Verlobt für eine Nacht
besten eine ältere. „Wenn du das so möchtest, einverstanden.“
Eve stand vor ihm, die Arme schützend um ihr Kind gelegt. „Dann werde ich dir alle Dateien auf CDs brennen, von meinem PC löschen und dir ins Hotel schicken lassen. Von hier aus kann man dir die Sachen dann weiterleiten.“
Leo ballte die Hände an seinen Seiten zu Fäusten. „Gut“, erwiderte er nur.
„Dann auf Wiedersehen. Ich hoffe, du findest, was du suchst.“
Eves Worte schienen keinen Sinn zu ergeben. Wie benommen betrachtete Leo ihre ausgestreckte Hand. Wenn er diese nahm, würde er Eve zum letzten Mal berühren, zum letzten Mal ihre Haut an seiner spüren. Wie hatte das alles nur so schiefgehen können?
Als er ihre Finger mit seinen umschloss, erbebte Eve und schloss die Augen. Und obwohl sie für all das stand, was er in seiner Welt nicht wollte und sich selbst für immer versagt hatte, empfand er in seinem Innern das Gefühl eines schweren Verlusts.
Vielleicht fing es so an, diese merkwürdige Sehnsucht, dieser merkwürdige Wunsch einen anderen Menschen zu besitzen und an sich zu binden. Vielleicht ist es besser, sich jetzt von ihr zu trennen, dachte Leo. Doch der Schmerz war fast unerträglich.
Er konnte einfach nicht anders, als ihre Hand zu küssen, ein letztes Mal. „Auf Wiedersehen, Evelyn“, sagte er, nahm ihren Geschmack auf seinen Lippen wahr und wusste, dass er die gemeinsame leidenschaftliche Nacht mit ihr niemals vergessen würde.
In diesem Moment hörte er jemanden rufen: „Leo und Evelyn, da sind Sie ja!“
8. KAPITEL
Erschrocken versuchte Eve, ihre Hand wegzuziehen, damit sie flüchten konnte. Doch Leo hielt sie mit stahlhartem Griff fest.
„Vergiss nicht, dass hieran allein du schuld bist“, flüsterte er ihr ins Ohr, als Eric Culshaw strahlend auf sie zukam.
Dann richtete er sich auf und rang sich ebenfalls ein Lächeln ab. Eve spürte jedoch deutlich, wie fieberhaft er überlegte.
„Hallo, Eric“, sagte Leo in seiner gewohnt charmanten Art. „Jetzt bin ich aber überrascht. Ich dachte, Sie wären mit Maureen ausgegangen!“
Der ältere Mann versuchte seinen Ärger herunterzuspielen. „Das hatte ich auch vor. Aber dann hat sie wieder einen dieser Klatschartikel in einer Frauenzeitschrift entdeckt – Sie wissen schon – und Kopfschmerzen bekommen. Man sollte doch meinen, die Reporter hätten so langsam mal ein anderes Thema, auf das sie sich stürzen können“, sagte er kopfschüttelnd. Dann fügte er lächelnd hinzu: „Umso mehr freut es mich, Sie beide zu sehen.“
Als sein Blick auf den schlafenden Sam fiel, korrigierte er sich: „Sie drei, sollte ich wohl sagen. Wie heißt denn der kleine Kerl?“
Wie auf Kommando drehte Sam den Kopf um und betrachtete blinzelnd den fremden Neuankömmling.
„Das ist Sam“, erklärte Eve, nervös darauf bedacht, etwas Unverfängliches zu sagen, ohne zu lügen. „Er ist anderthalb Jahre alt.“
Mr Culshaw lächelte den Jungen breit an, der sein Lächeln schüchtern erwiderte, bevor er das Gesicht wieder an der Schulter seiner Mutter barg.
Der ältere Mann lachte und strich ihm übers Haar. „Was für ein hübscher kleiner Kerl. Warum haben Sie uns denn gar nicht von ihm erzählt?“
Eric glaubte, sie und Leo seien Sams Eltern! Wieder hatte Eve das Gefühl, der Boden unter ihren Füßen würde schwanken. Andererseits war das ja eine ganz logische Schlussfolgerung. Außerdem hatte auch Leo dunkle Augen und dunkles Haar. Doch sie musste das Missverständnis aufklären – es durfte nicht noch mehr Lügen geben.
„Eigentlich ist Sam …“, begann sie, doch Leo brachte sie mit einem warnenden Blick zum Schweigen.
„Eve ist etwas zurückhaltend, was private Dinge angeht“, sagte er und schenkte Eric Culshaw ein gewinnendes Lächeln, bevor er sie mit einem kühlen Blick bedachte.
In diesem Moment kam Maureen hinzu. Ihre blasse, angespannte Miene hellte sich sofort auf, als sie Sam entdeckte. „Sie haben uns gar nicht erzählt, dass Sie so einen entzückenden kleinen Jungen haben“, stellte sie fest und nahm den kleinen Jungen auf den Arm, als handele es sich um ihren Enkelsohn.
„Manch einer würde das wohl missbilligen“, erwiderte Evelyn. „Ich meine, weil wir ja nicht verheiratet sind.“
„Ach, Unfug.“ Eric kniff Sam sanft in die Wange. „Heutzutage muss man in dieser Hinsicht doch nichts mehr überstürzen.“
Leo lächelte triumphierend, als Maureen sich mit Sam setzte und den kleinen Jungen zum Lachen brachte, indem sie
Weitere Kostenlose Bücher