Verlobung auf Italienisch
Laptops.
Sobald ihre Augen sich an die Dunkelheit gewöhnt hatten, entdeckte sie, dass Rio am Tisch saß.
„Es ist vier Uhr morgens“, sagte sie leise. „Du solltest versuchen, etwas zu schlafen.“
„Ich bin nicht müde“, erwiderte er noch leiser. „Leg dich wieder hin, Evie.“
Da sie offenbar unerwünscht war, wollte sie genau das tun. Bei einem letzten Blick auf sein Profil erstarrte sie jedoch. Er wirkte wie ein Mann, der der Verzweiflung nahe war. Obwohl er immer noch auf den Bildschirm sah, wusste sie, dass er sich nicht auf die Zahlen konzentrierte. Es musste mit Weihnachten zu tun haben.
Ich habe keine glücklichen Erinnerungen an Weihnachten.
Was für eine Kindheit mochte er gehabt haben, dass er mit dem Fest nichts Schönes verband?
Regungslos stand Evie da. Ihr war klar, dass sie ihn störte und es besser wäre, in ihr Zimmer zurückzukehren. Sie sollte ihn seinen düsteren Gedanken überlassen. Wenn diese Farce vorbei war, würde sie ihn nie wiedersehen.
Etwas an seiner Miene machte es ihr allerdings unmöglich, einfach zu gehen. Noch nie war sie in der Lage gewesen, einen Menschen seinem Schmerz zu überlassen, und sie zweifelte nicht daran, dass es Rio sehr schlecht ging.
Nach dem Tod ihrer Großmutter hatte sie denselben Ausdruck Abend für Abend bei ihrem Großvater gesehen, wenn er in ihrem Schaukelstuhl saß und starr ihr Foto betrachtete. Und sie hatte ihm Gesellschaft geleistet, weil sie ihn mit seinem Kummer nicht allein lassen konnte.
Was hatte Rio Zaccarelli verloren?
Und woran dachte er, während er starr auf den Bildschirm blickte?
Mit klopfendem Herzen trat Evie auf ihn zu.
Daraufhin hob er den Kopf und atmete tief durch. „Geh wieder ins Bett, habe ich gesagt.“
„Mir wird schwindelig, wenn ich mich hinlege.“
„Du hast zu viel Champagner getrunken. Das geht vorbei. Trink viel Wasser.“
„Ich bin nicht betrunken.“
Der Anflug eines Lächelns umspielte seine Lippen. „Du hast auf dem Tisch getanzt.“
„Aber nicht, weil ich betrunken war, sondern weil ich meine Hemmungen abgelegt hatte. Wäre ich selbstbewusster, hätte ich es auch nüchtern getan.“
„Dann sieh zu, dass du dich nie richtig betrinkst, wenn wir zusammen ausgehen.“
„Erzähl mir, warum du Weihnachten hasst.“
Ein ärgerlicher Ausdruck huschte über sein Gesicht, und Rio warf ihr einen warnenden Blick zu. „Du solltest ins Bett gehen.“
„Nur wenn du mitkommst.“ Evie hatte keine Ahnung, was sie zu der Antwort bewogen hatte. Was, wenn er Ja sagte?
Einen Moment lang betrachtete er sie nur mit funkelnden Augen. Sie hatte das Gefühl, dass er einen schweren inneren Kampf mit sich ausfocht.
„Verschwinde“, brachte er dann hervor. „Sofort.“
„Ich bin nicht betrunken.“
„Deswegen sollst du ja auch nicht gehen.“
„Was …?“
„Mit Happy Ends kann ich leider nicht dienen, Evie.“
Ihr Mund wurde ganz trocken, und ihr Herz pochte noch schneller. „Das ist mir klar. Du könntest nie mein Happy End sein. Aber das heißt nicht … Ich möchte wissen …“
„Was willst du wissen, Evie?“
Unwillkürlich befeuchtete sie sich die Lippen. „Ob der Rest auch so schön ist wie der Kuss“, flüsterte sie.
Als er unvermittelt aufsprang, wich sie einen Schritt zurück, was er mit einem spöttischen Lächeln quittierte. „Das kann ich dir sagen, Evie. Wir haben beide gemerkt, wie es zwischen uns knistert. Es wäre unbeschreiblich. Für kurze Zeit“, fügte er rau hinzu. „Und dann würde ich dir das Herz brechen. Einfach so.“ Er schnippte mit den Fingern, eine grausame Geste, die Evie zusammenzucken ließ.
Das Blut rauschte in ihren Ohren. „Das ist in Ordnung.“
„Es ist in Ordnung, wenn ich dir das Herz breche?“
„Nein, du wirst es mir nicht brechen. Das würdest du nur tun, wenn ich in dich verliebt wäre, und das bin ich nicht. So dumm wäre ich nicht.“
Seine schwarzen Augen blitzten gefährlich. „Vielleicht bin ich nicht in Stimmung für Zärtlichkeiten.“
Angst stieg in ihr auf – und heißes Verlangen, wie sie es noch nie empfunden hatte. Es überwältigte sie. „Falls du mir Angst machen willst, gelingt es dir nicht.“
„Vielleicht solltest du dich fürchten, Evie.“ Seine Stimme klang trügerisch sanft und gleichzeitig eiskalt. „Ich bin nicht der richtige Mann für dich.“
„Das weiß ich.“ Obwohl Rio und sie allein im Raum waren, flüsterte Evie. „Darum geht es auch nicht.“
„Worum dann? Was willst du dir beweisen? Oder
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