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Verliebt verlobt Versace Roman

Verliebt verlobt Versace Roman

Titel: Verliebt verlobt Versace Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Kelk
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einfach ständig tragen. Bei jeder Gelegenheit. Tag für Tag.
    »Sonst noch etwas?«, flötete das Mädchen.
    Ich lächelte sie fiebrig an. »Ich brauche noch eine Unterarmtasche.«
     
    Um tausend Dollar ärmer und um zwei erstaunliche Handtaschen reicher, schritt ich über die Bloomingdale’s-Stufen hinaus in die sengende Sommerhitze. Ich sagte mir, dass ich dieses Stück für die 500 Pfund, um die ich den bösen Jungen erleichtert hatte, auch gleich benutzen musste, und rollte mein kleines Kunstlederwunder ganz klein zusammen und ließ es in meiner Großen Braunen Tasche verschwinden.
Verglichen mit der Innenstadt gestern, ging es hier am Broadway recht ruhig zu. Ein paar Touristen in Kampfshorts und mit roten Schultern und ständig klickenden Digitalkameras, wohingegen die Reichen und Schönen ohne erkennbare Berufstätigkeit durch die Läden zogen und sich zwischen Mercer, Spring und Prince Street hin und her bewegten, die dürren Unterarme von schweren steifen Papiertüten nach unten gezogen. Ich brauchte diese Mädchen keine Minute lang anzustarren, um zu merken, wie hungrig ich war. Zum Glück befand ich mich hier in New York City, und Starbucks war nirgendwo mehr als zwei Minuten weit entfernt. Rasch einen Muffin, sagte ich mir, als ich dankbar einen multinationalen klimatisierten Raum betrat, und dann werde ich zum Hotel zurückfahren.
    Meine Versprechen waren kurzlebig. War das Beobachten der Leute vor Bloomingdale’s schon hochinteressant gewesen, so kam das zehnminütige Schlangestehen bei Starbucks einem Dokumentarfilm von David Attenborough gleich. Noch nie hatte ich eine Ansammlung derart unterschiedlicher Menschen gesehen. Weitere dürre Frauen bestellten sich fettfreie Koffeingetränke, Geschäftsmänner hielten bei Blaubeerscones Konferenzen ab, süße Musenjünglinge diskutierten eifrig die neueste Gitarrenband (und bestellten noch nicht mal einen Kaffee - Rebellen!). Aber die zahlenmäßig größte Gruppe waren die Männer und Frauen, die uns restliche Gäste vollkommen ignorierten und verzweifelt auf ihre Laptops einhackten, was sie nur unterbrachen, um ihre drahtlose Internetverbindung zu überprüfen, laut zu seufzen und von ihren großen Getränken zu trinken.
    »In diesem verdammten Lokal kriegt man nie einen Platz«, schnaufte der Mann hinter mir. »Blöde Blogger.«
    Ich drehte mich um und lächelte höflich, obwohl ich
nicht wusste, wovon er sprach, sondern davon ausging, dass er mich meinte. Er starrte mich daraufhin an, als wäre ich geisteskrank.
    »Blogger?«, fragte ich ihn und kam mir plötzlich sehr englisch vor, als er mir einen vernichtenden Blick zuwarf.
    »Was?«, bellte er. Offensichtlich redete er doch nicht mit mir.
    »Entschuldigung«, murmelte ich, während ich mich abwandte und nach einem Felsen Ausschau hielt, hinter dem ich mich verkriechen konnte.
    »Sie sagten was über Blogger, ich dachte, Sie meinten …«, und ließ den Satz dann unbeendet im Raum stehen und starrte intensiv auf die Gebäckvitrine.
    »Oh«, sagte er, aber noch immer nicht so, dass man es hätte freundlich nennen können. »Ich habe nur laut gedacht. Nie kann man sich bei Starbucks hinsetzen, wegen all dieser schwanzlutschenden Blogger, die ihre jämmerlichen Schmähreden über ihr beschissenes kleines Leben ins Netz stellen. Das kümmert keinen, Leute! Sucht euch doch echte Freunde zum Reden!«
    An diesem Punkt ereiferte er sich wirklich schreiend über die Laptop-Brigade, und ich wünschte mir sehr, ihn nicht zu diesem Gespräch ermutigt zu haben.
    »Der Nächste?«
    Gerettet von der Kaffeebestellung.
    Ich bestellte mir einen Muffin und einen Americano zum Mitnehmen und winkte mir sofort ein Taxi herbei. Ich hatte heute immerhin schon einmal die Subway benutzt, und meine Marc-Jacobs-Schulranzentasche war nun wirklich nicht dazu angetan, sich unters gemeine Volk zu mischen.
    »Das Union Hotel am Union Square«, sagte ich und lehnte mich zurück, als wir vom Broadway abbogen. Ich
achtete sehr genau auf Straßenschilder, versuchte aber weitere, die Kreditkarte strapazierende Shoppinggelegenheiten geflissentlich zu übersehen. Die East Houston runter und dann die Bowery hoch, oder war es die Fourth Avenue? Ich war verwirrt, aber glücklich verwirrt.
    »Machen Sie Urlaub?«, schrie der Taxifahrer durchs Gitter.
    »Ja«, rief ich zurück und nahm glücklich die Sehenswürdigkeiten in mich auf. »Ich bin auf Urlaub hier.«
    »Ein Mädchen wie Sie ganz allein?«, fragte er. »Ich treffe selten auf

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