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Verliebt, verlobt - verrueckt

Verliebt, verlobt - verrueckt

Titel: Verliebt, verlobt - verrueckt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amelie Fried , Peter Probst
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allem nach Sicherheit sehnte. Die konnte Bernd ihr auf jeden Fall garantieren. Ich wurde Trauzeuge und gelobte, die Ehe im Krisenfall unter Einsatz aller meiner Kräfte zu verteidigen. Dazu kam es lange nicht, die beiden meisterten tapfer zwei Schwangerschaften, Lydias beruflichen Wiedereinstieg als Pressefrau einer Kabarettbühne und Bernds Nicht-Beförderung zum Filialleiter. Sie taten sich gegenseitig gut, er wurde etwas aktiver, sie gewann das Vertrauen in die Menschheit zurück. Bernds Mutter dankte mir nicht nur einmal überschwänglich dafür, dass ich diese Traumehe gestiftet hatte.
    Dann kam der Tag, an dem Bernd schwitzend und bleich vor meiner Tür stand. » Sie hat einen anderen«, sagte er. Ich bat ihn herein. Amelie begriff sofort, dass es sich um eine Angelegenheit handelte, die unter Männern besprochen werden musste, und zog sich zurück. Ich gab Bernd ein Bier und fragte, wie er es herausgefunden habe. Er zählte eine Reihe von Verdachtsmomenten auf. So habe sich Lydia zum Beispiel kürzlich eine neue Frisur zugelegt, kurz und blond gefärbt. Das klang in der Tat verdächtig. Außerdem habe sie ihn zu einem Tangokurs überreden wollen und sich, nachdem er nicht gleich begeistert reagiert habe, einfach mit einer Freundin angemeldet. » Dann ist es jemand aus dem Kurs«, sagte ich.
    Doch da war Bernd sich nicht so sicher. Er hatte auch einen der neuen Schauspieler an Lydias Theater in Verdacht sowie den Kollegen, den man ihm bei der Besetzung der Filialleiterstelle vorgezogen hatte.
    Und jetzt kam mein Einsatz: Bernd ging davon aus, dass ich als Autor von Krimis mit diversen Beschattungstechniken vertraut war. Er bot mir sogar Geld an, wenn ich mich eine Weile an Lydias Fersen heften und herausfinden würde, mit wem sie die Ehe brach. » Vielleicht ist es ja nur ein Flirt«, sagte ich. Bernd schüttelte den Kopf. Lydia sei bereits aus dem gemeinsamen Ehebett ausgezogen. » Das ist natürlich mehr als verräterisch«, musste ich zugeben.
    Ich habe mich als Drehbuchautor nicht nur in die seelischen Abgründe zahlreicher Mörder, sondern auch in die untreuer Ehefrauen hineinversetzen dürfen. Ich habe beschrieben, wie sie sich lange standhaft gegen die Versuchung wehren und zuletzt doch schwach werden, wie sie dann Verlangen mit Liebe verwechseln und eine oft über Jahre gehegte und gepflegte Ehe für irgendeinen nichtswürdigen Kerl aufs Spiel setzen. Beim Schreiben bin ich manchmal in einen Zustand alles umfassender Eifersucht geraten, habe in jeder Frau die Verräterin gesehen und sogar Amelie zu misstrauen begonnen. Zu meinem Glück konnte sie mich immer wieder rasch aus meiner überhitzten Phantasiewelt auf den Boden der Tatsachen zurückholen. Denn kaum etwas ist anstrengender als Eifersucht.
    Das spürte ich auch, als ich zum ersten Mal unauffällig Lydia folgte. Sie war unterwegs zur Volkshochschule und ich fand, dass ihr Gang für eine verheiratete Frau ein wenig zu lasziv war. Gut, sie strebte zu einem Tangokurs und war innerlich vielleicht schon beschwingt, aber wenn ich auf ihre Hüften blickte, sah ich doch etwas Aufreizendes, das ich bei ihr noch nie bemerkt hatte. Vor der Volkshochschule traf Lydia auf zwei Paare. Ich registrierte, dass ihr bei einem der Männer der Begrüßungskuss leicht verrutschte und nicht nur dessen Wange, sondern den Mundwinkel traf. Sollte sie sich wirklich an einen gebundenen, möglicherweise sogar verheirateten Mann herangemacht haben? Ich hatte von untreuen Frauen gehört, die sich genau auf diesen Typus spezialisiert hatten– angeblich, um die eigene Ehe nicht zu gefährden. Wenn das stimmte, waren die Verhältnisse wenigstens von Anfang an klar: Es ging um Sex, nicht um Bindung. Mein Gott, wie falsch hatte ich Lydia über all die Jahre eingeschätzt! Sie war nicht nur die patente Mutter, die bei allen Problemen ihrer heranwachsenden Töchter Rat wusste, sie war nicht nur die loyale Ehefrau, die ihren antriebslosen Mann unermüdlich vitalisierte und gegen Spötter in Schutz nahm– sie war auch ein Luder.
    Ich stand auf einer Brüstung und äugte von draußen in den Saal. Lydia war eine eifrige Schülerin. Der Tangolehrer wählte sie gern aus, um mit ihr etwas zu demonstrieren. Dabei glitt seine Hand nicht nur einmal wie aus Versehen über ihren Hintern. Es gab mir einen Stich und mir wurde klar, dass er instinktiv spürte, dass sie

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