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Verliebt verlobt Versace Roman

Verliebt verlobt Versace Roman

Titel: Verliebt verlobt Versace Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Kelk
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nicht mehr viele gibt, willst du vielleicht hinkommen?«
    »Das würde ich nur zu gern«, sagte ich, gleichermaßen entsetzt und erregt von der Vorstellung, ein Groupie zu sein. »Wo ist der?«
    »Music Hall of Williamsburg.« Die nächste Rolltreppe. »Du solltest deine Mitbewohnerin mitbringen, das wäre super.«

    »Klingt gut«, erwiderte ich. Wieder eine Rolltreppe. »Ich glaube nicht, dass sie was vorhat.« Das wusste ich zwar nicht, aber soweit es mich betraf, würde sie nun zu Alex’ Gig mitkommen. »Werden wir irgendwann mal die Rolltreppen verlassen, oder ist das eine neue Performancekunst, von der ich wissen sollte?«, fragte ich ihn, kurz bevor wir endlich festen Boden betraten.
    »Es gibt da etwas, was ich dir unbedingt zeigen muss.« Alex bog um eine Ecke zu einem Gemälde, das in einem Flur mehr oder weniger für sich allein hing. »Das ist mein absolutes Lieblingsbild«, sagte er und blieb in respektvollem Abstand von dem Gemälde stehen.
    Es war klein und zeigte den Rücken eines Mädchens, das auf ein etwas entfernt stehendes hölzernes Bauernhaus starrte. Selbst in der Rückenansicht glaubte ich spüren zu können, dass sie weinte, unfähig, ihrer Situation zu entfliehen. Unfähig, sich loszureißen, obwohl sie es gern getan hätte. Gemusst hätte. Sie konnte nirgendwo anders hin.
    » Christina’s World , Andrew Wyeth«, las ich für mich. Das fünfte Stockwerk war fast menschenleer, und die Stille war unheimlich. Ich klammerte mich an Alex’ Hand und konnte meinen Blick nicht von dem Bild lösen. Ehe ich wusste, wie mir geschah, liefen mir Tränen über die Wangen.
    »Es ist …«, begann ich planlos, ließ Alex’ Hand fallen und trat einen Schritt näher. »Es ist einfach …«
    »Ich weiß«, sagte er und legte mir seine Hände auf die Schultern. »Wenn ich das Gefühl habe, in der Falle zu sitzen, oder durcheinander bin und mich einfach vergesse, komme ich hierher, um wieder zu mir zu finden. Es tut mir leid, ich dachte, es gefällt dir. Die Frau auf dem Gemälde ist gelähmt und kriecht zurück zum Haus, aber ich weiß nicht,
mir kommt es immer so vor, als würde sie lieber vom Haus weg, als dorthin zurückwollen.«
    »Vielleicht weiß sie auch nicht, was sie will«, sagte ich und schaute an dem Mädchen vorbei zum Farmhaus. »Hinrennen oder wegrennen, das ist ein Unterschied.«
    Es kam mir wie eine Ewigkeit vor, die wir dort standen und uns gemeinsam das Bild ansahen. Nachdem ich schließlich jeden Zentimeter in meinem Gedächtnis abgespeichert hatte, entfernten wir uns schweigend und sahen uns die restlichen Ausstellungsräume an.
    Ich brauchte eine Weile, bis ich locker wurde, aber Alex war der perfekte Kumpel, um sich Kunst anzusehen. So gut wie er Bescheid wusste, war ich mir fast sicher, dass er einen Kellerraum des Museums bewohnte, und unser Nachmittag im Museum flog ohne jegliches Zeitgefühl dahin. Wir sahen alles, was es zu sehen gab, Monet, Pollock, Picasso, Gauguin, Van Gogh. Es war, als würde die ganze New-York-Erfahrung sich in einem Raum bündeln. Als mir klar wurde, wie lange wir hier ziellos umhergeschlendert waren, war ich halb am Verdursten.
    »Möchtest du was trinken?«, fragte ich und holte Alex aus seinen Träumereien vor einer Sammlung von Design-Klassikern.
    »Mist, wie spät ist es denn?«, fragte er eher zu sich selbst als zu mir. »Wir müssen los, sonst verpassen wir es!«
    »Wohin gehen wir?«, fragte ich, während er mich gnadenlos die Sixth Avenue hinunterzerrte und ich Mühe hatte, den ziellos umherlaufenden Touristen oder den sich ihren Weg bahnenden oder zur Seite springenden Pendlern auszuweichen. »Also im Ernst, ich brauche was zu trinken, können wir nicht mal für eine Sekunde anhalten?«
    »Lass uns ein Taxi nehmen«, sagte er, ohne auf mich zu
hören. »Da kommen wir vermutlich schneller voran.« Er winkte ein Taxi herbei und schob mich hinein, als es anhielt.
    Aber der Verkehr bewegte sich fast so langsam wie die Menschen auf der Straße, und während wir im Schneckentempo vorankamen, wuchs Alex’ Frustration.
    West 50th, 49th, 48th …
    »Alex«, sagte ich, nicht allzu höflich. »Erzählst du mir jetzt bitte, wohin wir verdammt noch mal wollen?«
    »Verdammt? Ist ja süß«, sagte er und lächelte zum ersten Mal, seit wir das Museum verlassen hatten. »Tut mir leid, aber ich wollte dich überraschen, doch da müssen wir vor Sonnenuntergang dort sein.«
    »Es ist gerade mal halb acht«, sagte ich mit Blick auf meine Uhr. Und draußen war noch

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