Verlobt für eine Nacht
wünschte sie nicht sehnlichst, es würde noch einmal passieren.
Eve schluckte und antwortete: „Ich halte es einfach nicht für klug.“
Leo atmete hörbar auf. „Also gut“, sagte er dann. „Culshaw will mit Maureen Bekannte besuchen. Wir sollten uns also ohne Schwierigkeiten in der Hotelbar treffen können. Wäre es in Ordnung, wenn ich dich dort zu einem Kaffee einlade?“
Erleichtert darüber, dass sie sich zumindest in der Öffentlichkeit treffen würde, stimmte Eve zu.
Leo fluchte leise. Eve wollte also nicht seine Suite betreten. Aber immerhin würde sie überhaupt kommen. Natürlich hätte sie die Dokumente auch per Mail schicken können, aber wie sollte er sie dann überreden, doch mit ihm auf die Insel zu kommen? Leo dachte daran, wie sich schon nach einem einzigen Kuss begierig an ihn geschmiegt hatte. Er bezweifelte nicht, dass es ihm gelingen würde, sie umzustimmen. Und sobald Eve wieder in seinem Bett liegen würde, wären ihre Bedenken vergessen. Er freute sich schon darauf.
Denn Sex war zwar sehr leicht zu bekommen, toller Sex dagegen weit weniger leicht. Und der Sex mit Eve war einfach fantastisch gewesen. Leo hatte es nicht viel ausgemacht, dass die Nacht mit ihr zu Ende ging – so war das nun einmal. Dennoch gefiel ihm die Vorstellung sehr, noch ein paar Nächte mit ihr zu verbringen. Er musste sich also irgendeinen Vorwand überlegen, sie mit in seine Suite zu nehmen.
Als sein Handy klingelte, nahm er das Gespräch an. „Hallo, Eric, was kann ich für Sie tun?“
Eric Culshaw erklärte, Maureen wolle einen Tag im Wellnesszentrum der Insel buchen und wissen, ob Evelyn auch daran interessiert sei. Für den Fall, dass Evelyn sich nicht würde umstimmen lassen, erwiderte Eric: „Eric, Sie sollten Maureen lieber darauf vorbereiten, dass Eve eventuell doch nicht mit auf die Insel kommen wird …“
„Ich würde Ihnen wirklich zu gern helfen, meine Liebe“, sagte Mrs Willis, als Eve sie fragte, ob sie eine Stunde auf Sam aufpassen könne. „Aber ich muss zu meinem Bruder Jack fahren, dem es nicht gut geht. Er wird langsam alt und ist ganz verwirrt. Wahrscheinlich werde ich mehrere Tage weg sein.“ Mit gerunzelter Stirn sah sie Eve an. „Mir ist gar nicht wohl dabei, Sie hier allein zurückzulassen – ohne warmes Wasser und ohne Familie, die für Sie da ist. Es ist so traurig, dass Sie Ihre Eltern so früh verloren haben, und dann auch noch Ihren Großvater. Hätten sie doch nur dabei sein können, als Sie aufwuchsen! Und den kleinen Sam haben sie auch nicht kennengelernt.“
„Ja.“ Der Gedanke an ihren Großvater und an ihre Eltern, an die sie sich kaum erinnerte, stimmte Eve traurig. „Machen Sie sich aber bitte keine Gedanken, Sie tun ohnehin schon so viel für mich und Sam. Ich werde einfach Emily anrufen. Sie möchte sich ja immer gern etwas dazuverdienen.“
Doch Emily, die in derselben Straße wohnte, arbeitete inzwischen in einem Supermarkt. Eve blieb also nur eine einzige Möglichkeit. Eigentlich keine so schlechte Lösung, dachte sie, als sie ihren Kleinwagen in Richtung Stadtzentrum lenkte. Sie hatte Leo nichts von Sam erzählen wollen, weil ihn das nichts anging und er dann womöglich denken würde, sie wäre ihren Aufgaben nicht gewachsen. Andererseits traute sie ihm aber auch durchaus zu, dass er unfaire Methoden einsetzen würde, um sie umzustimmen. Und nicht zuletzt war sie auch sich selbst gegenüber misstrauisch – wegen ihrer heftigen Sehnsucht, wegen der sie schon am Vorabend in Leos Bett gelandet war und in seinem Whirlpool …
Eve erschauerte und konnte ein feines Lächeln angesichts der sinnlich-beglückenden Erinnerungen nicht unterdrücken – daran, wie Leo ihre Brustspitzen liebkost, wie er verlockend ihre pulsierende Mitte umspielt und sie dann ganz ausgefüllt hatte, um sie dann langsam auf sich hinunterzuziehen. Beim Gedanken daran verspürte sie ein Vibrieren zwischen den Beinen. Nein, sie konnte sich ganz und gar nicht darauf verlassen, Leo gegenüber stark zu bleiben.
Und die sicherste Methode, eine Wiederholung der letzten Nacht zu verhindern, bestand darin, ihr Kind mitzubringen. Leo stand dem Familienleben ablehnend gegenüber, das hatte er unmissverständlich gesagt. Er war nur an Sex interessiert. Mit anderen Worten, es würde keine Zukunft für sie beide geben. Und nach einem Blick auf Sam würde Leo garantiert nicht mehr versuchen, ihr etwas vorzumachen. Er würde sie nie wiedersehen wollen. Die perfekte Lösung, dachte
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