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Verlockend untot

Verlockend untot

Titel: Verlockend untot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Chance
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und meinen ach so nützlichen Leibwächtern…
    Ich schaffte es nicht.
    Auf halbem Weg traf mich etwas und warf mich zur anderen Seite des Aufenthaltsraums. Ich verlor den Boden unter den Füßen und prallte mit dem Kopf gegen die Wand, was mir heftigen Schmerz durch den Schädel schickte. Doch das war nicht das Hauptproblem.
    Das Hauptproblem bestand aus etwas, das sich nach einem Film aus hartem Plastik anfühlte, der mich wie einen Käfer unter Zellophan an die rote Tapete drückte.
    Eine Sekunde später kam ich mir wie in Folie geschweißt vor, denn der Film passte sich perfekt meinem Körper an, auch Nase, Mund und Augen. Ich versuchte, mich zur Wehr zu setzen, und merkte, obwohl ich ihn nicht sehen konnte, wie sich der besessene Magier näherte. Ich war nicht imstande, den Kopf zu drehen, auch nur einen Finger zu rühren, den Mund zu öffnen, um zu atmen, oder die trocknenden Augen zu schließen oder…
    Oder sonst irgendwas.
    Die Sache mit der Badewanne schien sich zu wiederholen – auch hier konnte ich mich nicht bewegen, nicht atmen und nicht um Hilfe rufen. Ich bereute sofort, diesen Vergleich gezogen zu haben, denn dadurch wurde es für mich nicht einfacher. Ganz im Gegenteil: Entsetzen stieg in mir hoch. Mein Puls jagte plötzlich, mir brach der Schweiß aus, und in meinem Magen verkrampfte sich etwas. Ich befürchtete, mich innerhalb der »Einschweißfolie«, in der ich gefangen war, übergeben zu müssen.
    Voller Verzweiflung versuchte ich zu springen – ein halber Meter hätte genügt. Doch nichts geschah. Ich fühlte die vertraute Kraft, sah sie vor dem inneren Auge wie einen im Sonnenschein funkelnden Ozean aus Energie. Aber ich konnte sie nicht erreichen. Ein watteartiges Etwas in meinem Kopf hinderte mich daran. Und meine einzige Waffe, das Armband, lag absolut nutzlos zwischen mir und der Wand.
    Der Magier näherte sich.
    Das freundliche Gesicht war gar nicht mehr so freundlich – die dicke Barriere, die mich umschlossen hielt, verwandelte es in eine Grimasse, wie in einem Zerrspiegel. Trotzdem konnte ich ihn ziemlich klar erkennen, denn er beugte sich ganz, ganz nahe heran. Als wollte er alle Einzelheiten meines Gesichts sehen, wenn das Ende kam.
    Doch das Ende kam nicht.
    Natürlich nicht
, dachte ich verdutzt. Warum Kraft damit vergeuden, mich zu töten, wenn er einfach nur dastehen und beobachten konnte, wie ich erstickte? Ich saß wie ein Tier in der Falle, klebte bereits wie eine Trophäe an der Wand. Nur noch wenige Sekunden, und ich verwandelte mich von einem lebenden Menschen in einen leblosen Fleischhaufen, während diese rabenschwarzen Augen beobachteten, wie mein Geist den Kampf schließlich aufgab und …
    Mein Geist.
    Eine Idee huschte mir durchs Gehirn, gerade außerhalb meiner Reichweite. Ich konnte sie nicht festhalten, konnte kaum mehr einen klaren Gedanken fassen, weil ich in Panik geriet – ja, ich geb's zu –, obwohl mich jemand genau davor gewarnt und gesagt hatte, es sei der sicherste Weg, in einer Situation zu sterben, in der man eigentlich gar nicht sterben musste. Und er hatte noch etwas anderes gesagt, es mir so oft in den Kopf gehämmert, dass ich es leid geworden war…
    In meiner Erinnerung sah ich zwei zornig blickende grüne Augen.
    Abschätzen. Angehen. Agieren.
    Das dreifache A. Ich konnte nicht mit Hilfe rechnen, musste mir also selbst helfen.
    Abschätzen.
    Wie war die Situation beschaffen? Ich konnte mich nicht bewegen, nicht einen einzigen verdammten Zentimeter. Wie sollte ich mir selbst helfen, wenn ich mich nicht bewegen konnte?
    Moment, das stimmte nicht ganz. Mein Körper konnte sich nicht bewegen, doch was den Geist betraf, sah die Sache ganz anders aus.
    Immerhin war ich die Pythia, und Pythien konnten ihren Körper verlassen, sich in anderen Personen niederlassen und …
    Aber ich konnte nicht springen, nicht jetzt. Was bedeutete: Ich war nicht imstande, die Sicherheit eines anderen Körpers zu erreichen. Ich konnte höchstens …
    Aus mir heraustreten.
    Ja, das war möglich. Ich konnte meinen Körper so zurücklassen, als wäre ich gestorben. Aber da ich noch lebte, sollte er mir als Anker dienen, der mich in dieser Welt festhielt. Aber was hatte es für einen Sinn, ein körperloser Geist zu sein, dessen Energiequelle, der Körper, nicht lange von Bestand bleiben würde, weil…
    Weil…
    Weil…
    Ich brachte den Satz nicht zu Ende, weil ich mich anschickte, das Bewusstsein zu verlieren. Und das bedeutete Ende, Versagen und Tod, was auch immer ich

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