Verliebt Verlobt Vergeltung - Roman
mich nicht abholen, da er zur gleichen Zeit einen Telefontermin mit einem wichtigen Investor hat.
»Mach dir deshalb keine Sorgen«, hatte ich zu ihm gesagt, weil ich nicht schwach und hilfsbedürftig wirken wollte. Nein, ich würde stark sein und das alleine durchstehen. Wahrscheinlich bin ich nicht die Einzige, die da allein durch muss, dachte ich mir. Aber als ich dann in die Klinik kam, sah ich zu meiner Verwunderung auch Männer - einige sogar. Männer aller Hautfarben und jeder Herkunft, die ihren Frauen beistanden und schützend den Arm um sie gelegt hatten.
»Sie brauchen jemanden, der Sie nach Hause fährt«, lässt mich die Schwester am Empfang wissen. »Sonst dürfen wir Sie nicht entlassen.«
Also rufe ich Carlton noch mal an.
»Ich habe hier beide Hände voll zu tun, Schatz«, sagt er mit gedämpfter Stimme. »Warum rufst du nicht Heather an?«
»Weil ich niemandem davon erzählt habe!«, entgegne ich.
»In einer Stunde könnte ich da sein«, meint er. »Oder in zwei. Kann sein, dass es hier länger dauert.«
»Vergiss es. Ich nehme ein Taxi«, sage ich und bin dennoch überrascht, als er sofort zustimmt.
»Gute Idee. Bis zum Haus sind es ja nur zehn Minuten«, sagt er.
Ich schleiche mich aus der Klinik und fühle mich schuldig für alles, was geschehen ist.
Als Carlton an jenem Abend nach Hause kommt, bringt er mir einen Schokoladen-Milkshake mit und einen Teddybär. Er setzt sich neben mich aufs Sofa, legt mir seinen Arm um die Schulter, und wir schauen uns eine Wiederholung von Survivor an.
Ich drückt den Teddy an meine Brust, während die Tränen mir die Wangen hinablaufen. Warum müssen mir eigentlich alle Sachen schenken, die mich an Kinder erinnern?, fragte ich mich.
»Es war schon die richtige Entscheidung«, sagt er endlich. Seine Stimme klingt rau, doch kühl. »Denk einfach nicht mehr daran.«
Fassungslos sehe ich ihn an. »Für dich sagt sich das so leicht!«
»Viel schlimmer ist es, ein ungewolltes Kind in die Welt zu setzen«, sagt er, den Blick starr auf den Fernseher gerichtet. »Und vergiss nicht - es hätte dich umbringen können«, fügt er hinzu.
Wir gehen früh ins Bett, doch als ich am nächsten Morgen aufwache, entdecke ich, dass Carlton auf dem Sofa geschlafen hat. Unsere Trennung ist bereits in vollem Gange.
43
ABWÄGEND BETRACHTE ich den Rächer meines Vertrauens und sage:»Carlton hat ein Rennrad, mit dem er jeden Donnerstag von der Arbeit nach Hause fährt.«
Dick nimmt einen großen Schluck Kaffee. »Kein Problem. Unfälle mit Fahrerflucht sind meine Spezialität.«
»Nein, ich möchte, dass du das Rad stiehlst.«
»Jetzt pass mal auf, Jane. Um irgendeinem Typen sein verdammtes Fahrrad zu klauen, musst du nicht mich anheuern. So was macht dir jeder Junkie für einen Hunderter.«
»Es ist nicht einfach nur ein Fahrrad. Es hat mal Lance Armstrong gehört.«
»Der Typ von der Tour de France?«
»Genau der. Es war sein Trainingsrad. Als es für einen guten Zweck versteigert wurde, hat Carlton zugeschlagen. Er hat es sich auf Firmenkosten geleistet und ist dann mal ein Amateurrennen damit gefahren - für den guten Zweck, versteht sich. Das ist nicht irgendein Fahrrad, sondern ein Statussymbol, und wenn Carlton damit fährt, bildet er sich ein, Lance Armstrong zu sein. Das Fahrrad gibt ihm einen ganz besonderen Kick. Weil es mal Lance gehört hat, ist es natürlich auch viel mehr wert als ein normales Fahrrad. Carlton bewahrt es im Haus auf, sicher hinter Schloss und Riegel.«
»Kein Problem«, versichert mir Dick. »Meine Kumpels Mr Zange, Mr Brecheisen und Mr Drahtschneider werden sich darum kümmern.«
»Ach, du bist eben ein richtiger Profi«, seufze ich.
Dick lächelt und lässt seine weißen Zahnkronen blitzen.
»Aber du müsstest bei der Gelegenheit noch etwas anderes
mitgehen lassen - etwas, das wirklich sehr schwer zu entwenden ist. Und zwar eine Uhr. Eine Armbanduhr, um genau zu sein. Das Problem dabei ist nur, dass Carlton sie so gut wie nie ablegt.«
»Na, das klingt schon besser«, sagt Dick. »Willst du die Uhr samt Arm?«
»Nein, muss nicht sein.«
»Okay, ohne Arm. Schon verstanden.« Dick klopft sich auf den Kopf. »Keine Gewalt, keine Verstümmelung - vergesse ich immer. Ich werde ihm also nur drohen, ihm meine Marlon Brando an die Schläfe setzen.« Dick klopft sich auf die Seite seiner Jacke, unter der er die Pistole trägt.
Dann bläst er beide Backen auf und gibt wieder eine kleine Paten-Vorstellung mitten im Starbucks.
»Ich
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