Verliebt verlobt Versace Roman
schlief. Er sah genauso aus, wie wir ihn zurückgelassen hatten, abgesehen von einer gut erkennbaren Ergänzung in seinen Boxershorts.
»Süß!«, teilte Jenny mir lautlos mit und gab mir unter Gekicher von der Tür her noch mal ein doppeltes O.K.-Zeichen. Ich antwortete darauf mit erhobenem Mittelfinger. Außerdem fand ich nicht, dass es da etwas zu lachen gab.
»Alex«, sprach ich ihn leise an und hielt genügend Abstand, damit mein fauler Atem ihn nicht erreichte. Ich hatte mir im Bad zwar kurz den Mund ausgespült und den alten Trick, Zahnpasta auf Finger, ausprobiert, aber die Wirkung war nicht überzeugend.
»Was ist?« Er öffnete ein Auge und wirkte ziemlich durcheinander. »Angela?«
»Wir gehen jetzt«, flüsterte ich, meine Hand leicht auf seine Schulter legend und ohne den Blick unter die Gürtellinie zu richten. »Ich und Jenny, wir müssen los.«
»Okay«, murmelte er und drehte sich um auf den Bauch.
»Das wird aber weh tun«, rief Jenny leise durch den Raum. Und so bekam sie, als wir uns aus der Wohnung schlichen, noch mal den Mittelfinger gezeigt.
Da mir bis zu meinem Treffen mit Tyler nur noch wenige Stunden blieben, hatte ich es mit einem ernsthaften Problem von Schadensbegrenzung zu tun. Ich steckte Jenny mit zwei Advil-Tabletten, einer großen Flasche Wasser und der halben Gebäcktheke des Lebensmittelgeschäfts an der Ecke ins Bett und schlug mein Lager dann im Badezimmer auf. Zum ersten Mal seit langem ließ ich mir wieder ein Bad einlaufen. Ich musste sämtliche Gedanken an Alex aus meinem Kopf vertreiben und aus meinem Haar alles, was Jenny dort hinterlassen hatte. Wäre es noch ein wenig länger, hätte ich absagen müssen, überlegte ich, als ich in die winzige Wanne stieg und mich entspannte. Zwar hielt ich mich nicht für eine der Frauen, die erst durch Dramatik zur vollen Entfaltung gelangen, aber mein Leben war schließlich so lange Zeit langweilig gewesen, dass mir ein wenig Drama nicht schaden konnte. Außerdem sorgte es für einen weit interessanteren Blog-Eintrag, als mein altes Leben hergegeben hätte: aufgestanden, ein zweiunddreißigseitiges Buch über eine sprechende Biene verfasst, einige kalorienreduzierte Reiskekse gegessen, gewartet, bis mein Freund vom Vögeln seiner Tennispartnerin nach Hause gekommen ist, im alten hochgeschlossenen Männerschlafanzug schlafen gelegt.
Schließlich zwang ich mich, das Badewasser zu verlassen, und verwöhnte mich mit Körperlotion, überzeugt, noch immer den muffigen Geruch von nach dem Konzert an mir zu haben. Doch ich war voller Hoffnung, diesen durch einen schönen Spaziergang in den Park vertreiben zu können. Ich entschied mich für eine Kombination aus Shorts und Bluse und ergänzte diese durch meine schöne Halskette von Tiffany, die ich bisher noch nicht getragen hatte, und freute mich auf die frische Luft, obwohl ich ein wenig
Bammel hatte, mir könnten im Gespräch mit Tyler versehentlich meine Abenteuer mit Alex herausrutschen.
Wie Tyler vorhergesagt hatte, war viel los im Central Park, aber es war auch unglaublich schön.
»Wie kann so etwas mitten in der Stadt existieren?«, wunderte ich mich. Während wir immer weiter in das Grün vordrangen, schien die Stadt zu verblassen, bis nur noch eine einzige Oase voller Jogger, Familien, Paare und Grüppchen zurückblieb. Die unterschiedlichsten Menschen, die man sich nur vorstellen konnte, waren im Park.
»Möchtest du eine Geschichtslektion hören oder war es rhetorische Frage?«, antwortete Tyler darauf. Er schleppte einen großen Rucksack, der hoffentlich mit Essbarem vollgepackt war. Ich hatte so lange gebraucht, um fertig zu werden, Gel zum Abschwellen der Augen aufzutragen und zu überprüfen, ob Jenny noch atmete, dass ich nichts mehr hatte essen können. »Er ist wirklich großartig. Man nennt ihn die Lunge der Stadt.«
»Das sehe ich.« Ich nickte, als wir vom Weg abbogen und ein sonniges, relativ wenig besuchtes Plätzchen an einem schönen großen See ansteuerten. »Ich finde es einfach nur Wahnsinn, dass dies alles von Menschenhand geschaffen wurde.«
»Habt ihr denn in London keine vergleichbaren Parks?«, wollte er wissen und breitete eine Decke aus, ehe er mich niedersetzen ließ.
»Wir haben Parks, jede Menge Parks, aber der hier ist so beeindruckend. In London ist alles wie Kraut und Rüben, und ich liebe das, aber die Vorstellung, dass sich jemand hingesetzt und gesagt hat, wir brauchen einen riesigen Park in der Mitte dieser durchgeplanten,
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