Verliebt verlobt Versace Roman
haben.«
»Gut möglich, dass sie in mich verliebt waren«, meinte er achselzuckend. »Aber ich bin keiner begegnet, für die ich derart starke Gefühle entwickelt habe.«
»Dann bist du also ein Herzensbrecher«, lachte ich. Was eher unwahrscheinlich war, er war doch so reizend. »Die armen Mädchen.«
»Vielleicht warte ich nur auf das richtige Mädchen.«
»Und wie wäre dieses Mädchen dann?« Ich wandte mich wieder dem Wein zu. Der rann mit der Schokolade viel
leichter durch die Kehle als mit den Cheetos, und ich hatte fast vergessen, wie hungrig ich gewesen war. Ich wälzte mich herum, um mich an Tylers breite Brust zu lehnen.
»Das weiß ich noch nicht«, erwiderte er und streichelte mir das Haar. »Sie wäre vermutlich klug und interessant, so dass wir uns über vieles austauschen können. Ich möchte jetzt nicht oberflächlich erscheinen, aber hübsch sollte sie schon sein. Und sie sollte mich immer zum Lächeln bringen.«
Ich hielt meinen Kopf schräg und lächelte ihn an. »Klingt nett.« Ich hatte gar nicht bemerkt, dass ich mein Glas bereits geleert hatte. Tyler schenkte mir nach.
»Und ich möchte das Bedürfnis haben, sie jedes Mal zu küssen, wenn ich sie sehe«, sagte er und streckte sich mir zu einem weiteren Kuss entgegen. »Wie jetzt.«
»Ich finde deine Kriterien nicht schlecht«, sagte ich und rollte zurück auf die Decke, um zu viele Küsse zu vermeiden.
Gemessen an dem aufregenden Konzert vom vergangenen Abend, der Geschichte mit Jenny und der Nähe zu Alex, die von so kurzer Dauer gewesen war, empfand ich im Moment heitere Gelassenheit. Fantastisches Wetter, der Duft von frischem Gras und ein aufmerksamer, reizender Mann, der mich mit Schokolade und weichen, warmen Küssen fütterte. Ich liebte das Gefühl, das Tyler mir vermittelte, als wäre ich etwas Zerbrechliches, das schonender Behandlung bedurfte. Fast glaubte ich selbst daran. Wir lagen nebeneinander, unterhielten uns darüber, wie unsere Woche gewesen war, tranken Wein, ich aß Schokolade, und Tyler mampfte seine ekeligen Cheetos in sich hinein, bis wir auf dem Trockenen saßen.
»Ich hab’s gewusst, ich hätte zwei Flaschen kaufen sollen«,
meinte Tyler und schüttelte die letzten Tropfen in mein Glas. »Deinetwegen, du kleine Säuferin.«
»Ich trinke ganz selten«, verteidigte ich mich wenig glaubwürdig. »Ganz ehrlich, normalerweise trinke ich monatelang keinen Tropfen, und dass ich den größeren Teil von zwei Flaschen vor drei Uhr nachmittags leere, kommt schon gar nicht vor. Wahrscheinlich fühle ich mich deshalb so leicht.«
Und das entsprach den Tatsachen, denn mein Kopf war angenehm benebelt und voller Watte, in die mich zu packen Tyler offenbar die Absicht hatte.
»Du holst einfach nach, was du versäumt hast«, grinste er und schob die leere Flache, die Gläser und die leeren Packungen zurück in den Rücksack. Keinen Müll zurücklassen, was für ein überaus liebenswerter Mann.
»Ich bin nur müde«, sagte ich und gähnte zur Bestätigung. »Gestern wurde es ein wenig spät.«
»War es denn nett?«, fragte er.
»Es war Alex’ Gig in Brooklyn«, sagte ich, ohne zu überlegen.
»Alex?« Es klang nicht vorwurfsvoll, aber durchaus inquisitorisch.
»Oh, ein Freund von Jennys Freund«, sagte ich rasch. Das war ja nicht wirklich gelogen. »Und weißt du, es dauerte eine Ewigkeit, bis wir wieder zu Hause waren.«
»Ich kapier nicht, was alle an Brooklyn finden«, meinte Tyler kopfschüttelnd, ohne die Alex-Spur weiter zu verfolgen. Puh. »Sicher, Park Slope ist eine nette Gegend, Peter Lugers Steak-Restaurant ist fantastisch, aber warum finden es alle so schick, auf ein Bier hinüber nach Williamsburg zu fahren? Nein danke.«
»Es war schön da drüben.« Ich hatte das Gefühl, wenigstens
einen Versuch zur Verteidigung unternehmen zu müssen, aber zu viel Rotwein verhinderte allzu logische Gedankengänge. »Die Leute waren alle wirklich cool.«
»Genau.« Tyler verzog das Gesicht. »Diese reichen, ewig jugendlichen Hipsters sollte mal jemand daran erinnern, dass ihre Collegezeit schon lang vorbei ist. Es ist höchste Zeit, die ironischen T-Shirts auszuziehen und aufzuhören, sich zu bekiffen. Und dann die engen Jeans, die diese Typen tragen. Ist dir eigentlich klar, dass die nie Kinder haben werden?«
Ich dachte an Alex in seinen Röhrenjeans und seinen knappen T-Shirts und musste lächeln.Vielleicht war es aber auch die halbe Flasche Wein, die lächeln musste, ich war mir nicht ganz sicher. Ich
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