Verliebt, Verrückt, Verheiratet: Roman
nicht, aber falls wir bis nächste Woche niemanden gefunden haben, kann es darauf hinauslaufen.«
Sie setzte sich wieder auf die Liege. »Dann wirst du wohl bis dahin den Laden hier schmeißen müssen.«
»Du scheinst vergessen zu haben, dass du geschworen hast, mich zu unterstützen.«
»Habe ich nicht!«
»Weißt du nicht mehr, dass du ein Eheversprechen abgegeben hast?«
»Darauf habe ich, ehrlich gesagt, nicht geachtet«, gab sie zu. »Ich mache nicht gern Versprechungen, von denen klar ist, dass ich sie nicht halten kann.«
»Ich auch nicht, aber immerhin habe ich bislang mein Versprechen gehalten.«
»Zu lieben und zu ehren? Das sehe ich aber nicht so.«
»Das haben wir einander nicht versprochen.« Er verschränkte die Arme und sah sie abwartend an.
Sie hatte keinen Schimmer, wovon er sprach. Was ihre Hochzeitszeremonie anging, konnte sie sich nur noch an die
Hunde erinnern, und wie sie sich die ganze Zeit an Andrews kleiner klebriger Hand wie an einem Rettungsanker festgehalten hatte. Ein ungutes Gefühl beschlich sie. »Vielleicht könntest du meine Erinnerung ein bisschen auffrischen?«
»Ich meine die Versprechen, die Phoebe für uns aufgeschrieben hat«, sagte er ruhig. »Bist du sicher, dass sie es dir gegenüber nie erwähnt hat?«
Natürlich hatte sie darüber gesprochen, aber Molly war so elend gewesen, dass die Worte nicht zu ihr durchgedrungen waren. »Ich fürchte, da habe ich nicht zugehört.«
»Nun, ich habe zugehört. Ich habe sogar ein paar Sätze umformuliert, um das Ganze etwas realistischer zu halten. Ich kann es vielleicht nicht exakt wiedergeben - du kannst ja deine Schwester anrufen und es dir bestätigen lassen -, aber kurz zusammengefasst hast du, Molly, versprochen, mich, Kevin, zum Ehemann zu nehmen, jedenfalls für eine gewisse Zeit. Du hast versprochen, mir von jenem Tag an Respekt und Achtung zu schenken. Du siehst, von Liebe und Ehre war nicht die Rede. Du hast versprochen, anderen gegenüber nicht schlecht von mir zu sprechen.« Er hielt ihren Blick fest. »Und mich in gemeinsamen Angelegenheiten zu unterstützen.«
Molly biss sich auf die Lippen. Das war mal wieder typisch Phoebe. Natürlich hatte sie es vor allem getan, um das Baby zu schützen.
Sie riss sich zusammen. »Also schön, du bist ein hervorragender Quarterback. So viel zu dem Respekt. Und wenn du Phoebe, Dan und Ruh mal außen vor lässt, spreche ich anderen gegenüber nie schlecht von dir.«
»Mir kommen die Tränen vor lauter Rührung. Und was ist mit dem letzten Teil? Mit der Unterstützung?«
»Das betraf vor allem - ach, du weißt doch genau, worum es ging.« Sie blinzelte kurz und holte tief Luft. »Phoebe wollte mich sicher nicht dazu bringen, mit dir ein Bed & Breakfast zu leiten.«
»Vergiss die Ferienhäuser nicht. Und versprochen ist versprochen.«
»Gestern hast du mich entführt und heute willst du mich zur Zwangsarbeit verdammen!«
»Es ist doch nur für ein paar Tage. Höchstens eine Woche. Aber vielleicht ist es von einer reichen Erbin auch zu viel verlangt.«
»Das ist dein Problem und nicht meins.«
Er starrte sie eine Weile böse an und dieser kalte, abweisende Ausdruck legte sich wieder über sein Gesicht. »Ja, das fürchte ich auch.«
Sicher fiel es Kevin nicht leicht, andere um Hilfe zu bitten, und es tat ihr schon Leid, dass sie so gereizt reagiert hatte. Aber sie konnte im Moment einfach keine Leute um sich haben. Nichtsdestotrotz hätte sie etwas taktvoller vorgehen können. »Es ist nur - ich war in letzter Zeit nicht besonders gut in Form, und -«
»Vergiss es«, schnappte er. »Ich werde schon allein fertig.« Damit stolzierte er über die Veranda und verschwand durch die Hintertür.
Eine Weile stampfte sie polternd in ihrem Häuschen auf und ab, sie kam sich hässlich und gemein vor, fühlte sich völlig aus der Bahn geworfen. Er hatte ihren Koffer mitgebracht. Sie öffnete ihn, trat dann aber wieder auf die Veranda und starrte auf den See hinaus.
Diese Eheversprechen. Sie hätte keine Schwierigkeiten gehabt, die traditionellen Formeln zu brechen. Schließlich hatten selbst normale Ehepaare oft ihre Probleme damit. Aber diese Versprechen - noch dazu von Phoebe aufgeschrieben - waren etwas Anderes. Das waren Versprechungen, die man als halbwegs ehrbarer Mensch eigentlich erfüllen sollte.
Wie Kevin es getan hatte.
»Verdammt.«
Ruh schreckte hoch.
»Ich will nur im Moment keine Menschen um mich haben, das ist alles.«
Doch das war nur die halbe Wahrheit.
Weitere Kostenlose Bücher