand eine männliche Gestalt. Natalies Herz pochte. Das musste Artus sein!
    Zanirra stieß abermals einen Schrei aus, den Natalie als Begrüßungsschrei deutete. Der Drache streckte seine Krallen aus und landete äußerst unsanft und abrupt auf der Wiese, sodass Natalie beinahe abgeworfen wurde und sich nur mit Mühe festhalten konnte.
    »Dein Flugstil war auch schon einmal eleganter, Zanirra«, begrüßte der Mann den Drachen lachend

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