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Verliebt, verlobt - verrueckt

Verliebt, verlobt - verrueckt

Titel: Verliebt, verlobt - verrueckt
Autoren: Amelie Fried , Peter Probst
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hat mit einem Orgasmus so viel zu tu n, wie eine Fah rt in der Geisterbahn mit einem Strandspaziergang.
    Kaum waren nach Beginn der Wehen sechsunddreißig Stunden vergangen, schon hielt ich mein erstes Kind im Arm. Anders, als ich es mir vorgestellt hatte, wurde ich nicht von heftigen Emotionen überschwemmt, ich weinte nicht einmal. Ich war so erschöpft, dass ich kaum mehr etwas fühlte, außer einem leichten Staunen über dieses Wesen, das anscheinend aus einem anderen Universum zu mir gekommen war und aussah wie eine Kreuzung aus E. T. und einer Schildkröte. Peter ließ seinen Tränen freien Lauf, was ich dem Moment als durchaus angemessen empfand. Einer muss ja schließlich weinen.
    Ein Kind schlägt ein wie eine Bombe und wirbelt die beschauliche Zweisamkeit eines jungen Paares völlig durcheinander. Alles ist plötzlich neu und anders. Mit einem Mal hat man die Verantwortung für ein Lebewesen, das zwar außerhalb von einem selbst existiert, mit diesem Selbst aber untrennbar verbunden ist. Und dieses Lebewesen legt äußerst eigenwillige Verhaltensweisen an den Tag. Es hat ständig Hunger, schreit ohne Grund und widerlegt mühelos die Behauptung, kleine Kinder würden die meiste Zeit schlafen.
    Als mir klar wurde, dass mit der Geburt nicht die größte Anstrengung geschafft war, sondern die meiste Mühe noch vor mir lag, bedauerte ich kurz, mit meinem Mann nicht zuvor noch eine Weltreise gemacht oder einige unbeschwerte Jahre verbracht zu haben. Warum hatte ich es bloß so eilig gehabt, meine Freiheit loszuwerden und mich in die Sklaverei der Mutterschaft zu begeben?
    Denn um nichts anderes handelt es sich. Tag und Nacht ist man in der Hand eines kleinen Tyrannen, der rücksichtslos seine Bedürfnisse artikuliert und obendrein jedes Recht hat, deren Erfüllung einzufordern. Dem einzigen brauchbaren Buch, das ich zu diesem Thema las (Barbara Sichtermann: » Leben mit einem Neugeborenen«), entnahm ich die Empfehlung, sich dieser Sklaverei am besten zu beugen und sich für eine gewisse Zeit als Butler des Babys zu betrachten. Als ich diese Rolle einmal akzeptiert hatte, ging es mir tatsächlich besser.
    In diesen ersten Wochen entscheidet sich oft schon, welche Beziehung der Vater zu seinem Kind aufbauen kann. Viele Mütter reißen alles, was mit dem Baby zu tun hat, an sich, anstatt den Vater einzubeziehen und um Unterstützung zu bitten. Ein großer Fehler, denn bei dieser Rollenverteilung bleibt es meistens. Viel besser ist es, dem Vater einen Teil der Verantwortung zu überlassen.
    So gewöhnte ich mich bald daran, dass mein Mann dem Baby grundsätzlich die Strampler falsch herum anzog, oft in Kombination mit zwei verschiedenfarbigen Söckchen. Einmal hatte mein Sohn einen aufgemalten Schnurrbart im Gesicht, der ihm das Aussehen des Politikers Peter Gauweiler verlieh, ein anderes Mal fand ich die Babywippe mit dem schlafenden Kind vor der laufenden Waschmaschine. Nichts davon hat dem Kleinen geschadet, aber der Beziehung zwischen Vater und Sohn waren diese Phasen der Zweisamkeit sicher sehr zuträglich. Und für mich war es eine große Entlastung, dass Peter in der Lage war, das Kind unfallfrei zu versorgen.
    Ã„hnlich wie auf einer Abenteuerreise lernt man den Partner in dieser Situation noch mal besser kennen. Die Grundzüge der Persönlichkeit kommen verstärkt zum Vorschein. So war ich als notorische Perfektionistin zu Beginn mit dem Baby zwar fürsorglich und liebevoll, aber auch gestresst und unter dem ständigen Druck, alles richtig machen zu wollen. Peter war viel entspannter und eher neugierig darauf, was für Erfahrungen auf ihn warteten.
    Wenn wir mit dem Kind das Haus verließen, packte ich den halben Hausstand ein, um für alle Eventualitäten gerüstet zu sein, während Peter fand, eine Ersatzwindel und der Schnuller wären Ausrüstung genug. Wenn Leo wegen seiner Drei-Monats-Koliken nicht zu schreien aufhörte, und ich kurz davor war, mit ihm ins Krankenhaus zu fahren, griff Peter sich den Kleinen, nahm ihn in die » Flieger«-Position und lief mit ihm in der Wohnung auf und ab, bis er einschlief.
    In diesen (und unzähligen anderen) Momenten danke ich dem Himmel dafür, nicht alleinerziehend zu sein. Peter und ich sind als Eltern sicher nicht perfekt, aber jeder von uns gleicht gewisse Defizite des anderen aus, und so ergeben wir gemeinsam ein ziemlich gutes Team. Wenn
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