Verlockend wie ein Dämon
den Kopf nach vorn, um die Stelle zwischen den Augenbrauen mit dem Handballen zu massieren. Die sonst so gesunde Bräune seines Gesichts verblasste zu einem kränklichen Grau.
Brian starrte den jungen Wächter an. »Alles okay?«
»Es sind wieder die Kopfschmerzen.«
Brian klopfte ihm mitfühlend auf die Schulter.
Lena bohrte mit ihrer Stiefelspitze im Sand. Musste er sich um jeden Gedanken machen? Musste er unbedingt dafür sorgen, dass sie es bedauerte, wenn sie sich in Kürze von ihm trennen musste? Sobald sie die Münzen fand, wäre alles vorbei. Auf die eine oder andere Art. Sie würde alle Register ziehen für einen allerletzten Fluchtversuch. Aber Brian in den Rücken zu fallen wäre viel leichter gewesen, wenn er sich wie ein Schuft benommen hätte.
»Lena?«
Ihr Blick heftete sich auf Brians Gesicht und prägte es sich genau ein. Stark, zuverlässig, gut aussehend. Wenn die Umstände andere gewesen wären …
»Willst du uns nicht helfen?«
Sie nickte. Natürlich. Er vertraute auf ihre Unterstützung. Er glaubte, sie zu kennen, er dachte, dass ihr jene schönen Augenblicke im Hotelzimmer etwas bedeuten könnten. Doch er kannte das Ausmaß ihrer Geheimnisse nicht.
Unfähig, Brians Blick noch länger zu ertragen, sah sie fort.
Geradewegs in die ruhigen, nachdenklichen Augen des Erzengels Uriel.
[home]
15
S ie hatten eben begonnen, die Innenverkleidung der Türen aus dem Allradfahrzeug zu reißen, als sich die Wüstenluft um sie herum in einer Art erwartungsvoller Spannung seltsam verdichtete. Brian machte sich auf eine elektrische Entladung gefasst – und darauf, dass sie rot sein würde – und war entsprechend überrumpelt, als Emily in dem schmalen Raum zwischen Carlos und dem Auto auftauchte, wobei nur ein bisschen Sand aufgewirbelt wurde und kurz ein Licht aufleuchtete.
Lena, die gerade neben Carlos stand, geriet ins Wanken und fiel auf ihren Allerwertesten in den Sand. Carlos zuckte nicht einmal mit der Wimper. Wenn Brian nicht gewusst hätte, wie unberechenbar Emily war, hätte er geschworen, dass der junge Wächter ihr Kommen geahnt hatte.
»Emily, was zum Henker machst du hier?«, wollte Brian eher müde denn ärgerlich wissen. Er stieß sein Schwert in die Scheide zurück und hielt Lena die Hand hin, um ihr aufzuhelfen. Sie wehrte ab. Sie kam wieder auf die Füße und klopfte sich ab, ohne ihn anzusehen.
»Ich musste mal etwas Nützliches tun.« Das junge Mädchen legte seinem Freund den Arm um die schmale Taille und erwiderte aufsässig Brians starren Blick. »Und Murdoch führt sich wie ein Arschloch auf. Er hat mir Hausarrest aufgebrummt.«
»Es ist mir egal, ob Murdoch ein Arschloch ist. Du sollst trainieren und nicht auf dem Globus herumjetten. Wenn Lachlan wüsste –«
»Du wirst es ihm doch nicht erzählen, oder?«
Brian antwortete nicht. Vor allem deshalb, weil er sich nicht sicher war, wie seine Antwort lauten würde. »Du nimmst jetzt sofort dein Telefon und teilst Murdoch mit, wo du bist. Das Letzte, was ich gebrauchen kann, ist, dass er auf der Suche nach dir San Jose auseinandernimmt.«
Achselzuckend holte sie ihr Handy aus der Tasche und begann, eine SMS zu schreiben. »Was treibt ihr hier eigentlich?«
»Wir suchen die Münzen«, erwiderte Carlos. Die graue Blässe seines Gesichts war zurückgegangen, doch in seinen Augen war eine Leere geblieben. »Willst du uns helfen?«
»Klar.«
»Äh, nein.« Brian fiel das letzte Mal ein, als Emily ihnen mit den Münzen hatte
helfen
wollen. »Wir werden Emily da raushalten. Carlos und Lena, ihr durchsucht die Tür- und Bodenverkleidungen wie geplant. Ich sehe im Ersatzrad nach.«
»Zeitverschwendung«, verkündete Emily, während sie ihr Handy wieder in die Tasche steckte.
»Was?«
»In den Türen, im Boden und im Rad nachzuschauen.«
Drohendes Unheil ahnend, fragte Brian: »Warum?«
»Weil die Münzen nicht dort sind.« Sie grinste ihn selbstgefällig an. »Wollt ihr wissen, wo sie stattdessen sind?«
Brian warf Uriel einen Blick zu, der ausdrücken sollte: »Ihr habt dieses Monster erschaffen, könnt ihr nicht etwas unternehmen?« Der Erzengel zuckte nur die Achseln und war ansonsten keine große Hilfe.
»Ich bin noch nicht ganz überzeugt, dass du weißt, wo sie sind«, wandte Brian ein. »Letztes Mal hast du sie auch nicht gefunden.«
Em rümpfte die Nase. »Das ist gemein.«
Er wartete.
»Letztes Mal hab ich es vermasselt, weil ich nicht damit gerechnet hatte, wie widerlich sie sich anfühlen«,
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