Verlockend wie ein Dämon
kreischend zum Stehen kam. Tariq erschoss zwei weitere durch das offene Fenster, bevor er das Fahrzeug verließ.
Ein bulliger Mann im Tarnanzug rannte auf Tariq zu, schlug ihm die Pistole aus der Hand und stieß ihm die Faust ins Gesicht. »Du Witzfigur! Du wagst es, hierherzukommen und mir eine lausige Waffe ins Gesicht zu halten?«
»Ich habe genug, Reyhan«, knurrte Tariq, nicht im Mindesten eingeschüchtert. »Ich will nicht so weiterleben, mit dem Damoklesschwert deiner Drohungen über meinem Kopf. Heute Nacht wirst du sterben.«
Reyhan bespuckte ihn. »Du bist allein und ohne Waffen. Ich habe sieben Männer mit Maschinengewehren. Der Einzige, der heute Nacht sterben wird, bist du, Tariq. Wie du schon vor vier Jahren hättest sterben sollen.«
Malumos und Maleficus betraten das Lager von Süden, genau in dem Augenblick, als Reyhan einem seiner Männer mit einem Nicken das Zeichen gab, Tariq umzubringen. Malumos hätte ihm sagen können, dass es sinnlos war, dass Tariq dank der Münzen unter dem Schutz der Hölle stand, aber er war nicht in der Stimmung, Edelmut zu zeigen. Stattdessen ließ er seinen Frust an zwei bewaffneten Wachen aus, die sich gerade an Tariq anschlichen. Er hüllte sie in blauen Rauch ein, nahm ihnen ihren Willen und zwang sie dann, ihre Waffen gegeneinander zu richten.
Doch das stellte ihn noch nicht zufrieden. Erst als er einen Augenblick später sah, wie einer von den Toten auferstand, und er das vertraute Aufwallen von gemeinschaftlicher Macht in sich spürte, ließ seine Raserei nach. Mestitio war endlich da.
»Macht schnell!«, rief er seinen Brüdern zu, während er weiter ins Lager vordrang. »Holt die Münzen! Wir sind unserem Ziel nahe. Wir dürfen nicht scheitern.«
Sie griffen mit vereinten Kräften an, und Feuer loderte hell gegen den Nachthimmel auf.
»Äh, Leute?«
Das seltsame Stocken in Carlos’ Stimme bewog Lena, vom Bett aufzustehen und ins Wohnzimmer der Hotelsuite hinüberzugehen. Sie vermied es, Brian anzuschauen, der auf dem Sofa vor dem Fernseher fläzte und sich
Terminator – Die Erlösung
ansah. Sie hatten kaum zehn Worte miteinander gewechselt, seitdem sie vom Markt zurückgekehrt waren. Und selbst das waren nur höfliche Floskeln gewesen.
»Noch immer kein Wort von Lenas Kontaktleuten«, sagte Carlos. »Aber ich habe gerade eine Nachricht aus der Zentrale bekommen, die ihr lesen solltet.«
Lena runzelte die Stirn. »Was für eine Nachricht?«
Brian schaltete per Fernbedienung den Fernseher aus und setzte sich auf, die Ellbogen auf die Knie gestützt. »Eine Notkollekte«, riet er. »Tariqs Seele.«
Eine Kollekte? Bedeutete das …?
Nein.
Das musste ein Irrtum sein. Lena stützte sich mit einer Hand an der Wand ab und warf Brian einen betrübten Blick zu. »Warum glaubst du das?«
»Weil in neun von zehn Fällen eine überraschende Nachricht aus der Zentrale aus einem Kollektenauftrag besteht. Das ist unser Job, schon vergessen? Wir holen Seelen.« Brian stand auf und wandte sich zu Carlos um. »Hab ich recht?«
Das lange dunkle Haar des jungen Mannes fiel nach vorn und verbarg sein Gesicht. »Ja.«
»Ihr wollt mir erzählen, dass Tariq tot ist?« Lena konnte es noch immer nicht glauben.
Brian antwortete nicht. Er sah sie nicht einmal an, sondern schnappte sich seine Anzugjacke und fragte Carlos: »Wo ist es?«
»In einem Zeltlager in der Wüste bei Assuan«, entgegnete der junge Wächter. »Es sind eigentlich elf Seelen, aber da sie alle dasselbe Ziel haben, hat die Zentrale sie mir alle aufgebrummt. Ich habe die Erlaubnis, einen Helikopter zu mieten.«
Tot.
O Gott.
Tariq war tot.
Lenas Knie zitterten, und sie ließ sich in einen der Sessel sinken. Das Kranke daran war, dass ihr erster Gedanke nicht der Seele des armen Mannes gegolten hatte, sondern den Münzen. Sie musste sich auf die Zunge beißen, um nicht nach ihnen zu fragen. Ein weiterer Beweis, wenn sie ihn noch brauchte, dass Brian ein besserer Mensch war, als sie je werden würde.
Ein Bild tauchte vor ihr auf: Tariq, wie er in ihrem Auto saß und ruhig die Münzen in Empfang nahm. Ihre Augen brannten. Sein Tod war eine sinnlose Tragödie. Und ein weiterer Fehlschlag, der auf ihr Konto ging.
»Wir gehen alle«, sagte Brian. »Beeilen wir uns. Wir wollen ihre Seelen doch nicht länger als unbedingt nötig in den verwesenden Leichen lassen.«
Lenas Magen hob sich, und sie musste schlucken, um den Würgereflex in den Griff zu bekommen. Die meisten Seelenkollekten waren geplant
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