Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Verlockend wie ein Dämon

Verlockend wie ein Dämon

Titel: Verlockend wie ein Dämon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette McCleave
Vom Netzwerk:
den Himmel bestimmt war, rief diese hier keine Empfindung milder Wärme und luftiger Ruhe hervor – stattdessen machte sich in Lenas Brust kühle Leere breit und legte sich um ihr Herz.
    Sie seufzte. Fegefeuer für Tariq.
    Lena stand auf.
    Natürlich war das viel besser als die andere Alternative, aber es lastete trotzdem schwer auf ihr. Hätte sie Tariq nicht in ihren albtraumhaften Deal mit den Dämonen hineingezogen, wäre er noch am Leben gewesen.
    Die Zahl der Toten vor ihrer Haustür wurde allmählich zu groß, als dass sie sie verkraften konnte.
    »Alles okay?«, fragte Brian sanft.
    Die ungeheuchelte Sympathie in seinen Augen hätte sie beinahe aus der Fassung gebracht. Ihr dankbares Lächeln geriet schief, und die drohenden Tränen zwangen sie dazu, einige Male zu blinzeln. Warum musste er nur so verdammt nett zu ihr sein?
    »Das waren alle elf Seelen«, stellte Carlos fest.
    »Gut, dann hilf mir, den Land Cruiser zu durchsuchen.«
    Gerade als sie sich zu dem Fahrzeug umwandten, zuckten blaue Funken durch die trockene Wüstenluft. Ein Sandwirbel erhob sich vor ihnen, und ein umwerfend aussehender junger Mann mit schulterlangen braunen Locken erschien in seiner Mitte. Ein Engel.
    »Uriel«, sagte Brian überrascht.
    Der junge Mann lächelte. Erst jetzt traf die Erkenntnis Lena mit voller Wucht. Nicht einfach Uriel –
Erzengel
Uriel. Brian pflegte in der Tat Umgang mit beeindruckenden Persönlichkeiten. Wie viele Wächter konnten schon von sich behaupten, mit zwei Erzengeln zu verkehren?
    »Obwohl weit davon entfernt, vollkommen zu sein, war dein Freund doch unerschütterlich im Glauben«, sagte Uriel und nickte Lena zu. Er besaß einen vollen Bariton. Es war nicht schwer, sich vorzustellen, welch tiefen Klang er einem himmlischen Chor verlieh. »Er hat gebetet, und wir haben geantwortet. Traurigerweise nicht, bevor er umgebracht wurde. Das bedaure ich zutiefst.«
    »Ihr Burschen solltet mal den Turbogang einlegen.« Brians Stimme hatte einen stahlharten Unterton. »Das ist schon dein zweiter Patzer.«
    »Die Kämpfe auf der mittleren Ebene werden zahlreicher«, gab Uriel grimmig zurück. »Das war nicht unser einziger Dämonenzwischenfall heute Nacht. Wir haben ein großes Nest Chaosdämonen in einem Wohnhaus in Ohio ausgehoben. Mit der Angst nimmt auch die Dunkelheit in den Herzen der Menschen zu. Mehr und mehr von ihnen rufen Dämonen auf die mittlere Ebene.«
    Brian runzelte die Stirn. »Was sagst du da? Sie beten Satan an?«
    »Ja. Es wurden schon Stimmen laut, dass dies der Beginn der Apokalypse sei. Einige Menschen finden Erlösung von ihrer Angst in Satans Lügen. Erzengel Michael und seine Heerscharen arbeiten mit Hochdruck dagegen an. Ich denke, du wirst mir darin zustimmen, dass einige Wunder vonnöten sind.« Uriel ließ ihnen einen Augenblick lang Zeit, es zu begreifen, dann fügte er hinzu: »Erfreulich ist immerhin, dass die Dämonen die dreizehn Münzen nicht in ihren Besitz gebracht haben. Sonst hätten wir gespürt, dass das Gleichgewicht erschüttert ist.«
    »Ich habe schon kurz nach ihnen gesucht, sie aber nicht gefunden«, berichtete Brian. »Tariq hat offenbar ein bisschen Mühe investiert, sie zu verbergen.«
    »Er ist sehr vorsichtig«, pflichtete Lena ihm bei. Sie schluckte. Er
war
sehr vorsichtig. Einmal hatte er zwei wunderbare, kanariengelbe achtkarätige Diamanten in den Sitz seines nagelneuen Fiat Spider eingenäht, bevor er über die italienische Grenze in die Schweiz fuhr. »Aber die Morgendämmerung sollte vielleicht nicht unsere einzige Sorge sein. Die Dämonen wollen die Münzen genauso dringend wie wir.«
    Das Glühen um Erzengel Uriel pulsierte. »Sie sind auf die untere Ebene geflohen, als wir ankamen. Wenn man die Menge an Energie berücksichtigt, die sie beim Angriff auf das Camp verbraucht haben, ist zu erwarten, dass sie einige Stunden fortbleiben werden.«
    Das stimmte. Es sei denn, die ungewöhnlich tiefe Verbindung zwischen den Drillingen erleichterte ihnen die Passage der Barriere. Wenn einer der drei Brüder auf der mittleren Ebene geblieben war, würden die beiden anderen nur etwa neunzig Minuten benötigen, um wiederzukommen. Lena wusste das aus Erfahrungen, die sie nicht noch einmal machen wollte. Sie sah auf ihre Uhr.
    »Ich habe schon von schnelleren Rückkehrern gehört«, sagte sie. »Wir sollten uns beeilen, nur für den Fall, dass …«
    »Also los. Nehmen wir das Auto auseinander«, schlug Carlos vor. Er grinste, dann zuckte er zusammen und neigte

Weitere Kostenlose Bücher