Verlobung auf Italienisch
Harrods waren weihnachtlich geschmückt, und überall, wo sie hinschaute, schienen gerade elegante Frauen, die Sonnenbrillen und Pelzmäntel trugen, aus Limousinen zu steigen.
Kurz darauf hielt der Chauffeur vor einem Juweliergeschäft, aber Evie hatte nicht das geringste Bedürfnis mehr, sich in der Öffentlichkeit zu zeigen. Selbst in ihrem schicken Outfit fühlte sie sich hier vollkommen fehl am Platz.
Zwei Sicherheitsmänner flankierten den Eingang, und sogar vom Wagen aus konnte sie sehen, dass die wenigen Schmuckstücke in der Auslage ein Vermögen wert sein mussten.
Unwillkürlich dachte sie an den Ring mit dem winzigen Diamanten, den Jeff ihr zur Verlobung geschenkt hatte. Damals hatte sie geglaubt, er hätte sich bewusst dafür entschieden, weil sie auf ein eigenes Haus sparten. Erst später hatte sie erfahren, dass er den größten Teil ihrer Ersparnisse für seine andere Freundin ausgegeben hatte.
Wie hatte sie bloß so naiv sein können? Allerdings war es auch ihre Schuld. Jeff und sie waren zusammen aufgewachsen, und alle waren davon ausgegangen, sie würden eines Tages heiraten. Sie, Evie, hatte sich immer eingeredet, sie würde keine Leidenschaft für Jeff empfinden, weil sie keine besonders heißblütige Frau war, und Jeff würde es genauso gehen. Dann hatte sie von seiner Affäre mit Cindy, der Bibliothekarin aus dem Nachbardorf, erfahren …
Verstohlen sah sie Rio an. Sein Kuss hatte sie sehr erregt.
Und nun sollte sie so tun, als wären sie ein Paar.
„Ich soll in diesen Laden gehen? Warum können die nicht zu uns kommen? Im Film werden die Juwelen doch auch immer ins Hotel oder nach Hause geliefert.“
„Im Film versuchen die Leute ja auch nicht, die Paparazzi auf sich aufmerksam zu machen.“ Rio beugte sich zu ihr herüber, um ihren Gurt zu lösen. „Hätte ich eine Auswahl von Ringen ins Hotel liefern lassen, hätte ich nicht die gewünschte Wirkung erzielt.“
„Ich verstehe immer noch nicht, wie das funktionieren soll. Wenn die Paparazzi uns nur fotografieren sollen, hätte dann nicht jemand den Zeitungen einen Tipp geben müssen?“
„Nicht nötig. Die Fotografen folgen mir auf Schritt und Tritt.“ Er klang gelangweilt. „Es ist ein Teil meines Lebens und nun auch deines Lebens. Also gewöhn dich lieber daran.“
Als der Chauffeur ihr den Schlag öffnete, bedeutete Rio ihr auszusteigen, doch sie blieb sitzen. „Das heißt, dort draußen könnte jemand mit einer Kamera stehen? Soll ich jetzt etwa lächeln und winken?“
„Du bist nicht die Queen“, erwiderte er trocken. „Verhalte dich ganz normal.“
„Das alles ist aber nicht normal“, widersprach Evie. „Wenn ich plötzlich vor irgendwelchen Paparazzi stehe, drehe ich mich wahrscheinlich um, weil ich denke, dass ihr Interesse jemand anders gilt. Es sei denn, sie wollen mich für einen Wettbewerb ablichten, bei dem die Frau mit dem dicksten Po gesucht wird.“
„Wenn du noch einmal deinen Po erwähnst, sehe ich mich gezwungen, dich auszuziehen und mich selbst davon zu überzeugen, ob er dick ist oder nicht“, warnte er sie trügerisch sanft, woraufhin sie sofort ausstieg.
Genau wie er vorhergesagt hatte, wurde sie im selben Moment von grellem Blitzlicht geblendet und wäre einfach stehen geblieben, wenn er sie nicht schnell in das Geschäft geführt hätte, die Hand um ihre Taille.
„Ich dachte, Sie wollten gesehen werden“, flüsterte Evie.
„Ich rede nicht mit den Reportern“, erwiderte er. „Ich gebe nie Interviews und beabsichtige auch nicht, das zu ändern. Es soll doch so realistisch wie möglich aussehen, falls du es vergessen hast.“
Ärgerlich sah sie ihn an. „Und woher sollen die Leute wissen, dass wir verlobt sind, wenn Sie es ihnen nicht erzählen?“ Dann hellte ihre Miene sich auf. „Ah, verstehe. Auf dem Weg zum Wagen muss ich die Hand heben und den Ring zeigen.“
„Wir verlassen das Geschäft durch den Hintereingang. Falls dort auch ein Fotograf lauert, steckst du die linke Hand in die Tasche.“
„Wir kaufen also einen Ring, lassen ihn aber niemanden sehen?“
„Richtig.“
„Das ergibt überhaupt keinen Sinn.“
„Doch.“
„Für mich nicht. So erwecken wir den Eindruck, als wollten wir von niemandem gesehen werden.“
„Genau.“ Rio lächelte den Geschäftsführer an, der sich diskret zurückhielt. „Franco …“
„Signor Zaccarelli“, begrüßte dieser ihn. „Schön, Sie wiederzusehen!“
„Wieder? Wie viele Frauen haben Sie denn schon
Weitere Kostenlose Bücher