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Verliebt, Verrückt, Verheiratet: Roman

Verliebt, Verrückt, Verheiratet: Roman

Titel: Verliebt, Verrückt, Verheiratet: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Elizabeth Phillips
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den Abstieg gemacht hatte.
    »Wie lange, sagtest du, war sie schon da oben?«, fragte er und ließ sich das letzte Stück herunterfallen.
    »Es ist - äh - schwer, die Zeit einzuschätzen, wenn man solche Angst hat.«

    Er betrachtete Molly mit misstrauischen Blicken und beugte sich dann hinunter, um einen unschönen Kratzer an der Innenseite seines Unterschenkels zu begutachten.
    »In der Küche habe ich eine Wundtinktur«, sagte sie.
    Lilly machte einen Schritt nach vorn. »Ich hole sie.«
    »Ich brauche eure Hilfe nicht«, blaffte Kevin.
    Lilly biss die Zähne zusammen. »Also weißt du, so langsam habe ich deine Art wirklich satt. Und ich bin es leid abzuwarten. Wir werden reden und zwar jetzt.« Damit setzte sie die Katze auf den Boden.
    Kevin war überrumpelt. Er hatte sich daran gewöhnt, dass sie ihn nicht drängte, und nun schien er nicht zu wissen, wie er reagieren sollte.
    Sie deutete mit dem Finger auf die Seite des Hauses. »Wir haben es lange genug vor uns her geschoben. Du kommst jetzt mit mir! Oder hast du vielleicht nicht den Mumm dazu?«
    Sie hatte ihm mit der roten Fahne vor dem Gesicht herumgefuchtelt, und Kevin reagierte schnell. »Wir werden schon sehen, wer hier Mumm hat«, brummte er.
    Lilly marschierte auf den Wald zu.
    Am liebsten hätte Molly applaudiert, aber sie war froh, dass sie es nicht getan hatte, weil Lilly sich plötzlich noch einmal umdrehte und ihr einen bösen Blick zuwarf. »Und Sie lassen die Hände von meiner Katze!«
    »Ja, gnädige Frau.«
    Lilly und Kevin machten sich auf den Weg.
     
    Lilly hörte, wie die Tannennadeln auf dem Weg unter Kevins Schritten raschelten. Zumindest folgte er ihr. Drei Jahrzehnte voller Schuldgefühle nahmen ihrer Wut nach und nach die Schärfe, die ihr endlich den Mut gegeben hatten, diese Auseinandersetzung zu erzwingen. Sie war diese Schuld so leid. Sie hatte sie die ganzen Jahre über gelähmt, und Lilly konnte
es nicht länger ertragen. Liam quälte sie, indem er jeden Morgen zum Frühstück erschien, auf das sie nie Appetit hatte. Molly passte auch so gar nicht in die Schublade, in die Lilly sie hatte stecken wollen. Und Kevin benahm sich ihr gegenüber, als wäre sie seine schlimmste Feindin. Was zu viel war, war zu viel.
    In der Ferne vor ihr öffneten sich die Bäume zum See hin. Sie ging darauf zu und hoffte im Stillen, er würde ihr folgen. Als sie es nicht mehr länger aushielt, drehte sie sich um, um ihm gegenüberzutreten, auch wenn sie noch nicht wusste, was sie ihm sagen würde.
    »Ich werde mich nicht dafür entschuldigen, dass ich dich weggegeben habe!«
    »Das überrascht mich keineswegs.«
    »Den verächtlichen Ton kannst du dir sparen, hast du dir schon mal überlegt, wo du heute wärst, wenn ich dich behalten hätte? Welche Chance hättest du wohl gehabt in einer von Ungeziefer verseuchten Wohnung, die Mutter ein unreifer Teenager mit großen Träumen und wenig Ahnung, wie sie sich verwirklichen ließen?«
    »Gar keine Chance«, sagte er emotionslos. »Du hast das Richtige getan.«
    »Da hast du verdammt Recht. Ich habe dafür gesorgt, dass du Eltern bekamst, die dich vom Tag deiner Geburt an geliebt haben. Ich habe dafür gesorgt, dass du in einem schönen Haus lebtest, genug zu Essen und einen Garten zum Spielen hattest.«
    Er ließ den gelangweilten Blick über den See schweifen. »Ich widerspreche dir nicht. Ist das alles, was du mir sagen wolltest? Ich habe nämlich noch was zu tun.«
    »Verstehst du denn nicht? Ich konnte dich nicht besuchen!«
    »Es ist nicht so wichtig.«
    Sie machte einen Schritt auf ihn zu und hielt dann inne.
»Doch, es ist wichtig. Ich weiß, dass du mich deswegen so hasst. Nicht weil ich dich fortgegeben habe, sondern weil ich nie auf deine Briefe geantwortet habe, in denen du mich gebeten hast zu kommen.«
    »Ich kann mich kaum noch daran erinnern. Ich war damals vielleicht sechs Jahre alt. Glaubst du etwa, dass mir das heute noch etwas ausmacht?« Seine angestrengt gleichgültige Haltung machte der Verbitterung Platz. »Ich hasse dich nicht, Lilly. Dazu bist du mir viel zu egal.«
    »Ich habe diese Briefe aufbewahrt. Jeden einzelnen, den du geschrieben hast. Und sie sind mit mehr Tränen getränkt, als du dir vorstellen kannst.«
    »Du brichst mir das Herz.«
    »Verstehst du denn nicht? Nichts hätte ich lieber getan, aber es war mir nicht gestattet.«
    »Das muss ich hören.«
    Endlich hatte sie seine Aufmerksamkeit geweckt. Er kam näher und blieb beim Stamm einer alten, knorrigen Eiche

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