Verlockend wie ein Dämon
ganzen Globus nach diesen verfluchten Münzen gesucht. In dieser Zeit wurden drei meiner Wächter umgebracht, und ich warte immer noch auf eine offizielle Meldung von dir. Warum sollte ich dir helfen wollen?«
»Vielleicht weil Ihr eine Schwäche für mich habt?«
Mit undurchdringlicher Miene stand die Herrin des Todes auf. Ihr schwarzes Gewand schimmerte in dem goldenen Licht. »Früher möglicherweise.« Sie kam die Stufen von ihrem Thron herunter und schritt mit einem kühlen, kristallenen Hauch an ihm vorbei. »Aber anstatt dich zu dem würdigen Krieger zu entwickeln, auf den ich gehofft hatte, ist ein liebeskranker Gutmensch aus dir geworden.«
Liebeskrank? Das saß. »Wenn Ihr im Seelenwächter-Handbuch nachschlagen wollt«, entgegnete er liebenswürdig, »werdet Ihr sehen, dass es meine Aufgabe ist, Gutes zu tun. Nur so komme ich in den Himmel.«
Sie wandte sich zu ihm um und erdolchte ihn förmlich mit ihrem eisblauen Blick. »Hast du mich etwa eben belehrt?«
»Natürlich nicht. Das würde ich niemals wagen.« Sosehr er ein gutes Streitgespräch zu schätzen wusste – wenn er Lena finden wollte, bevor der Handel abgeschlossen war, musste er allmählich Gas geben. »Hört zu. Ich weiß, dass Euch Satan ein Dorn im Auge ist. Ihr habt durchblicken lassen, dass er für Euch nichts weiter als eine billige Hure ist. Also helft mir in dieser Sache. Er will noch mehr Münzen an sich bringen.«
»Eine der dunklen Reliquien, die du erwähnt hattest.« Die Herrin des Todes nahm eine Handvoll Trockenfrüchte aus der großen Silberschale auf dem Tisch. »Und wobei brauchst du Hilfe?« Ein kandiertes Ananasstück verschwand zwischen ihren rubinroten Lippen.
»Ich muss Lena Sharpe finden.«
Ihre Augen verengten sich zu schmalen Schlitzen. »Warum?«
Gefährliche Frage. Eine ehrliche Antwort konnte ihn die Zuneigung Ihrer Majestät kosten. »Sie hat dreizehn Judas-Münzen gestohlen und ist geflohen. Ich muss sie aufspüren.«
»Also, das ist leicht. Wir sehen einfach in die Datenbank.«
»Sie ist zu klug. Sie bleibt sicher nicht an einem Ort, und die Datenbank wird sie nicht genau lokalisieren können.«
Die Herrin des Todes warf die übrigen Früchte zurück in die Schale und ging quer durch die Höhle zu einer nebelverhüllten, grauen Eiswand. Eine wedelnde Bewegung ihrer schmalen Hand zerteilte den Nebel und enthüllte ein Kaleidoskop aus Farben, die über eine Weltkarte tanzten. »Warum glaubst du, dass ich sie finden kann, wenn die Datenbank es nicht vermag?«
»Zwei Worte: die Seher.«
Sie warf ihm über die Schultern ein Lächeln zu. »Oje. Du glaubst diese Geschichte doch wohl nicht, oder? Die Existenz meines geheiligten Seherzirkels ist ein amüsantes Wächter-Ammenmärchen, nichts weiter.«
»Blödsinn.«
Helles Lachen tanzte durch die Höhle. »Höre ich da eine gewisse Besorgnis heraus, Webster? Hab keine Angst. Die Hellseher gibt es nicht, aber das heißt nicht, dass ich Lena Sharpe nicht finden kann.«
Erleichterung überkam ihn. Eine Sekunde lang hatte er schon geglaubt, auf das falsche Pferd gesetzt zu haben. »Großartig. Dann zeigt mir, wo sie ist.«
»Nicht so schnell. Zuerst müssen wir uns über die Bedingungen einigen.«
Brian ließ die Schultern kreisen, um die Verspannung loszuwerden.
Auf geht’s. Es ist Zeit zu verhandeln.
Das Problem war nur: Er hatte nicht viel anzubieten. »Habt Ihr einen Anfangspreis im Sinn?«
»Vielleicht.« Sie wedelte die Karte von Kalifornien in den Vordergrund, sodass sie nun die gesamte Wand füllte. »Ich weiß, dass in deinem letzten Dämonenkampf etwas Besonderes passiert sein muss.«
»Es ist viel Interessantes passiert«, gab er trocken zurück. »Könntet Ihr etwas präziser werden?«
»Die Dämonen waren im Besitz eines Gegenstandes, der Erzengel Uriel daran hinderte, in den Kampf einzugreifen.«
Eine schwere Last senkte sich auf Brians Brust. »Ein Stück von Luzifers Zerbrochenem Glorienschein«, bestätigte er.
»Genau. Und du hast ebenfalls ein Stück an dich genommen.« Die Landkarte zoomte auf den Großraum von Los Angeles. »Gib mir diese Scherbe, und ich sage dir, wo sich Lena aufhält.«
»Ausgeschlossen.«
Sie wirbelte herum. Ihr Rock raschelte, und Nebel stieg vom Boden auf. »Ich habe dich sicher nicht richtig verstanden.«
»Ausgeschlossen«, wiederholte er fest und suchte ihren Blick. »Ich habe Uriel die Scherbe überlassen, deshalb kann ich sie Euch nicht geben. Aber ich muss innerhalb der nächsten Minuten wissen, wo
Weitere Kostenlose Bücher