Verliebt verlobt Versace Roman
blassblauen Bademäntel, und ich nahm an, dass ich mich ausziehen sollte. »Aber wenn man sich von jemandem trennt, muss man etwas verändern. Sie kennen doch den Song ›Wash that man right outta your hair‹? Nun, ich werde Ihnen Ihren Mann aus den Haaren schneiden.«
Jenny bediente sich von einem Teller mit Brownies, die an der Theke neben der Tür standen. »Ich denke, ein schicker kleiner Bob, was Klassisches«, brummelte sie mit einem Mund voller Pekannüsse.
Gina wirbelte mich herum und betrachtete mein Haar aus jedem Blickwinkel. »Tolle Wangenknochen, ein Bob sähe da gut aus. Vielleicht ein paar Strähnchen …«
»Ach ich weiß nicht, ich finde nicht, dass ich der Strähnchentyp bin«, stotterte ich und bekam es mit der Angst zu tun. Strähnchen klingen verdächtig nach weißen Jeans und Glitzerweste, was nicht mein Fall war.
Gina sah mich streng an und wandte sich dann an Jenny. »Sie wird mir doch keine Schwierigkeiten machen?«, fragte sie.
Jenny schüttelte rasch den Kopf. »Äh, geh einfach sanft um mit diesem Mädchen, Gina. Sie hat einiges durchgemacht.« Und verdrückte einen weiteren Brownie.
Ich setzte mich in den Shampooniersessel und ließ Gina das »Vorher«-Foto mit einer Kamera machen, auf der das Rapture Logo zu sehen war. Als sie mich einschäumte, gratulierte ich mir dazu, dass ich mir die Haare, die wirklich eklig gewesen waren, am Morgen bereits gewaschen hatte.
»So, meine Liebe«, forderte Gina mich auf, »erzählen Sie uns was von sich.«
»Nun«, in den Haarwaschstuhl war ein wunderbares Gerät zur Rückenmassage eingebaut, dem ich mich willenlos auslieferte, »ich bin gewissermaßen Schriftstellerin, ich schreibe die Bücher zu Kinderfilmen und TV-Shows und so.«
»Tatsächlich? Hört sich nach Spaß an«, meinte Gina und ging nun dazu über, das Shampoo einzukneten. Autsch, das war ein wenig zu kräftig. »Irgendwas dabei, was wir kennen?«
»Schon möglich«, murmelte ich und ließ mir von Gina die Kopfhaut bearbeiten. »Ich habe so gut wie an jedem Kinderfilm mitgearbeitet, der in den letzten fünf Jahren rausgekommen ist, große grüne Oger, radioaktive Spinnen, sprechende Schildkröten.«
»Wie lustig!« Sie nickte und drückte mir ihre Knöchel in die Schläfen.
Ooohhh.
»Anfangs ist es das, aber wissen Sie, nach einer Weile ist es ein Job wie jeder andere.«
»Und was würden Sie gern machen?«, meldete sich Jenny vom nächsten Shampooniersessel. »Wenn Sie es sich einfach aussuchen könnten, was würden Sie dann tun?«
»Ich weiß es nicht«, schnurrte ich und gab mich der wunderbaren Shampoomassage hin. »Vermutlich wäre ich gern eine richtige Schriftstellerin, Sie wissen schon, meine eigenen Sachen schreiben. Ich hatte bisher nur einfach keine Zeit dazu.«
»Aber jetzt haben Sie Zeit dafür«, sagte Jenny. Es hörte sich an, als wäre sie schon wieder bei den Brownies. Über diese Frau wusste ich bis jetzt nur, dass sie einen auf die netteste Weise tyrannisierte und mehr aß als jeder, den ich sonst kannte, obwohl ihre Taille in etwa den Umfang meines linken Schenkels hatte. »Sie stehen jetzt doch unter keinem Termindruck, oder?«
»Nein«, musste ich zugeben. »Im Moment habe ich nichts zu tun.«
»Dann bleiben Sie hier und schreiben«, sagte sie, während Gina meinen Kopf in ein Handtuch wickelte und mich in den Stylingbereich führte. »Sie sind in New York, das ist doch wohl der beste Platz auf Erden, um Schriftsteller zu sein. Tausende Bücher wurden von Manhattan inspiriert.«
Gina schnaubte. »Nenn eins davon, Jenny Lopez, und ich gebe dir auf der Stelle hundert Dollar.«
»Ja nun, praktisch gesehen, bin ich keine Leserin«, Jenny malte Anführungszeichen in die Luft. »Aber ich muss mich in mein Thema vertiefen. Ich lese jede Menge Selbsthilfebücher.«
»Wenn du damit meinst, dass du dir jede Menge Selbsthilfebücher kaufst und sie in unserem Apartment verstreut herumliegen lässt, dann ja, dann hast du recht«, stänkerte Gina.
»Dann wohnen Sie also zusammen?«, hakte ich nach, im Versuch, die Blicke abzumildern, die Jenny wie Dolche auf Gina schleuderte. Dürfte lustig zugehen in diesem Haushalt.
»Tun wir, bis Gina am Mittwoch auszieht«, erwiderte Jenny unter vorgetäuschtem Schluchzen. »Ich fass es nicht, dass du mich verlässt, nur um Leiterin eines Salons zu werden.«
Gina begann mein Haar glatt nach unten zu kämmen und den Scheitel festzulegen, Mitte, links, rechts, wieder Mitte. »Ja sicher, irgendein Salon. Und nicht
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