Verliebt Verlobt Vergeltung - Roman
wegen der Bilanzen.
»Steve ist viel zu konservativ«, meint Carlton achselzuckend. »Er passt nicht zu unserer Firma. Wir brauchen jemanden, der sich was traut - der auch mal ein paar Risiken eingeht.«
»Steve war in Wharton und ist ein hervorragender Wirtschaftsprüfer!«, entgegne ich verärgert. »Sein Job ist das Bilanzieren und nicht das Spekulieren!«
»Sag ich doch. Genau das ist sein Problem, Maddy. Er versteht einfach nichts vom Geschäft.«
Ich runzele die Stirn. Dann stemme ich wütend die Hände in die Hüften. »Du willst doch nur deinen Vater mit geschönten Bilanzen beeindrucken«, stelle ich fest.
Carlton hebt die Hand. »Das ist nicht fair, Maddy. Steve hat von Anfang an den Eindruck gemacht, als wäre ihm die Arbeit zu viel und das Gehalt zu wenig. Ich bin froh, dass er jetzt geht, denn über kurz oder lang wollte er am Unternehmen beteiligt werden. So einfach ist das. Und ich sehe echt nicht ein, warum ich ihm einen Teil meiner Geschäftsanteile abtreten sollte. Du vielleicht?«
Jetzt ist es so weit.
»Ich habe ja gar keine Geschäftsanteile!«, schreie ich.
»Bitte, Maddy. Nicht schon wieder dieses leidige Thema. Sobald wir verheiratet sind, bekommst du die Hälfte meiner Anteile«, sagt Carlton. »Mein Dad wird darüber wenig erfreut sein - das kann ich dir jetzt schon sagen. Er kennt schon genug Frauen, die immer die Hälfte von allem wollten.«
»Herrgott noch mal, Carlton! Was erwartet er denn? Er könnte sich zur Abwechslung auch mal eine intelligente Frau suchen, eine die unabhängig ist und selbst was auf die Beine stellt. Aber nein. Dein Vater schmückt sich eben gern mit kleinen Kellnerinnen!«
Warnend hebt Carlton die Hand. »Hey! Das reicht jetzt«, sagt er scharf. »Immerhin ist es mein Vater, der dieses Unternehmen erst ermöglicht hat. Er hätte nicht Millionen von Dollar investieren müssen, damit wir uns unseren Traum von der eigenen Firma verwirklichen können.«
Ich starre Carlton an. Seine Pupillen sind ganz klein, wie schwarze Nadeln, sein Blick stechend, erbarmungslos. Einen Moment lang ist mir, als würde ich Forest Connors in die Augen schauen.
Mir stockt der Atem. Dann hole ich tief Luft, weiche wütend ein paar Schritte zurück. In Richtung Küche.
»Im Gegensatz zu deiner Stiefmutter Holly« - nun schreie ich wieder - »er arbeite ich mir meine Anteile. Und für Organics 4 Kids arbeite ich mir den Arsch ab!«
Carlton atmet tief durch. »Ich weiß, Schatz. Das tun wir beide.« Seine Stimme ist auf einmal ganz sanft. Er kommt auf mich zu und schließt mich in seine Arme. Da ist er wieder. Mein Carlton.
Ich rieche seinen herben Duft, der mich an den Wald erinnert. Eine Holzhütte im Wald mit einem knisternden Kaminfeuer. Ich schmiege mein Gesicht an seine Brust. Er streichelt mein Haar. Und einen Moment lang fühle ich mich wieder wie seine Julia.
Also belasse ich es dabei. Wider besseres Wissen lasse ich Steve Schultz kündigen. Vielleicht war Steve für unser kleines und innovatives Start-up wirklich zu konservativ.
Da vertraue ich ganz auf Carltons Urteil.
33
WAS SOLL ich nur anziehen? Was soll ich zur ersten Verabredung mit dem Killer meines Vertrauens anziehen? Nun ja, eigentlich ist er gar kein richtiger Killer. Eher so ein Mann fürs Grobe, glaube ich. Ein Schlägertyp. So einer, der bei jeder Bewegung grunzt, und dessen Bizeps so durchtrainiert ist, dass er die Arme nicht mehr anlegen kann, weshalb er immer wie ein Pinguin durch die Gegend läuft. So was stelle ich mir vor. Einen Gorilla.
Ich entscheide mich für Schwarz. Natürlich. Schwarze Hose, schwarzes T-Shirt und dann noch eine Baseballkappe und Sonnenbrille. Fertig ist Miss Inkognito. Als wäre ich ein berühmter Filmstar und würde mich mit einem berühmten Filmstarfreund treffen.
Ich habe mich doch gegen das Organics-4-Kids-Shirt entschieden, denn bei meinem Glück wäre es nicht ausgeschlossen gewesen, dass plötzlich eine ganze Horde Kinder das Starbucks stürmt und mich fragt, wo man das tolle T-Shirt kaufen kann. Mein Gorilla wird seine Komplizin auch so erkennen.
Ich gehe zu Fuß, denn der Coffeeshop ist ganz in der Nähe. Außerdem will ich nicht, dass mein Mann fürs Grobe mein Auto sieht. Eigentlich will ich überhaupt nicht, dass er irgendetwas über mich erfährt. Ich glaube, ihm geht es da genauso. Aber sicher bin ich mir nicht. Nur so ein Gefühl.
Es ist herrliches Wetter, aber ich lasse die draußen aufgestellten Tische achtlos links liegen und suche mir drinnen einen
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