Verliebt verlobt Versace Roman
erst seit einem Tag als Bloggerin engagiert. Und es gab so viel zu berichten, den gestrigen Lunch mit Tyler, die Vereinbarung der zweiten Verabredung mit Alex, die Entdeckung der Halskette, alles, aber ich wusste nicht, wo ich anfangen sollte. Also tippte ich den Testtext »Vogel Quax zwickt Johnys Pferd Bim« ein und ging mich anziehen. Mit Make-up fühlte ich mich gleich besser, und das schaffte ich inzwischen sogar schon ohne Razors Merkzettel. Das Mascarazepter hatte ich mir schon seit zwei Tagen nicht mehr ins Auge gestoßen, und seit drei Tagen zog sich das Rouge auch nicht mehr in Streifen über meine Wangen. Ganz zu schweigen davon, dass ich wadenlange Leggings und ein T-Shirt-Kleid von Twenty-Eight Twelve angezogen hatte, ohne darüber nachzudenken, ob man meinen Hintern sehen konnte oder nicht. Die vier Wände der Wohnung boten mir nicht die Inspiration, die ich brauchte, also nahm ich meine (umwerfende) Tasche, verstaute darin meinen Laptop und trat den Gang ins Freie an.
Murray Hill war der perfekte Ausgangspunkt für eine ziellose Wanderung durch Manhattan. Zuerst hatte ich einfach
nur schnell rausgehen und Kaffee trinken wollen, aber je weiter ich mich in südlicher Richtung bewegte, umso mehr verselbständigte sich mein Gehen. Durch die engen Schluchten zwischen den Straßen fiel schräg das Sonnenlicht und überspülte die Avenuen. Wohin ich mich auch wandte, überall entdeckte ich etwas ganz Alltägliches, aber gleichzeitig Aufregendes. Das Büro von Dr. Jeffrey Walker DDS, die Episkopalkirche auf der Fifth, den koreanischen Lebensmittelladen, der Wonder Bread, Milk Duds und Vanilla Coke verkaufte. Schließlich traf ich auf die Bleecker Street, aber anstatt meine Schritte (und meine Kreditkarte) weiter zur Houston und nach Soho zu lenken, lief ich weiter ins Village. Die Läden wurden kleiner und verschrobener, ich blieb vor Tierhandlungen stehen und verlor mein Herz an jedes Hündchen, an dem ich vorbeikam. Ich stöberte in Schallplattenläden, bis mich die eindringlichen Blicke von Jungs in Iggy Pop- und Stooges-T-Shirts hinter ihren lächerlich hohen Verkaufstheken vertrieben. Ich schlenderte durch Duane-Reade-Drugstores und fragte mich, wie es möglich war, sich selbst derart massiver Selbstmedikation auszusetzen. Und fand schließlich meine Inspiration.
Einen eigenen Marc-by-Marc-Jacobs-Laden.
Meine Handtasche hatte sich vom Mutterschiff auf der anderen Straßenseite anziehen lassen. Ich ging die Kleiderreihen ab, streichelte die Kleider zärtlich und wunderte mich, dass so viele Models in diesem Laden arbeiteten. Es gelang mir, ein wunderschönes Hemdblusenkleid aus Seide wieder zurück auf die Stange zu hängen, ehe meine Tasche mich direkt zu den Accessoires zog und die passenden Brieftaschen geradezu umschnurrte. Ehe ich wusste, was ich tat, entleerte sich meine alte Brieftasche von Accessorize
auf der Verkaufstheke und beugte sich der, die sie eindeutig als die ihr überlegene anerkannte.
Dem Laden gegenüber befand sich ein kleiner Spielplatz, auf dem sich viele Kinder und unglaublich schicke Kindermädchen und coole Künstlermamis mit Kaffeebechern und Törtchen aus der Magnolia Bakery tummelten. Ich setzte mich auf eine der Bänke und stellte meinen Laptop auf eins der Beton-Schachbretter. Auch ich hatte Törtchen gekauft, aber ich war entschlossen, sie für den Mädchenabend in unserer Wohnung mit Vanessa und Jenny aufzuheben. Aber eins könnte ich vielleicht doch probieren? Mein Gott, wie köstlich. Ich hatte noch nie einen Kuchen gegessen, der aus mehr Guss als Teig bestand, und es stellte sich heraus, dass mir das Schreiben mit hohem Zuckerspiegel fast genauso leichtfiel wie unter Koffein. Ich tippte fröhlich vor mich hin, meine Tasche auf dem Schoß, der Guss übers ganze Gesicht verteilt und die Augen fest mit dem Monitor verbunden. Angelas Abenteuer: Geschenke bei Tiffany
So, diese Überschrift war so gut wie jede andere …
Bis ich mich mit dem Taxi hatte nach Hause bringen lassen, meinen Blog per E-Mail zu Mary geschickt und noch ein weiteres Törtchen gegessen hatte (voller Scham, denn ich hatte mir als Kraftnahrung für meine Schreibarbeit noch zwei weitere genehmigt), war es kurz vor vier Uhr. Jenny und Vanessa würden gemeinsam nach Hause kommen, um America’s Next Top Model zu schauen, aber erst in ein paar Stunden, also machte ich es mir auf dem Sofa mit einer großen Schachtel Kekse und dem Fernseher als Gesellschaft bequem, musste aber, als ich ans Telefon
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