Verliebt verlobt verhaftet - Roman
den Korridor zu ihrem Büro entlang. An der Tür trat sie einen Schritt beiseite und lud Savannah mit einer Geste ein, als Erste einzutreten. Savannah gehorchte und setzte sich auf den Stuhl, der am nächsten zur Tür stand.
Lillian durchquerte den Raum, nahm hinter ihrem Schreibtisch Platz und zog einen Block und den Silberfüller heran, den Mike ihr zu ihrem letzten Geburtstag geschenkt hatte, als wäre dies ein Geschäftstermin. »Was kann ich für Sie tun?«, wiederholte sie.
Savannah kaute unruhig auf ihrer Unterlippe und schien sich ein wenig unbehaglich zu fühlen. Lillian fragte sich, um welche Art von Gefallen die junge Frau sie wohl bitten würde. Sie erwartete doch wohl nicht, dass sie sich auf irgendetwas Gesetzwidriges einließ, oder?
»Aus diesem Job im Fat Cat ist nichts geworden, außerdem habe ich gerade bei Valeen’s gekündigt und …«, erklärte Savannah schließlich. »Na ja, ich tue das wirklich sehr ungern, aber ich würde gern auf Ihr Angebot zurückkommen, einige Leute für mich anzurufen. Ich bin klug, gut ausgebildet und scheue keine harte Arbeit.« Savannah beugte sich vor, als lege sie ihren Fall einem feindselig gestimmten Richter dar.
Lillian hatte fast Mitleid mit ihr, wenn auch nur so lange, bis ihr Blick auf dem Bericht hängen blieb, den Lainie an diesem Morgen herübergeschickt hatte. Diese Frau stand im Verdacht, mehr als fünfzigtausend Dollar Schulden angehäuft zu haben. Lillian hatte keine Ahnung, wie jemand in diesem Alter und mit diesem Einkommen die Bank dazu gebracht hatte, ihr Kredite in derartiger Höhe zu gewähren, aber sie war sicher, dass sie sie nicht auf ehrliche Weise bekommen hatte. Viel wahrscheinlicher war, dass sie zehn oder zwölf Kreditkarten gleichzeitig benutzt hatte, in der Hoffnung, dass ihr niemand auf die Schliche kam. Und es sah ganz so aus, als hätte sie Erfolg damit. Wahrscheinlich benutzte sie immer eine Kreditkarte, um die Schulden für die zweite zu begleichen und so weiter und so weiter - so lange, bis ihr Kartenhaus eines Tages in sich zusammenstürzte, weil es keinerlei Fundament hatte.
Das war nicht die Sorte Mensch, die sie ihren Freunden als Mitarbeiterin empfehlen würde, doch sie wollte verhindern, dass Savannah die Beherrschung verlor und sich zu noch kriminelleren
Taten hinreißen ließ, also lächelte sie und machte sich eine Notiz auf ihrem Block. »Ich rufe ein paar Leute an und sage Ihnen Bescheid. Vielleicht Anfang nächster Woche?«
Savannah sah sie niedergeschmettert an, rutschte auf ihrem Stuhl zurück und schloss mit einem abgrundtiefen Seufzer die Augen. »Ich hatte gehofft, Sie könnten mir helfen, vielleicht etwas schneller eine neue Arbeit zu finden. Ich bin, na ja, ein wenig knapp bei Kasse«, fügte sie leise hinzu, als koste sie dieses Eingeständnis enorme Überwindung.
»Na ja, im Detail hatte ich noch nicht darüber nachgedacht. Aber es gibt jemanden, den ich sofort anrufen könnte, wenn Sie wollen. Er besitzt ein Möbelgeschäft ein Stück die Straße hinunter.«
Savannah schlug die Augen auf und schenkte Lillian ein Oscar-reifes dankbares Lächeln. »Vielen Dank.«
Lillian ermahnte sich, dass dieses unschuldige Benehmen nichts als Fassade war - reine Fassade. Sie griff nach dem Hörer und rief ihren Freund von Mansion’s Furniture an. Sie tauschten die üblichen Höflichkeitsfloskeln aus, während Savannah vor ihr saß und wartete. Lillian lächelte zuversichtlich. »Hast du übrigens diese freie Stelle im Verkauf von neulich schon besetzt? Ich habe hier jemanden im Büro sitzen, die sich dafür interessiert«, erkundigte sie sich.
Lillian bemühte sich um eine enttäuschte Miene, fürchtete jedoch, keine annähernd so gute Schauspielerin wie Savannah zu sein. Deshalb klang ihr mitfühlender Ton ein klein wenig aufgesetzt, als sie sagte: »Oh, nein. Ich hatte ja völlig vergessen, dass du mir gestern erst erzählt hast, die Stelle sei bereits vergeben. Tut mir leid, wenn ich dich belästigt habe.« Sie legte auf, bevor ihr Freund ihr eine andere
freie Stelle vorschlagen konnte, zuckte die Achseln und wandte sich Savannah zu. »Tut mir wirklich leid. Die Stelle ist gestern besetzt worden. Ich muss es vergessen haben. Sie wissen ja, wie das ist, wenn man älter wird. Das Gedächtnis verwandelt sich in das reinste Sieb.« Lillian schüttelte den Kopf, als wolle sie demonstrieren, dass ihr Kopf nichts als ein paar alte Wollmäuse beherbergte, obwohl sie nicht die geringste Mühe hatte, sich an irgendetwas
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