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Verlockend wie ein Dämon

Verlockend wie ein Dämon

Titel: Verlockend wie ein Dämon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette McCleave
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verteidigte sie sich. »Schwarz und schleimig wie verrottender Schlamm. Jetzt macht es mir nichts mehr aus.«
    »Und wo sind sie?«
    »Na ja, zwei sind in den Sonnenblenden«, sagte sie und zeigte mit dem Finger darauf. »Und ein ganzer Haufen ist in den Boden der Sitze eingenäht.«
    Lena hätte beinahe die Brechstange fallen lassen. Brian sah sie stirnrunzelnd an.
    »Jede Münze befindet sich in einer kleinen Plastiktüte«, fuhr Emily fort. »Die mit dem Vakuumverschluss.«
    »Woher weißt du das?«
    Sie zuckte die Achseln. »Keine Ahnung. Es ist, als wüssten
sie
es und würden es mir sagen.«
    »Mit ›sie‹ meinst du die Münzen?«
    Sie nickte.
    Himmel
, Emilys Fähigkeiten waren irgendwie gruselig: Sie sprach mit bösen Münzen und reiste innerhalb eines Wimpernschlags von einem Kontinent zum anderen. Brian hatte bisher nicht gewusst, dass sie das konnte. Aber warum sollte ihn eigentlich ihre Fähigkeit zur Teleportation überraschen, wenn er doch auch nicht wusste, wie sie Carlos wieder zum Leben erweckt hatte?
    Natürlich ließ sich sein Schock nicht mit dem von Lena vergleichen. Sie starrte Emily an, als hätte das Mädchen Hörner auf dem Kopf. Vielleicht hätte er sie warnen sollen. Aber über die Dreifaltige Seele und all den anderen mystischen Kram zu sprechen, der dazugehörte, war nie leicht. Wie brachte man jemandem bei – selbst einem anderen Unsterblichen –, dass Gott das Mädchen mit einer Mission betraut und mit einer Reihe von Kräften begabt hatte, die die Welt retten sollten?
    »Okay«, sagte er mit einem tiefen Seufzer zu Carlos und Lena. »Nehmt die Sitze und die Sonnenblenden unter die Lupe.«
    Lenas Blick schwenkte endlich zu ihm. Wenn man bedachte, dass Emily ihnen soeben verraten hatte, wo die Münzen waren, denen sie seit Tagen nachjagten, sah sie nicht besonders glücklich aus. Die kleinen Furchen zwischen ihren Augen schienen sogar auszudrücken, dass sie
unglücklich
war. »Und wenn sie nicht da sind?«
    Brian zweifelte nicht daran, dass sich die Münzen genau dort befanden, wo Emily es prophezeit hatte, aber er konnte Lenas Ungläubigkeit verstehen. Sie hatte das Mädchen noch nie in Aktion gesehen.
    »Dann zerlegen wir den Wagen eben Schraube für Schraube.«
     
    Als Malumos den Raum betrat, beschlich ihn eine erste Vorahnung. Wenn er noch daran erinnert werden musste, dass er es nicht länger mit einem grunzenden, schwitzenden, animalischen Herrn zu tun hatte, dann war es durch dieses majestätische Anwesen geschehen. Alles war weiß oder aus Glas und Silber. Alles funkelte.
    Es war nicht schwer, sich diesen Ort als Luzifers angestammten Wohnsitz vorzustellen.
    Der Erzdämon saß wie hingegossen auf seinem Glasthron, die schwarzen Schwingen lose ausgebreitet. Sein blutrotes Gewand bildete einen wunderbaren Kontrast zu seinem weißblonden Haar und den stechenden blauen Augen. Mit sardonischem Lächeln hob er die Hand und winkte Malumos heran.
    »Ich vertraue darauf, dass du mich diesen Verstoß gegen das Protokoll nicht bereuen lassen wirst.«
    Malumos schritt über den Marmorboden näher, verwirrt von der strahlenden Farbe, die sein blauer Rauch in dem grellen Wolkenschloss annahm. »Ich bin zuversichtlich, dass das, was ich Euch zu unterbreiten habe, uns beiden von Nutzen sein wird, mein Lord.«
    »Dann sprich.«
    »Euch ist bekannt, dass mein Herr Beelzebub damit beschäftigt ist, sich auf der mittleren Ebene die Judas-Münzen zu beschaffen«, begann Malumos.
    Luzifer legte die Stirn in Falten. »In der Tat, das ist mir bekannt. Es ist mir sogar bekannt, dass vor kaum einer Stunde Uriel und vier seiner Krieger dir Beine gemacht haben.«
    Malumos hielt mühsam seine Wut im Zaum.
    Der Kurier, Tariq Nasser, hatte sich als sehr unkooperativ erwiesen. Nicht nur, dass er erstaunliches Glück gehabt hatte und sowohl den Feuerbällen als auch dem willenschwächenden Rauch entgangen war – er hatte es sogar gewagt, den Aufenthaltsort der Münzen geheim zu halten, selbst im Angesicht des nahenden Todes. Deshalb waren er und seine Brüder noch immer in der Wüste gewesen, als die Wächter eintrafen, und Malumos hatte sich gezwungen gesehen, das Spiel zu beenden, indem er Tariq eine Kugel in den Kopf jagte. Die Unterredung hier wäre sicher reibungsloser verlaufen, wenn Malumos mit den Münzen hätte aufwarten können. Aber noch war nicht alles verloren.
    »Es ist nicht mehr als eine kleine Verzögerung«, erwiderte er. »Nicht, dass mein Unvermögen, die Münzen zu besorgen, Euch

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