Verlobung auf Italienisch
Schuss nach hinten los.“
Kurzerhand nahm Rio sein Handy aus der Tasche und reichte es ihr. „Ruf deinen Großvater an.“
„Was, jetzt?“ Bei der Vorstellung, was ihr Großvater von alldem halten würde, zog sich ihr Magen schmerzhaft zusammen. „Und was soll ich ihm sagen? ‚Hallo Grandpa, vielleicht siehst du heute ein Nacktfoto von mir in allen Tageszeitungen. Deswegen wollte ich dir sagen, dass ich keine Karriere als Starlet anstrebe …‘“
„Das Foto erscheint nicht mehr heute. Dafür ist es zu spät. Allerdings könnte es schon im Internet stehen. Hier, ruf an.“
„Mein Großvater surft nicht im Internet. Er ist sechsundachtzig“, erwiderte sie schrill, doch Rio zog nur eine Braue hoch.
„Was hat sein Alter damit zu tun?“
„Das würden Sie nicht fragen, wenn Sie schon einmal in Cedar Court gewesen wären, dem Seniorenheim, in dem er lebt. Die Bewohner haben richtig gefeiert, als sie endlich einen vernünftigen Fernseher bekommen haben.“
Unbeirrt hielt er ihr das Telefon hin. „Los, ruf ihn an.“
„Ich kann nicht“, flüsterte Evie und lehnte sich zurück, während sie das Unvermeidliche hinauszuzögern versuchte. „Mein Großvater hat mich an meinem ersten Schultag begleitet. Er hat mir das Fahrradfahren beigebracht. Er hält nichts davon, wenn man in der Öffentlichkeit Händchen hält oder sich küsst. Ich bin alles, was er hat, und er denkt, ich bin ein anständiges, altmodisches Mädchen … Und das bin ich auch – oder besser gesagt, ich war es, bevor ich Ihnen begegnet bin.“
„Umso mehr ein Grund, ihn anzurufen, bevor er es von jemand anderem erfährt.“
Widerstrebend nahm sie das Handy entgegen und tippte mit zittrigen Fingern die Nummer ein. Als sie darauf wartete, dass ihr Großvater sich meldete, presste sie den Mittelfinger der anderen Hand an die Nasenwurzel. Wie enttäuscht wird er von mir sein?
„Grandpa? Hier ist Evie … Wie geht es dir?“ Selbst für ihre Ohren hörte sich ihre Stimme gekünstelt an. „Hältst du dich bei dem kalten Wetter auch schön warm?“ Vielleicht ist das eine gute Überleitung, dachte sie niedergeschlagen, während sie seiner fröhlichen Antwort lauschte. Mir war sehr warm. Deswegen habe ich mich ausgezogen …
„Nein, alles in Ordnung. Ich wollte nur mit dir reden.“ Nachdem sie mit ihm über das Wetter geplaudert hatte, erzählte er ihr, dass er wieder vor Mrs Fitzwilliam mit ihr angegeben hatte. Zwei dicke Tränen liefen ihr über die Wangen, und sie schlug sich verzweifelt die Hand vor den Mund.
Rio seufzte und griff nach dem Telefon. „Mr Anderson? Hier ist Rio Zaccarelli … Nein, wir kennen uns nicht, aber ich kenne Ihre Enkelin … Ja, ich bin der Zaccarelli, dem die Hotelkette gehört …“ Sichtlich entspannt lehnte er sich zurück. „Ja, die Geschäfte laufen gut, trotz der Wirtschaftskrise …“ Er lächelte. „Genau, so bin ich Evie begegnet …“
Aus Angst, dass er alles noch schlimmer machen könnte, wollte sie ihm das Handy wieder entreißen, doch er hielt es außer Reichweite und lachte dann über eine Äußerung ihres Großvaters.
„Das habe ich schon gemerkt. Ja, sie ist …“
Fragend schaute sie ihn an. „Was bin ich?“
Doch Rio ignorierte sie. „Ja, ich weiß. Das hat sie mir erzählt. Aber sein Verlust ist mein Gewinn.“
Sprachen die beiden gerade über ihre geplatzte Hochzeit? Verzweifelt fasste Evie sich an die Stirn.
„Ja, ein richtiger Versager …“ Rios Stimme klang jetzt merklich kühler. „Sie ist ohne ihn besser dran. Nicht schlecht … Deswegen rufen wir Sie auch an. Wir haben uns verlobt. Es kommt etwas überraschend, aber das ist meine Schuld. Wenn ich etwas will, muss ich es haben, und ich habe noch nie so für eine Frau empfunden.“
Sie blinzelte und wartete darauf, dass er ihr das Telefon reichte, damit ihr Großvater ihr eine Standpauke halten konnte. Stattdessen lachte er.
„Wir wollten Sie warnen, dass einige heikle Fotos in der Zeitung erscheinen können … Leider folgen die Fotografen mir auf Schritt und Tritt.“ Lächelnd lauschte Rio der Antwort ihres Großvaters. „Stimmt, das sage ich auch immer. Nein, es geht ihr gut. Es ist ihr nur etwas peinlich … Ja, ich weiß, sie ist ein anständiges Mädchen.“ Er warf ihr einen ironischen Blick zu. „Ich habe meine Anwälte darauf angesetzt, aber wenn irgendjemand es Ihnen gegenüber erwähnt, können Sie sagen, der Fotograf hätte sich unerlaubt Zugang zu meinen Privaträumen verschafft … Ja, ich gebe
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