Verlobt für eine Nacht
wenn sie sich erst einmal ausgeschlafen hatte. Ein Sonnenuntergang am Meer würde sie mit Sicherheit in romantische Stimmung versetzen und wieder in seine Arme treiben. Und in wenigen Tagen wäre das Geschäft abgeschlossen, und er hätte Evelyn und ihr Kind wieder zu Hause abgeliefert.
„Mr Zamos“, sagte eine Stewardess, die ihm Wasser nachgeschenkt hatte. „Wir landen in etwa einer halben Stunde. Soll ich Miss Carmichael Bescheid geben?“
Ein Blick auf die Uhr sagte ihm, dass Eve schon ausreichend geschlafen hatte, um besserer Laune zu sein. „Nein, vielen Dank“, sagte er deshalb und ging zum Schlafzimmer, um sie selbst zu wecken.
Auf sein leises Klopfen hin kam keine Antwort und so öffnete er die Tür.
Evelyns karamellfarbenes Haar war übers Kissen gebreitet, den Arm hatte sie beschützend um Sam gelegt. Mutter und Kind.
Plötzlich wurde Leo von so starken, verwirrenden Erinnerungen und Empfindungen erfüllt, dass er die Augen schließen und mit aller Macht die Mischung aus Schmerz, Abscheu und Wut unterdrücken musste.
Als er die Augen wieder öffnete, bemerkte er, dass Sam ihn aufmerksam ansah. Er streckte Leo seinen Teddy hin und sagte: „Bär.“
Leo war verblüfft und regierte nicht. Sam drehte sich mit dem Teddy zur Seite, um sich dann gleich wieder zurückzudrehen und erneut das Stofftier anzubieten. „Bär!“
Leo empfand … er wusste nicht so recht, was er empfand. Und vor allem wusste er nicht, wie er reagieren sollte.
„Bär!“
„Was ist denn, Sam?“, fragte Eve schlaftrunken. Dann sah sie Leo und setzte sich auf. „Habe ich zu lange geschlafen?“
Die Wange, auf der sie gelegen hatte, war leicht gerötet, ihr Haar zerzaust und die Wimperntusche leicht verschmiert. Und doch war sie wunderschön wie immer. Leo verspürte einen sehr männlichen Stolz darauf, dass sie seinetwegen erschöpft war – und prickelnde Vorfreude angesichts der Aussicht, die gemeinsame Liebesnacht in nicht allzu ferner Zukunft zu wiederholen.
„Wir landen bald, und du solltest dir den atemberaubenden Anblick beim Anflug nicht entgehen lassen.“
Der Anblick war tatsächlich atemberaubend, wie Eve feststellte, als sie sich frisch gemacht und Sam gewickelt hatte. Das Blau des Meeres war unglaublich intensiv, und in einiger Entfernung konnte sie Inseln erkennen, die zu den Whitsundays gehörten. Mit ihrer üppig grünen Vegetation und den weißen Sandstränden wirkten sie wie Juwelen. Die untergehende Sonne tauchte alles in goldfarbenes Licht.
„Das ist Hamilton Island.“ Leo wies auf eine größere Insel. „Dort landen wir, bevor wir mit dem Hubschrauber nach Mina Island fliegen.“
„Es ist wunderschön“, sagte Eve. „Sieh mal, Sam, dort werden wir Urlaub machen!“, erklärte sie ihrem kleinen Sohn, der vor lauter Freude mit den Armen zu rudern begann.
Es sieht wirklich idyllisch aus, dachte sie. Und vielleicht waren ein paar Tage auf einer sonnigen Insel nicht das Schlechteste, was ihr passieren konnte. Als Eve den Mann neben sich heimlich betrachtete und erneut jenes erotische Prickeln verspürte, wusste sie, dass sie sich etwas vormachte. In Leos Gegenwart würde alles mit Sicherheit kompliziert werden.
Sie beschloss, ein paar grundsätzliche Regeln festzulegen.
9. KAPITEL
„Ich werde nicht mit dir im selben Bett schlafen.“
Eve und Leo waren ohne Zwischenfälle auf Mina Island angekommen und von Eric Culshaw erfreut begrüßt worden. Dann hatten sie gemeinsam das prachtvolle feurige Farbspiel des Sonnenuntergangs bestaunt. Und schließlich hatte er sie zu ihrem Strandhaus gebracht, damit sie sich vor dem Abendessen frisch machen konnten.
Nach einem Rundgang durch das Luxushaus aus Holz und Glas trafen sich ihre Blicke nun über das riesige Doppelbett hinweg – das einzige Bett, abgesehen vom Gitterbettchen für Sam, das in dem geräumigen Ankleidezimmer aufgestellt worden war.
„Du wirst dir einen anderen Schlafplatz suchen müssen“, stellte Eve eigensinnig fest.
„Findest du nicht, dass du übertreibst, Evelyn?“ Leo setzte sich hin und streifte Schuhe und Socken ab. „Wir haben doch schon einmal im selben Bett geschlafen.“
„Das war etwas anderes.“
„Ach ja?“ Er zog eine Augenbraue hoch.
Eve konnte Sam draußen lachen hören, der von der jungen Babysitterin Hannah sein Abendessen bekam.
„Ich werde nicht das Bett mit dir teilen“, beharrte sie. „Und ganz bestimmt werde ich nicht mit dir schlafen, nur weil wir zusammen in diese Lügengeschichte
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