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Verliebte Abenteuer

Verliebte Abenteuer

Titel: Verliebte Abenteuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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auch einen Sessel an und gewährte ihm zuletzt sogar Einblick in den neuen Vertrag mit Loretta Gower.
    Mr. Fish war sehr zufrieden und verabschiedete sich erfreut.
    Was er nicht wußte, war, daß von Loretta am Stadtrand von Edinburgh eine Platte zur Post gegeben wurde.
    ›An Lord Ashborne‹, lautete die Adresse. ›Insel Pabbay.‹
    Und Loretta stand noch lange sinnend vor dem Postamt, das ihre Botschaft jetzt über das brausende Meer bringen würde.
    Nach Pabbay. Zu William. Und sie lächelte glücklich.
    William staunte nicht schlecht, als Percy draußen vor der offenen Tür dem Postboten ein Päckchen abnahm und mit demselben ins Zimmer trat.
    »Woher?« fragte Ashborne.
    Percy sah auf den Poststempel. »Aus Edinburgh.«
    »Edinburgh? Von wem?«
    »Kein Absender.«
    Ashborne schüttelte den Kopf. »Wer kann in Edinburgh wissen, daß ich auf Pabbay bin? Das ist die erste Post, die ich bekomme. Sollte man mich doch schon aufgestöbert haben? Gibt es denn keinen Ort auf dieser Welt, an dem man leben kann, ohne entdeckt zu werden?«
    »Anscheinend nicht. Aber mach' doch erst einmal das Päckchen auf.«
    William löste die Verschnürung, zog dann einen flachen Karton hervor und öffnete ihn. Zwischen Wellpappe und Holzwolle lag schwarzglänzend eine Schallplatte.
    »Wie nett!« meinte Percy. »Ein Menschenfreund will unserer Einsamkeit mit Musik abhelfen. Wen in Edinburgh kennst du, der dafür in Frage käme?«
    »Niemanden«, sagte Ashborne völlig erstaunt. »Ich kann mir das nicht erklären. Was soll ich mit dieser Platte?«
    »Vielleicht handelt es sich um Reklame. Wenn du sie abspielst, bietet eine angenehme Stimme Hosenträger oder Hormoncreme an. Man müßte sich davon überzeugen.«
    »Ohne Grammophon?«
    »Teufel noch mal!« Percy kratzte sich hinter dem Ohr. »Ob einer der Fischer vielleicht einen Apparat hat?«
    »Das glaube ich kaum.«
    Sie betrachteten die Platte und dachten nach. Das Licht fiel auf die Rillen. Es ging eine große Lockung von der schwarzen Platte aus. Neugier regte sich. Da hat man nun eine Schallplatte und weiß nicht, was auf ihr ist. Dieser Zustand ist ekelhaft – er kann nur von demjenigen nachempfunden werden, der auch schon vor so einem kreisrunden Ding saß und wissen wollte, was die Rillen bargen.
    »Ob es in Small Grammophone gibt?« fragte William.
    Percy nickte. »Bestimmt. Daran habe ich auch schon gedacht. Ich werde deshalb morgen mit den Fischern nach Small fahren und so ein Ding mitbringen. Und dann wollen wir uns einmal anhören, was man uns da ins Haus geschickt hat.«
    So kam es, daß William und Percy am nächsten Abend gespannt vor einem neuen Koffergrammophon saßen und die mysteriöse Platte auflegten. Bevor William die Membrane mit der Nadel ansetzte, sah er Percy an.
    »Was denkst du, was es ist?«
    »Reklame, wie ich schon sagte. Irgendeine Firma preist Ladenhüter an. Was glaubst du?«
    »Vielleicht ist es doch Musik. Wollen wir wetten?«
    »Einverstanden. Ich sage Reklame – du Musik. Es geht um ein Pfund.«
    Sie schlugen ein wie zwei Profis auf der Rennbahn, dann setzte William die Nadel auf die rotierende Platte.
    Zunächst rauschte es ein wenig, rasch aber begann ein Flügel leise anzuschlagen. Aus dem ersten Akkord wurde eine zarte, einschmeichelnde Melodie.
    »Doch Musik«, sagte William, leise lachend. »Wo bleibt mein Geld, Percy?«
    Aber dann erstarrte er, denn es ertönte eine helle, weiche, wundervoll klangreine Stimme.
    Eine Frau sang. Ein einmaliger, gottbegnadeter Sopran.
    »Auf einer kleinen Blumenwiese,
da lag ich einst und dacht' an dich,
und über mir die Wolkenschiffe,
sie brachten Grüße nur an mich …«
    »Mein Lied«, stöhnte William und bedeckte die Augen mit beiden Händen. »Die Melodie von Loretta …«
    »Und sie singt es auch«, sagte Percy leise und fühlte, wie ihn Rührung überkam.
    Schwebend sang die Stimme weiter – es war, als überbrücke sie alle Räume und erklinge hier im Raum mit all der Liebe, die in ihrer Tiefe zitterte …
    »Von dir, o Schönste, kamen sie,
doch war es leider nur ein Traum,
denn als der Abend niederstieg,
lag ich allein im weiten Raum.
Allein, wie immer, sehnsuchtsvoll,
doch keiner achtet meiner Klage.
Da stand ich auf und ging davon,
hinein in meine leeren Tage …«
    Weit nach vorn gebeugt saß William am Tisch und hielt die Augen noch immer mit den Händen bedeckt.
    »Loretta«, sagte er leise, »warum tust du das, Loretta?«
    Als der Sopran verstummte, aber die Platte noch weiterlief, begann

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