Verliebt, Verrückt, Verheiratet: Roman
Lageplan der Cottages gefunden. Draußen auf dem Platz traf sie auf die dazu gehörigen Hinweisschilder: GABRIELS TRUMPET, MILK AND HO-NEY, GREEN PASTURES, GOOD NEWS.
Als sie gerade an Jacobs Ladder vorbeiging, kam ihr ein gut aussehender, ausgesprochen schlanker Mann entgegen. Er war vielleicht Anfang Fünfzig, deutlich jünger als die anderen Gäste, die sie bislang gesehen hatte. Sie nickte ihm zu und erhielt ein kurz angedeutetes Nicken zur Antwort.
Tree of Life war ein korallenfarbenes Häuschen mit Holzverzierungen in Pflaume und Lavendel. Es war noch frei, genau wie das ebenso entzückende Lamb of God nebenan. Sie lagen jedoch sehr nah am zentralen Rasenplatz und boten nicht die Ruhe und Abgeschiedenheit, nach der es sie verlangte. Also ging sie weiter zu den etwas abgelegeneren Häuschen entlang des Seewegs.
Sie hatte so etwas wie ein Déjà-vu-Erlebnis. Warum nur erschien ihr dieser Ort so vertraut? Sie kamen wieder am Gästehaus vorbei, Ruh immer noch vorneweg. Er schnüffelte an einem Büschel Sternmiere und entdeckte dann ein verführerisches Fleckchen Rasen. Am Ende des schmalen Pfads entdeckte sie zwischen den Bäumen genau, was sie sich vorgestellt hatte. Lilies of the Field.
Das kleine Häuschen hatte einen frischen Anstrich in zarten
Gelbtönen, dazu Holzverzierungen in blassblau und dem zarten verwaschenen Rosa wie im Inneren einer Meeresmuschel. Ihr stockte der Atem. Das Häuschen sah aus wie eine Puppenstube. Sie stieg die Treppe hinauf. Die Fliegentür quietschte, wie es sich gehörte. In ihrer Tasche fand sie den passenden Schlüssel und trat ein.
Bei der Inneneinrichtung hatte man sich offenbar bewusst gegen alles entschieden, was chic und modern war. Die Wände waren rundherum in Altweiß getüncht. Das Sofa, das unter dem Staublaken zum Vorschein kam, hatte wunderbar ausgeblichene Polster. Davor diente ein schon etwas mitgenommener halbierter Baumstamm als Couchtisch. An der einen Wand stand eine Kommode aus unbehandeltem Kiefernholz, daneben ein Messingleuchter. Trotz des staubigen Geruchs, der über allem lag, wirkten die Räume dank der weißen Wände und der Spitzengardinen hell und luftig.
Linkerhand bot eine kleine Küche Platz für einen altmodischen Gasherd und einen kleinen Tisch mit herunterklappbaren Seitenteilen, an dem zwei Bauernstühle standen, wie sie sie schon in der Küche des Gästehauses gesehen hatte. Bei einem Blick in den bemalten Holzküchenschrank entdeckte sie ein herrliches Sammelsurium an Keramikgeschirr und Platten aus chinesischem Porzellan, dickwandigen Gläsern und bunt bemalten Bechern. Das kleine Peter-Rabbit-Kindergeschirr in einer Ecke versetzte ihr einen schmerzhaften Stich, und sie machte den Schrank schnell wieder zu.
Im Badezimmer stand eine Wanne auf Löwenfüßen, dazu ein altertümliches Waschbecken. Ein Flickenteppich bedeckte die rohen Holzdielen vor der Wanne, jemand hatte eine Bordüre aus Weinlaub rundherum an die Wände gemalt.
Im hinteren Teil des Hauses lagen zwei Schlafzimmer, ein winzig kleines und ein zweites, das gerade groß genug war für ein Doppelbett und eine bemalte Kommode. Auf dem Bett lag eine verblasste Quiltdecke, ein Blumenkorbmotiv
zierte das aus Metall geschwungene Kopfende. Auf dem Nachttisch stand eine kleine Lampe mit weißem Milchglasschirm.
Nach hinten raus schmiegte sich eine geschützte Veranda an den Waldrand. An der Wand lehnten ein paar Korbsessel, in einer Ecke war eine Hängematte gespannt. Sie hatte heute mehr getan als in den ganzen letzten Wochen, und beim Anblick der Hängematte merkte sie auf einmal, wie erschöpft sie war.
Sie machte es sich darin gemütlich. Die holzverschalte Decke über ihr hatte den gleichen zartgelben Anstrich wie die Außenwände des Hauses, mit ein paar altrosa und blauen Akzenten hier und da auf den Verzierungen. Was für ein wunderbarer Platz. Wie eine Puppenstube.
Die Hängematte wiegte sie sanft hin und her. Sie schloss die Augen und war auf der Stelle eingeschlafen.
Der Pudel empfing ihn knurrend und mit gefletschten Zähnen. »Fang nicht schon wieder damit an, ich bin nicht in Stimmung.«
Kevin ignorierte den Hund, trug Mollys Koffer ins Schlafzimmer und warf dann einen Blick in die Küche. Irgendwo musste sie sein, Charlotte Lang hatte sie hineingehen sehen. Er fand sie schlafend auf der Veranda in einer Hängematte.
Sie wirkte klein und schutzlos. Eine Hand lag unter ihrer Wange, eine dunkle Haarlocke fiel ihr ins Gesicht. Sie hatte lange, dichte Wimpern,
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