Verliebt, Verrückt, Verheiratet: Roman
Lilly hatte es ihm durchgehen lassen. Jetzt aber stieß sie ihre Schaufel in die Erde. »Wissen Sie was, Molly, langsam verliere ich die Geduld mit Ihrem Mann.«
Da waren sie ja schon zu zweit.
Molly beobachtete, wie er langsamer wurde, um sich abzukühlen. Er ließ den Kopf hängen und drückte sich mit den Handflächen ins Kreuz. Sobald Marmie ihn bemerkte, wurde sie unruhig in ihren Armen. Molly schaute die Katze ärgerlich an. Sie war eifersüchtig. Eifersüchtig auf Kevins Zuneigung zu dieser Katze. Sie dachte daran, wie er Marmies Fell streichelte, diese langen Finger die tief einsanken … ihre Wirbelsäule hinabglitten … Molly kriegte eine Gänsehaut.
Ihr wurde klar, dass sie einfach nur stinksauer auf ihn war. Sie nahm es ihm übel, dass er den ganzen Vormittag damit verbracht hatte, mit irgendwelchen Fremden über die Übernahme des Ferienparks zu verhandeln. Und mit welchem Recht konnte er erst so tun, als verbände sie eine echte Freundschaft, um sie dann einfach fallen zu lassen, nur weil sie sich weigerte, mit ihm ins Bett zu gehen? Auch wenn er vorgab, nur wegen der Geschichte mit dem Kanu eingeschnappt zu sein, wussten sie doch beide allzu genau, dass er sich damit etwas vormachte.
Einer plötzlichen Eingebung folgend drehte sie sich herum
und setzte die Katze auf den Stamm des Lindenbaumes, unter dem sie die ganze Zeit gestanden hatten. Oben in den Zweigen rührte sich ein Eichhörnchen. Marmie zuckte mit dem Schwanz und fing an zu klettern.
Lilly bemerkte aus den Augenwinkeln, was da vor sich ging, und wirbelte herum. »Was machen Sie …«
»Sie sind nicht die Einzige, deren Geduld am Ende ist!« Molly schaute nach oben, wo Marmie immer höher kletterte. Dann rief sie laut: »Kevin!«
Er schaute herüber.
»Wir brauchen deine Hilfe! Es geht um Marmie!«
Er beschleunigte seinen Schritt und eilte zu ihnen hinüber. »Was fehlt ihr denn?«
Molly zeigte in die Linde hinauf, wo Marmie mittlerweile auf einen Zweig hoch oben geklettert war. Die Katze maunzte missvergnügt, weil das Eichhörnchen inzwischen außer Sichtweite gehüpft war.
»Sie sitzt fest, und wir kriegen sie nicht mehr runter. Das arme Ding ist völlig verängstigt.«
Lilly rollte mit den Augen, sagte aber nichts.
Kevin schaute in den Baum hoch. »Hey, Girl. Komm runter!« Er breitete die Arme aus. »Komm her zu mir.«
»Das haben wir schon seit Ewigkeiten probiert.« Molly nahm sein schweißgetränktes T-Shirt und seine Laufshorts in Augenschein. Die Haare auf seinen bloßen Beinen waren ganz angeklatscht. Wie konnte er trotzdem so toll aussehen? »Ich fürchte, du musst zu ihr hoch klettern.« Sie machte eine Pause. »Es sei denn, du willst, dass ich es tue.«
»Natürlich nicht.« Er packte einen der unteren Äste und schwang sich hoch.
Sie konnte ihr diebisches Vergnügen nicht ganz verhehlen. »Du wirst dir die Beine aufschrammen.«
Er zog sich Stück für Stück höher.
»Wenn du ausrutschst, könntest du deinen Wurfarm verletzten.
Das könnte deiner gesamten Karriere ein Ende setzen.«
Er verschwand jetzt zwischen den Zweigen, und sie erhob die Stimme. »Komm bitte runter! Es ist zu gefährlich!«
»Du machst noch mehr Lärm als die Katze!«
»Lass mich lieber Troy holen.«
»Tolle Idee. Als ich ihn zuletzt gesehen habe, war er unten am Bootssteg. Aber lass dir lieber Zeit.«
»Glaubst du, dass es da oben Baumschlangen gibt?«
»Ich weiß es nicht, aber im Wald findest du bestimmt welche. Geh doch mal nachsehen.« Die Zweige raschelten. »Komm her, Marmie. Komm zu mir.«
Der Ast, auf dem die miauende Katze saß, war einigermaßen dick, aber Kevin war ein kräftiger Mann. Was, wenn der Ast brach und er sich tatsächlich verletzte? Zum ersten Mal war Mollys Warnung wirklich ehrlich gemeint. »Nicht da raufklettern, Kevin. Du bist zu schwer.«
»Sei bitte still!«
Molly hielt den Atem an, während er sein Bein über den Ast schwang, etwa zweieinhalb Meter von der Stelle entfernt, an der Marmie hockte. Er rutschte langsam vorwärts und gab dabei beruhigende Laute von sich. Er hatte sie fast erreicht, als Marmie die Schnauze in die Luft streckte, vorsichtig auf einen niedrigeren Ast sprang und sich dann nach und nach ihren weiteren Weg den Baum hinab suchte.
Molly sah entgeistert zu, wie die verräterische Katze schließlich den Boden erreichte und dann auf Lilly zuschoss, die sie gleich in die Arme schloss und dabei Molly einen viel sagenden Blick zuwarf. Sie sagte allerdings nichts zu Kevin, der sich an
Weitere Kostenlose Bücher