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Verlockend untot

Verlockend untot

Titel: Verlockend untot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Chance
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versuchte, was auch immer…
    Agieren.
    Und dann taumelte ich, benommen, desorientiert und voller Übelkeit, und richtiges Elend packte mich, als ich meinen Körper sah. Klein, blass und hilflos stand er an die Wand gedrückt, das zerzauste Haar im verzerrten Gesicht, aus dem Angst die Farbe vertrieben hatte. Diese Angst war es auch, die eine Hand um den Rand der Tür gekrallt hatte, durch die ich nicht entkommen konnte.
    Ich vergeudete keine Zeit, stürmte an dem Magier und meiner Fast-Leiche vorbei in die willkommene Dunkelheit des Flurs.
    Verzweifelt rief ich nach Billy, denn wenn jemand über diese Geister-Dinge Bescheid wusste, dann er. Aber entweder schlief er tief und fest, oder er war irgendwo unterwegs, denn es rührte sich nichts; ich bekam keinen Pieps von ihm. Alles deutete darauf hin, dass ich auf mich allein gestellt war.
    Dabei blieb es auch, als ich meine Leibwächter fand, die es sich in einem der unbenutzten Schlafzimmer gemütlich gemacht hatten und Poker spielten. Und wie entspannt sie wirkten: die Krawatten gelockert, der Kragen auf, auf dem Boden ein Eimer mit Eis und ein paar Bierflaschen. Damit sie nicht die lange Reise zur Küche machen mussten.
    Wo sie vielleicht gesehen hätten, dass etwas versuchte, mich umzubringen.
    »Habt ihr's bequem?«, fragte ich, aber natürlich hörte mich niemand.
    Ein oder zwei Sekunden beobachtete ich, wie sie Karten spielten, in aller Ruhe, ohne sich Sorgen um einen Messer werfenden Magier zu machen, der durch die Wohnung tigerte, oder meinen kleinen Trip ins Reich der Geister, von dem aus es geradewegs ins Jenseits weitergehen würde, wenn kein Wunder geschah. Nein, die Burschen interessierten sich nur für ihr blödes Kartenspiel, und ich war so sauer, dass meine Hand über den Tisch fegte. Geldscheine, Chips und Karten flogen, landeten auf dem Boden. Und dann kippte ich den ganzen verdammten Kartentisch um.
    Natürlich wusste ich, dass sich ein Geist normalerweise anders verhalten sollte. Für Geister ging es vor allem darum, Kraft zu sparen. Sie mussten sehr, sehr vorsichtig damit umgehen, eifersüchtig jeden noch so kleinen Teil davon hüten und sie nur kleckerweise verwenden und wenn es sich absolut nicht vermeiden ließ. Denn keine Kraft mehr zu haben, bedeutete Tod.
    Aber ich würde ohnehin gleich sterben und scherte mich nicht um die Regeln. Ich versuchte nicht, Kraft zu sparen, ich ging geradezu verschwenderisch damit um.
Wenigstens hatte ich einen letzten
großen Auftritt,
dachte ich und lachte hysterisch. Und dann schnappte ich mir ein Bier und warf es dem nächsten Vampir an den Kopf.
    Ich verfehlte das Ziel, aber die Flasche knallte mit einem so befriedigenden Pochen an die Wand, dass ich weitere Flaschen nahm und sie ebenfalls warf, immer und immer wieder, während die Vampire aufsprangen, Stühle umstießen und sich wild umsahen. Einige von ihnen zogen ihre Knarren, aber es gab nichts, worauf sie zielen konnten.
    »Warum habe ich eigentlich Leibwächter?«, rief ich und warf eine Flasche nach der Kommode, wo sie mit einem eindrucksvoll lauten Klirren zerbrach.
    »Was hat es verdammt noch mal für einen Sinn?« Die nächste Flasche traf den Spiegel und schuf ein großes Netz aus Sprüngen und Rissen, die alle von einem gemeinsamen Mittelpunkt ausgingen.
    »Wir müssen beobachten, wie du schläfst, Cassie!«
Bumm.
    »Und wie du isst, Cassie!«
Bamm.
    »Und wie du dir deine verdammten Zehennägel lackierst!«
Schepper.
    »Wir beobachten dich auf Schritt und Tritt, Cassie.«
Krach.
    »Aber was macht ihr, wenn jemand versucht, mich umzubringen?«
    Eine Flasche traf die Lampe und zerschmetterte den dekorativen Lampenschirm. Funken regneten auf die bereits ziemlich ausgeflippten Vampire herab.
    Und dann hielt ich inne, nicht etwa weil mir die Worte fehlten, sondern weil einer der Vamps die auf rätselhafte Weise schwebende Bierflasche entdeckte. Offenbar machte sie ihn wütend. »Mir reicht's«, verkündete er und zielte mit seiner Waffe.
    Ich bewegte mich nicht, wackelte nur herausfordernd mit der Flasche. »Willst du sie haben, Arschloch? Willst du sie? Dann hol sie dir!« Und ich lief wie der Teufel.
    Eine Kugel bohrte sich neben mir in die Wand, eine zweite zerschlug die Lampe im Flur, und die dritte traf ein hübsches kleines Gemälde und hinterließ ein hässliches kleines Loch in der Stirn des Mädchens auf der Schaukel. Und wenn schon. Meine Sorge galt vor allem der jungen Frau an der Wand, deren Gesicht blau angelaufen war und die bereits

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