Verliebt Verlobt Vergeltung - Roman
Platz. An einem Ecktisch - weit weg von der Theke und den Fenstern.
Und dann warte ich. Vor mir liegt aufgeschlagen Die Liebe
in den Zeiten der Cholera . Ein Buch ist immer gut und wirkt vor allem unverdächtig.
Ich beschließe, mich meinem Killer als Jane vorzustellen. Denn mein zweiter Vorname ist Jane, der Name meiner Mutter. Ich will nicht, dass er meinen richtigen Namen erfährt. Also werde ich statt Madeline Piatro einfach nur Jane sein.
So schlau bin ich. Clever wie eine CIA-Agentin. Kleide mich in Schwarz, benutze meinen zweiten Namen. Tja, wer würde mich da wohl noch erkennen?
Ich mache mich auf einen glatzköpfigen Schrank von Mann gefasst. Groß und bullig. Oder so einen schmierigen Biker in Lederkluft, der hinten auf dem Nacken einen Adler tätowiert hat.
Aber ganz bestimmt niemanden, der wie der junge Richard Gere aussieht.
Ein ziemlich heißer Typ in schnittiger Lederjacke. Meine Herren, ein richtiger Gentleman!
Ich stehe auf und winke ihm unauffällig zu. Als Richard Gere an meinen Tisch kommt, bemerke ich, wie lautlos und elegant er sich bewegt.
Ich reiche ihm die Hand. Er schaut kurz darauf, schüttelt sie dann und ich sehe, wie ein Lächeln über seine Lippen huscht.
»Hi, ich bin Jane«, stelle ich mich vor.
»Dick«, erwidert er.
Ha ha, wer’s glaubt.
»Ist das kurz für Richard?«, frage ich.
»Nennen Sie mich einfach Dick«, sagt er und nimmt mir gegenüber Platz. Er trägt übrigens auch eine Sonnenbrille. Als er sie sich lässig ins Haar schiebt, sehe ich seine Augen. Klare, dunkle, schöne Augen. Wie die Farbe schwarzen afrikanischen Kaffees.
Wow, mein Killer ist echt scharf .
»Normalerweise treffe ich mich nicht mit meinen Kunden«, sagt Dick, »aber Snoop ist ein alter Kumpel von mir, und er meinte, Ihr Bruder wäre okay.«
»Mein Bruder?«, frage ich und bereue es sofort.
»Haben Sie etwa keinen Bruder, der Ronnie heißt?« Dick macht schon Anstalten aufzustehen.
»Mein Bruder redet mit mir nicht über seine Freunde«, sage ich rasch. Und mir wird klar, dass Ronnie Snoop Santino also doch angerufen hat.
Dick sieht aus, als würde er sich nicht wohlfühlen.
»Möchten Sie etwas trinken, Dick?«, frage ich ihn. »Einen Cappuccino vielleicht?«
»Kaffee«, sagt er. »Schwarz. Oh, und einen großen Schoko-Cookie.«
Ooo…kay .
»Klar, kein Problem«, erwidere ich, stehe auf und flüchte an die Theke. Ich weiß nicht, ob ich die Situation beängstigend oder belustigend finden soll. Hier stehe ich nun und bestelle meinem Killer einen Keks. Aber haben wir nicht alle mal Gelüste auf einen leckeren Schoko-Cookie? Warum also nicht auch ein Killer.
Als ich zurückkomme, bringe ich ein ganzes Tablett mit leckeren Snacks mit. Dick schaut mich überrascht an.
»Sie sind ziemlich nett, Lady. Gar nicht so wie die anderen«, meint er, als ich mich wieder hinsetze. Ich nehme einen Schluck von meinem Latte und breche mir ein Stück von einem Zimt-Scone ab.
»Sie meinen, wie all die anderen, die sich auf blutige Weise rächen wollen?«
»Yeah. Die meisten Mädels würden sich so was nicht trauen. Obwohl … ich hatte da mal eine, die wollte, dass ich ihrem Mann zu einem kleinen Unfall verhelfe. Er hatte sie jahrelang betrogen, und irgendwann war sie es leid. Na, und da hat sie
mich eben angerufen. Eigentlich schüchtere ich die Leute nur ein - Sie wissen schon, nichts Ernstes. Wenn ein Typ seinen Dealer oder Buchmacher nicht bezahlt und so. Dann hat er auch nichts anderes verdient, finden Sie nicht auch? Kriegt er eben mich auf den Hals. Also ich meine, immerhin gab es da einen Deal. Und Deal ist Deal, finde ich. Abgemachte Sache, Hand drauf - da stiehlt man sich nicht einfach so davon. Das gehört sich nicht.«
Ich nicke. »Tja, was will man da machen?«, sage ich achselzuckend und hebe dabei theatralisch die Arme. Das ist sehr, sehr italienisch. Ich mutiere gerade zu einer Superitalienerin.
Dick nimmt sich den Cookie. Er ist so groß wie seine Handfläche und doch nach einem Biss schon halb verschwunden. »Ich sorge nur für ausgleichende Gerechtigkeit«, sagt er, den Mund voller schokobrauner Krümel. »So sehe ich das, Lady. Ich bringe ein bisschen Gerechtigkeit in eine ungerechte Welt.«
»Wie poetisch«, schwärme ich. Außerdem muss ich feststellen, dass mein Mann fürs Grobe in Sachen Tischmanieren nicht ganz so smart ist, wie sein Äußeres vermuten ließe.
»Aber immer schön der Reihe nach«, sagt Dick, dem ich eine Serviette reiche. Er betupft sich damit die
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