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Verlockend wie ein Dämon

Verlockend wie ein Dämon

Titel: Verlockend wie ein Dämon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette McCleave
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und erfolgten innerhalb weniger Minuten nach Eintritt des Todes. Aber gelegentlich war jemand infolge eines plötzlichen Dämonenangriffs gezwungen, länger zu warten, da nur ein Wächter eine Seele aus ihrem menschlichen Körper befreien konnte. Lena hatte bisher nur eine Handvoll Seelen mit Verspätung geholt, und keine von ihnen hatte sich deshalb unbedingt besser gefühlt.
    Mit dem Taxi fuhren sie direkt zu einem privaten Flugplatz, der von einer internationalen Telekommunikationsfirma betrieben wurde. Der Helikopterflug zum Zeltlager verlief schnell und laut.
    Wenn in Carlos’ Auftrag nicht auch die GPS -Daten genannt worden wären, hätten sie die Stelle nie gefunden. Es war ein getarnter Stützpunkt mitten im Nichts. Sie landeten in stockdunkler Nacht und waren einmal mehr dankbar für den Vorteil ihrer scharfen Wächteraugen. Der Helikopterrotor wirbelte ihnen Sand ins Gesicht und begrub Teile des Camps unter Fluten von Sandkörnern. Anhand diverser ausgebrannter Fahrzeugwracks und versengter Überreste der Zelte war es nicht allzu schwierig, sich zusammenzureimen, was geschehen war.
    Dämonen hatten angegriffen.
    Aber etwas war sonderbar. Tariqs Leiche lag nicht bei den anderen. Sie fand sich knapp dreihundert Meter weiter südlich, neben einem abgestellten Land Cruiser, dessen Fahrertür offen stand. Tariq war nicht verbrannt. Ein Kugelloch klaffte mitten auf seiner Stirn.
    »Hol seine Seele, und dann machen wir, dass wir hier wegkommen«, sagte Brian zu Carlos.
    »Was ist mit den Münzen?«, fragte Lena leise.
    »Wir haben keine Zeit für eine lange Suche. Wir müssen uns beeilen. In einer Stunde wird es hell, und ich will nicht denjenigen in die Arme laufen, denen Nasser seine Waffen verkaufen wollte.«
    »Tariqs Auto steht vom Lager abgewandt, als hätte er versucht zu fliehen.« Lena ließ nicht locker und gab der Angst, die ihre Kehle immer mehr zuschnürte, eine Stimme. »Es ist doch möglich, dass die Dämonen sie an sich genommen haben.«
    »Das wäre Scheiße«, stellte Carlos sachlich fest.
    »Ja, das wäre Scheiße«, echote Brian und suchte ihren Blick. Das Silber seiner Augen wurde weich. »Hoffen wir, dass das nicht der Fall ist. Ich durchsuche den Land Cruiser. Und ihr tut, was ihr tun müsst.«
    Lena hatte im Laufe der Jahre zahlreiche Tote gesehen, von denen viele das Opfer eines Mörders oder grausiger Unfälle geworden waren. Aber gleichgültig, wie viele sie auch sah, der Verlust eines Lebens blieb ein schwerer Schlag. Tariqs Tod traf sie besonders hart. Er lag ausgestreckt im Sand, ein Fleck umrahmte seinen Kopf. Es war nicht so viel Blut, wie sie bei anderen Kollekten gesehen hatte, aber es war Tariqs Blut, und das war ein Unterschied. Bei näherer Betrachtung sah sie, dass man ihm nicht nur eine, sondern drei Kugeln in den Leib gejagt hatte: auch ein Bein und ein Arm waren beschossen worden. Es wirkte, als hätten sie ihn davon überzeugen wollen, dass es besser war, die Münzen herauszugeben, und als das fehlgeschlagen war …
    Lena ging neben ihm in die Hocke.
    Obwohl er noch keine Stunde tot war, hatte sein schmales Gesicht bereits seine attraktive Vitalität verloren und den dünnen, pergamentartigen Ausdruck einer Seele angenommen, die bereit war zu gehen.
    Sie beugte sich vor und strich Tariq das Haar aus den Augen. Er war kein schlechter Mensch gewesen, nur ein gieriger. Sie hatten einige haarsträubende Abenteuer gemeinsam bestanden, und auf jedes davon hatte er mit einer Flasche Wein und viel Gelächter anstoßen müssen. Und seine Skulpturen – die wenigen, für die er sich Zeit genommen hatte – waren wunderschön gewesen. Eine Träne stahl sich aus Lenas Auge und rollte ihre Wange hinab.
    »Hoppla«, sagte Carlos. »Das ist ja noch nie passiert.«
    »Was denn?«, fragte Brian und drehte sich zu ihm um.
    »Ich bekomme eben die Nachricht, dass der Auftrag, Tariqs Seele zu holen, anderweitig vergeben wurde.«
    Lena wischte die Träne fort und sah auf Tariqs Wange. Und tatsächlich, eine weiße Spirale erschien – eine Spirale, die nur sie sehen konnte. Gleichzeitig vibrierte ihre Handtasche, weil ihr iPhone eine SMS empfing. »Ich hab ihn bekommen«, sagte sie atemlos.
    Die anderen Seelen, die Carlos geholt hatte, waren für die Hölle bestimmt. Hieß das etwa …?
    Sie machte sich auf alles gefasst und legte ihm die Hand auf die Kehle. Sofort tanzte das Flattern einer austretenden Seele ihren Arm hinauf und in ihre Brust hinein. Aber anders als eine Seele, die für

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