Verliebte Abenteuer
eine Kleinigkeit. Das gute Leben bei Dr. More war vorbei. Eigentlich schade, dachte McFladden. Ich hätte in weiteren vier Wochen bestimmt zehn Pfund an Gewicht zunehmen und mir zehn Pfund an Geld ersparen können. Nur daß man mich als Verrückten dort behandelte, war das Negative.
William Ashborne alias Flip weilte in der gleichen Nacht noch im Stall und bemühte sich, die Pferde an sich zu gewöhnen. Er strich Ajax, der ihn kritisch anschaute, über die Kruppe, gab Jenny ein paar Zuckerstückchen und begann mit viel Schweiß und unter zahlreichen Flüchen, dem Wallach Pommy den Rücken zu striegeln, was vorher schon zu besorgen Percy an diesem Tage bei den sich überstürzenden Ereignissen vergessen hatte.
Solange die Gäule in ihren Boxen standen, benahmen sie sich brav. Sie bewegten peitschend ihre langen, herrlichen Schweife, wieherten temperamentvoll und stampften ungeduldig, als könnten sie die nächste Ausfahrt nicht erwarten.
William begab sich nach der Pflege Pommys zu Ajax in die Box, setzte sich auf einen Hocker und las noch einmal im ›Handbuch für das Kutscherwesen‹ das nach, was er am nächsten Morgen alles wissen mußte.
Nicht wenig war das. Und schwer zu begreifen war es außerdem. Schlimm, schlimm. Mit Theorie allein konnte man keine Pferde lenken. Und mit Percys Anleitungen auch nicht.
Beim trüben Licht einer Stallaterne saß William und studierte:
Kapitel 1. Das Anschirren.
Kapitel 2. Das Anspannen.
Kapitel 3. Wie sitzt der Sattel gut fest?
Kapitel 4. Was muß der Kutscher bei der Kurvenlenkung wissen?
Kapitel 5. Das Vierergespann im Galopp.
William Ashborne schmiß das Buch ins Stroh und sah Ajax traurig an. In der Nebenbox rieb sich Pommy die Flanke an der Bretterwand und wieherte leise.
»Alle Heiligen im Himmel!« seufzte William. »Was soll das bloß werden, wenn Ajax nach links und Jenny nach rechts will?«
Jenny wieherte ihm von ihrer Box her zu. Sie hatte ihn ihren Namen nennen hören.
Am Eingang des Stalles zeigte sich Bewegung. Jemand betrat das Gebäude, wollte aber dabei sehr leise sein. Das Tor wurde ganz behutsam zugezogen.
Schnell versteckte William das Buch über das Kutscherwesen unter einem Strohbüschel und bemühte sich, den Anschein zu erwecken, als behandle er mit einem Stichel Ajax' Hufe.
»Ssst!« machte jemand hinter ihm. Es klang scharf und zugleich zart, wie ein Befehl und wie eine Lockung. Dazu war kein Mann imstande, sondern nur eine Frau. William richtete sich auf und drehte sich um.
Das Kammerkätzchen Bebsy stand an der Box und lachte ihn an.
»So allein?« fragte sie girrend und trat in die Box.
»Vorsicht, Ajax schlägt aus«, warnte William sie etwas verwirrt und dachte dabei an Percy, der vielleicht mißtrauisch im Garten nach Bebsy suchte. Der erste Abend, an dem Flip ernsthaft im Stall arbeiten wollte, begann ja gut.
Bebsy winkte ab. »Ajax kennt mich«, sagte sie und beklopfte dem Pferd die Kruppe. »Nicht wahr, Ajax, alter Bursche, wir sind doch Freunde.«
William legte den Stichel hin und rückte ein wenig von Bebsy ab, deren Parfüm den Entschluß ahnen ließ, den das Mädchen gefaßt hatte.
»Suchen Sie Percy, Bebsy?« fragte er.
»Sieee?« antwortete Bebsy gedehnt. »Unsereiner siezt sich nicht. Oder habt ihr beim Lord Ashborne alle so vornehm miteinander getan? Fräulein Köchin? Ihre Gnaden, die Kammerjungfer? Der Herr Kutscher und Mylord Gärtner?« Sie lachte ihr helles, aufreizendes Lachen, bei dem sogar Ajax die Ohren spitzte. »Ich bin die Bebsy, auch für dich, William.«
»William?« Er nickte. Ach ja, ich bin ja der Flip, man wird ihr den Namen gesagt haben, dachte er. Ich bin ja der William Flip. Es ist doch verdammt schwer, ein Leben in einer fremden Haut zu führen. Man muß verdammt aufpassen.
»Percy wird im Garten sein«, sagte er ausweichend.
»Ich weiß. Ich habe ihn ja selbst dorthin bestellt. Ans äußerste Ende, beim letzten Parktor.« Sie kicherte. »Ich wollte einmal mit dir allein sein, William.«
»Du bist ein schlimmes Kätzchen«, meinte William.
»Was? Ein schlimmes? Nein, ein süßes bin ich! Und schnurren kann ich ganz lieb … willst du's mal hören?« Sie lehnte sich an seine Brust und kraulte ihn unter dem Kinn. »Rrrr«, machte sie. Es war wirklich allerliebst. »Rrrrrr … miau …«
William sah sich in seiner Bedrängnis um. Wenn doch jetzt Percy kommen würde. Wenn doch plötzlich Ajax wild würde. Irgend etwas muß geschehen, dachte er.
Bebsy stellte ihr kleinmädchenhaftes
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