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Verlockend wie ein Dämon

Verlockend wie ein Dämon

Titel: Verlockend wie ein Dämon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette McCleave
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Teenagers landete.
    Eine weitere Welle dunkler, wütender Hitze schoss durch die Luft.
    Wenn Uriels Engelskräfte nicht gewesen wären, hätte Lena vielleicht alle Hoffnung aufgegeben. In rascher Folge schleuderte Uriel zischende Pfeile weißer Magie auf die Dämonen ab. Die Blitze, die in die Feuerbälle einschlugen, verwandelten sie in graue Aschehäufchen, und diejenigen, die die Dämonen direkt trafen, durchbohrten ihre Schilde, als wären sie gar nicht da.
    Die Hörigen waren alles andere als begeistert davon. Einer von ihnen, ein gewaltiger Bursche in einer weißen Tunika, zog sich plötzlich zurück. Er streckte die geballten Hände aus und begann mit leiser, monotoner Stimme fremde Worte zu murmeln. Irgendeinen Zauber.
    Lena musste keine Hellseherin sein, um zu wissen, dass dies für Uriel von Nachteil war.
    Lenas Hand wanderte instinktiv zu dem goldenen Anhänger an ihrem Hals. Aber fast ebenso schnell ließ sie ihn wieder los.
    Nein.
Sie konnte das Amulett nicht benutzen.
    Sein Schöpfer mochte es zu einem höheren Zweck ersonnen haben, als damit Gegenstände aufzuspüren, doch es war das Werkzeug ihres Gewerbes, der Schlüssel zu ihrem Überleben. Ohne das Amulett besaß sie gar nichts mehr. Sie musste auf ihre Zauber vertrauen. Nicht auf die schwachen Wächterzauber, sondern auf die ägyptischen Zauber, die ihr Vater sie unwissentlich gelehrt hatte. Der Preis, der auf ihren Gebrauch stand, war hoch, aber es würde sie noch mehr kosten, diesen Kampf zu verlieren.
    Zunächst brauchte sie einen besseren Schild.
    Sie duckte sich tief unter das Fahrgestell des Land Cruisers, schloss die Augen und rezitierte im Flüsterton: »Ich rufe dich an, Horus, Sohn der Isis und des Osiris, mich zu schützen vor den Händen des Bösen. Erhalte mich gesund an Fleisch und Knochen. Stell dich zwischen mich und jede Verletzung. Bewahre mich vor jenen dämonischen Flüchen, die meine Augen blind und meine Ohren taub machen. Erfülle mich mit einer Stärke, die nimmermehr vergeht. Lass mich diese Geister als die
Ba
-losen Leichname sehen, die sie in Wahrheit sind. Gewähre mir die Macht, die Abwehr des Bösen zu durchbrechen und Gerechtigkeit walten zu lassen in Amun-Ras Namen.«
    Sofort gewann der schützende Schild um sie herum an Kraft, und Lena fühlte sich leichter und beweglicher. Ein kleiner Teil Leichtigkeit mochte den paar verlorenen Zentimetern Haar zuzuschreiben sein, die der Gott für sich forderte, aber das Meiste entstand durch den Zuwachs an Stärke. Sie konnte nun auch die Tentakel mitternachtsblauen Rauchs sehen, die durch die Nachtluft heranglitten und die Männer einkreisten – gewundene Fäden zersetzender Angst, die fortwährend von den Dämonen ausgesandt wurden.
    Dieser Rauch musste fort.
    Lena zermarterte sich das Hirn nach einer Lösung. Um den Rauch loszuwerden, musste sich die Windrichtung ändern. Um die Windrichtung zu ändern, musste sie …
    »Nephthys, Göttin der Nacht, Tochter der Nut, Schwester der Isis, Gemahlin des großen Seth, ich rufe dich an. Lass Gerechtigkeit in der Wüste walten. Richte den Wind auf jene, die ihn gegen uns wenden wollen. Nimm ihr ruchloses Übel und zerschmettere es auf den Dünen.«
    Der Wind wehte unverzüglich nicht mehr nach Osten, und indem er so unvermittelt die Richtung wechselte, beschwor er einen Sandsturm herauf. Der Sturm beendete den Kampf nicht, noch verwirrte er die Dämonen – sie beschossen die Wächter mit zunehmend stärkeren Feuerbomben –, doch er leitete den Rauch um und blies die sich windenden Tentakel des dunkelblauen Nebels über das endlose Meer aus Sand hinweg.
    Doch gerade als sich Lena über diesen kleinen Erfolg freuen wollte, wurde ihr Schild hart von einem unerwarteten Absender getroffen: Carlos war auf die Knie gefallen, hatte die Hände vor das Gesicht geschlagen, und eine weitere Welle dunkler Hitze ging von ihm aus, wogte über die Dünen und hinaus in die Nacht.
    Zuerst dachte Lena, ein Feuerball habe ihn getroffen, doch dann erhaschte sie durch seine Finger einen Blick auf seine Augen. Sie glühten in einem heißen, zornigen Rot wie Asche, die von einem Windhauch angefacht wurde. Vor Angst krampfte sich ihr Magen zusammen. Unaussprechliches Unheil lebte in diesen Augen.
    »Nein«, schrie eine heisere Frauenstimme. Emily.
    Das Mädchen hatte die relative Sicherheit des Hubschraubers verlassen und war zu dem jungen Wächter gerannt. Sie wiegte seinen Kopf in ihren Händen und wurde von einem Feuerball in den Oberarm

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