Verliebt, Verrückt, Verheiratet: Roman
vierzig Pfund hinter mir.«
»Seien Sie nicht kindisch.« Er zog einen Bleistift aus der Brusttasche und fing an zu zeichnen, ohne noch länger mit ihr zu diskutieren. Er machte sich nicht einmal die Mühe, sich auf den kleinen Klapphocker zu setzen, den sie in ein paar Metern Entfernung entdeckt hatte. »Das Kinn etwas zur Seite. Mein Gott, sind Sie schön!«
Er sprach das Kompliment so leidenschaftslos aus, dass es keine leere Schmeichelei zu sein schien. Sie widerstand dem Drang, ihm zu sagen, er hätte sie zu ihren besten Zeiten sehen müssen. »Sie hatten Recht mit meiner Eitelkeit«, sagte sie, nur um ihn zu ärgern. »Und darum werde ich hier auch nicht länger in der Sonne stehen bleiben.«
Der Bleistift flog weiter über seinen Block. »Ich mag es nicht, wenn die Modelle reden, während ich arbeite.«
»Ich bin nicht Ihr Modell.«
Als sie sich gerade endgültig abwenden wollte, stopfte er den Bleistift in die Brusttasche zurück. »Wie soll ich mich konzentrieren, wenn Sie keinen Augenblick still halten?«
»Jetzt hören Sie mal gut zu: Es ist mir egal, ob Sie sich konzentrieren können oder nicht.«
Er runzelte die Brauen, und sie hatte das Gefühl, dass er sich überlegte, ob es ihm wohl durch Einschüchterung gelingen könnte, sie zum Bleiben zu bewegen. Schließlich klappte er den Skizzenblock zu. »Wir treffen uns morgen früh hier. Sagen wir um sieben. Dann ist die Sonne nicht zu heiß für Sie.«
Ihre Verärgerung machte Belustigung Platz. »Warum nicht gleich um halb sieben?«
Seine Augen verengten sich. »Sie machen sich über mich lustig, nicht wahr?«
»Unhöflich und scharfsinnig. Eine faszinierende Kombination.«
»Ich bezahle Sie dafür.«
»Das können Sie sich gar nicht leisten.«
»Das wage ich zu bezweifeln.«
Sie lächelte und betrat den Pfad.
»Wissen Sie eigentlich, wer ich bin?«, rief er hinter ihr her.
Sie schaute zurück. Er hätte nicht drohender dreinschauen können. »Sollte ich es wissen?«
»Ich bin Liam Jenner, verdammt noch mal!«
Sie pfiff durch die Zähne. Liam Jenner! Der J. D. Salinger der amerikanischen Malerei. Mein Gott … Was hatte der hier zu suchen?
Er bemerkte, dass sie jetzt wusste, wer er war, und sein Stirnrunzeln wich einem selbstgefälligen Grinsen. »Wir einigen uns also auf sieben.«
»Ich …« Liam Jenner! »Ich werde darüber nachdenken.«
»Tun Sie das.«
Was für ein penetranter Mann! Er hatte der Welt wirklich einen Dienst damit erwiesen, dass er so zurückgezogen lebte. Aber dennoch …
Liam Jenner, einer der berühmtesten Maler Amerikas, wollte, dass sie für ihn Modell saß. Wenn sie nur wieder zwanzig und schön wäre.
13
Daphne legte den Hammer hin und hoppelte ein Stück zurück, um das Schild in Augenschein zu nehmen, das sie an ihre Eingangstür genagelt hatte. KEIN ZUTRITT FÜR DACHSE! (JA, GENAU SIE SIND GEMEINT!) Sie hatte es an diesem Morgen selbst gemalt.
Einsame Tage für Daphne
»Wenn Sie auf die Trittleiter steigen, können Sie auch auf dem obersten Regalbrett nachschauen, Amy«, rief Kevin aus der Speisekammer.
Gleich nachdem sie aus der Stadt zurückgekommen waren, hatte Kevin mit Amys Hilfe begonnen, die Nahrungsmittelvorräte in Augenschein zu nehmen. Schon seit zehn Minuten hatte sie immer wieder prüfende Blicke zwischen der Speisekammer, wo er herumkramte, und der Küchenarbeitsplatte, wo Molly den Tee vorbereitete, hin- und hergeworfen, jetzt konnte sie ihre Neugierde nicht länger zügeln.
»Ist doch irgendwie interessant, dass Sie und Molly genau zur selben Zeit geheiratet haben wie Troy und ich.«
Molly legte die erste Scheibe Kuchen auf die viktorianische Tortenplatte und hörte Kevin mauern: »Molly meinte, sie bräuchte noch mehr braunen Zucker. Ist da oben noch welcher?«
»Ich sehe noch zwei Packungen. Ich lese grad so ein Buch über die Ehe …«
»Was noch?«
»Ein paar Packungen Rosinen und Backpulver. Also, in dem Buch heißt es, dass jung verheiratete Paare manchmal
Schwierigkeiten haben, sich an die neue Situation zu gewöhnen und so. Weil sich einfach alles verändert.«
»Sind noch Haferflocken da? Die braucht sie auch, hat sie gesagt.«
»Eine Packung ist noch da, aber keine große. Also, Troy findet, es haut einen voll um, verheiratet zu sein.«
»Was noch?«
»Töpfe und Zeug. Nichts Essbares mehr. Aber wenn Sie Schwierigkeiten haben, sich daran zu gewöhnen, dann könnten Sie ja mal mit Troy reden.«
Molly lächelte über das nachfolgende lange Schweigen.
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