Verliebt verlobt Versace Roman
herzhaft. Ich fragte mich, wie er wohl aussehen mochte. Seine Haare standen bestimmt in alle Richtungen ab, und er hatte sicherlich Liegefalten im Gesicht. »Hör zu, wollen wir am Mittwoch was zusammen unternehmen? Möchtest du ins MoMA gehen?«
»Hört sich gut an«, sagte ich, erleichtert, dass mir zwei Tage blieben, um wieder einen klaren Kopf zu bekommen und mich zu fragen, was MoMA war.
»Cool, dann treffen wir uns also um drei Uhr vor dem Haupteingang?«
»Perfekt, bis dann also.« Anstatt nach dem Spencer Media Gebäude Ausschau zu halten, ertappte ich mich bei der Frage, was er wohl im Bett anhatte. Gut möglich, dass er jetzt nackt durch seine Wohnung lief. Nicht die richtige Gedankenkette. Pfui, Angela!
»Gut, Angela«, sagte Mary, die mit meinen Tagebüchern in der Hand ihr Büro durchmaß. »Es ist wirklich gut. Es hat Tempo, es ist komisch - bis ein wenig verrückt -, und ich denke, dass ich mich als Leserin für diese Männer, mit denen Sie sich verabreden, interessieren könnte. Sie treffen sich noch immer mit beiden?«
»Ja«, sagte ich, wobei ich sie besorgt beobachtete und nach dem Kaffee Ausschau hielt, der mir beim Hereinkommen angeboten worden war. »Tue ich, aber ich habe ein seltsames Gefühl dabei. Ich weiß nicht, vielleicht sollte ich mich nur noch mit einem treffen. Oder das Ganze ein wenig langsamer angehen lassen, mit einem. Oder beiden. Nun irgendwie.«
»Das finde ich nicht«, sagte Mary und setzte sich endlich hinter ihren Schreibtisch. »Wenn Sie diesen Blog machen wollen, dann verabreden Sie sich weiterhin. Wir müssen ihnen Spitznamen geben, damit Sie nicht gerichtlich belangt werden können - ich werde sie Wall Street und Brooklyn nennen - sie sind Ihre Geschichte, bis sich irgendwas oder irgendwer anderes ergibt.«
»Sieht so aus«, sagte ich zögernd. Ich hätte die unter Koffein geschriebenen Seiten noch mal durchlesen sollen, aber ich wollte den Job unbedingt machen. »Alex treffe ich am Mittwoch, aber mit Tyler habe ich noch nichts vereinbart.«
»Dann tun Sie das.« Mary ließ ihre Sekretärin hereinkommen und reichte mir eine Visitenkarte. »Sie schicken mir Ihre Kolumne täglich um vier Uhr per E-Mail, ich brauche genaue Angaben, was die Treffpunkte angeht, und lassen Sie die schmutzigen Details aus. Wir wollen die Leser dafür interessieren, wo Sie bei Ihren Rendezvous hingehen, welchen Mann Sie sich herauspicken werden, aber Kicks durch Ihr Sexleben brauchen sie nicht zu bekommen.«
»Gut«, ich nickte eifrig, »das lässt sich machen.«
»Dann schicken Sie mir Ihren Text also täglich um vier Uhr. Am Donnerstag habe ich ein Treffen mit dem Redaktions- und dem Marketingteam, und wenn Ihre Texte weiterhin diesen Standard halten, werde ich sie dem Team unterbreiten.«
»Danke«, erwiderte ich völlig benommen. »Ich werde Sie nicht enttäuschen, Mary.«
»Nein, das sollten Sie lieber nicht«, meinte sie und kehrte an ihren Computer zurück. »Kommen Sie am Freitag um vier Uhr zu einer Nachsitzung hierher, dann werden wir darüber sprechen, wie wir Angelas Abenteuer platzieren.«
» Angelas Abenteuer ?« Ich verließ das Büro mit einem Lächeln und einem linkischen Winken. »Dann bis Freitag. Danke, Mary.«
Ich trat blinzelnd ins Sonnenlicht, ohne recht zu wissen, was gerade passiert war, aber ziemlich sicher, dass das Treffen gut gelaufen war. Während ich vor dem schrecklichen Neonmoloch namens Toys’R’Us innehielt, dauerte es eine ganze Minute, bis ich dahinterkam, was das Vibrieren an meiner Hüfte zu bedeuten hatte, denn ich hatte nach meinem Anruf bei Alex mein Mobiltelefon in meine Hosentasche
gesteckt. Vor über einer Woche hatte ich meine letzte SMS bekommen und fast vergessen, dass es so etwas gab. Dass so etwas passieren konnte?
Hi Mittagsbesprechung gestrichen, habe im Tao res.Wäre schade drum. Missbrauchst du mit mir mein Spesenkonto um 13:00?
Es war Tyler.
Ich hatte mir geschworen, es heute endlich aufs Empire State Building zu schaffen, aber ich musste jetzt an andere Dinge als meine Touristenziele denken.
Meine Kolumne.
Mary hatte mir schließlich nahegelegt, was mit Tyler zu planen, oder? Sie zwang mich praktisch dazu, sein Angebot anzunehmen. Und vom Tao hatte sogar ich schon gehört, angeblich ein ganz schicker Laden. In Hinblick auf meine Karriere und meinen Magen sagte ich per SMS zu und versuche dabei möglichst nicht an den Marathon von vergangener Nacht zu denken. Was allerdings nicht leicht war. Während ich durch
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