Verliebt, Verrückt, Verheiratet: Roman
Kevins Alter.
»Oh hallo, Michelle.« Kevin lächelte die Frau viel zu sexy an, als er aufstand und sie begrüßte.
Sie streckte ihm die weiße Schachtel entgegen, und Molly entdeckte einen blauen Aufkleber an der Seite mit dem geprägten Schriftzug Chocolat! Chocolat! »Sie mochten die Pralinen gestern, n’est ce pas? Dieses kleine Geschenk ist ein Willkommensgruß für Sie. Unsere Probierschachtel.«
»Vielen Dank.« Er sah so erfreut aus, dass Molly ihn am liebsten daran erinnert hätte, dass es sich nur um eine
Schachtel mit Pralinen und nicht um einen Super Bowl Ring handelte. »Michelle, das ist Molly. Michelle gehört die Confiserie dort drüben. Ich habe sie gestern kennen gelernt, als ich in die Stadt gefahren bin, um einen Hamburger zu essen.«
Michelle war schlanker, als man es von der Besitzerin einer Confiserie erwartet hätte. Das erschien Molly ganz und gar nicht richtig.
»Nett, Sie kennen zu lernen, Molly.«
»Es ist mir ebenfalls ein Vergnügen.« Molly hätte die neugierigen Blicke einfach ignorieren können, aber so brav war sie nun auch wieder nicht. »Ich bin Kevins Frau.«
»Oh.« Ihre Enttäuschung war offensichtlich, die Pralinenschachtel musste sie als Fehlinvestition abschreiben.
»Wir leben getrennt«, ergänzte Kevin. »Molly schreibt Kinderbücher.«
»Ah oui? Ich wollte immer schon ein Kinderbuch schreiben. Vielleicht können Sie mir irgendwann ein paar Tipps geben.«
Molly machte ein freundliches, aber unverbindliches Gesicht. Ob sie irgendwann einmal einen Menschen treffen würde, der kein Kinderbuch schreiben wollte. Die Leute glaubten offensichtlich, es sei ein Klacks, Kinderbücher zu schreiben. Sie hatten keine Ahnung, was alles dazu gehörte, ein erfolgreiches Buch zu schreiben, das den Kindern wirklich gefiel und aus dem sie etwas lernen konnten.
»Es ist schade, dass sie den Ferienpark verkaufen wollen, Kevin. Wir werden Sie vermissen.« Bevor Michelle ihn noch weiter bezirzen konnte, bemerkte sie, dass eine Frau die Confiserie betrat. »Ich muss gehen. Kommen Sie vorbei, wenn Sie wieder mal in der Stadt sind, dann können Sie meine Kirschschokolade probieren.«
Sobald sie außer Hörweite war, ging Molly auf Kevin los: »Du darfst die Anlage nicht verkaufen!«
»Ich habe dir von Anfang an gesagt, dass ich genau das vorhabe.«
Das war richtig, aber zu der Zeit hatte es ihr noch nichts bedeutet. Jetzt konnte sie die Vorstellung nicht mehr ertragen, dass er den Ferienpark so einfach abschütteln würde. Das Gelände gehörte zu ihm, war Teil seiner selbst, seiner Familie und auf eine seltsame Art und Weise, die sie nicht näher erklären konnte, betrachtete sie es mehr und mehr auch als Teil von sich selbst.
Er missverstand ihr Schweigen. »Keine Sorge. Wir müssen nicht so lange hier bleiben. Sobald ich jemanden finde, der den Laden schmeißt, können wir hier verschwinden.«
Während der Rückfahrt zum Ferienpark versuchte Molly, ihre Gedanken zu ordnen. Die einzigen tiefer gehenden Wurzeln, die Kevin noch hatte, waren hier. Er hatte seine Eltern verloren, besaß keine Geschwister und schien nicht gewillt zu sein, Lilly einen Platz in seinem Leben einzuräumen. Das Haus, in dem er aufgewachsen war, gehörte der Kirche. Außer dem Ferienpark hatte er keinerlei Verbindungen zu seiner Vergangenheit. Es wäre ein Fehler, das aufzugeben.
Die große Wiese kam in Sicht, und ihre ungeordneten Gedanken wichen einem Gefühl des Friedens. Charlotte Long fegte gerade ihre Veranda, ein älterer Mann radelte auf einem großen Dreirad vorbei, und ein Ehepaar unterhielt sich auf einer Bank. Molly sog den Anblick der Bilderbuchhäuschen und der schattigen Bäume in sich auf.
Kein Wunder, dass ihr alles vom ersten Augenblick an so vertraut erschienen war. Es war, als wäre sie zwischen die Seiten ihrer Bücher direkt in den Nachtigallenwald gelangt.
Anstatt am See entlang zu gehen, wo sie vielleicht jemanden getroffen hätte, folgte Lilly einem schmalen Pfad, der in den Wald hinter der großen Wiese führte. Sie hatte sich eine dünne lange Hose und ein tabakbraunes Oberteil mit eckigem
Ausschnitt angezogen, aber ihr war immer noch heiß, und sie wünschte, sie wäre schlank genug, um Shorts tragen zu können. Diese knappen weißen, die ein ständiger Teil ihrer Garderobe in Lace, Inc. gewesen waren. Sie hatten nur knapp ihren Po bedeckt.
Wildpflanzen streiften ihre Beine, als sich die Bäume zu einer Lichtung öffneten. Zwischen den Zehen in ihren Sandalen knirschte es
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