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Verlockend wie ein Dämon

Verlockend wie ein Dämon

Titel: Verlockend wie ein Dämon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette McCleave
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MacGregor zurück. »Holt euch einfach die Münzen.«
    »Kein Problem. Ich bin dran. Weiß das System auch rein zufällig, wo sie wohnt?«
    »Aye«, antwortete sein Freund. »In einem Hotel an der Rue Juan Allègre. Hier kommt die Adresse …«
    Brian merkte sich die Hausnummer und legte dann auf.
    Lena Sharpe. Klang irgendwie britisch, aber die Frau hatte nicht wie eine englische Rose ausgesehen. Mit dem dunklen Haar und den rauchgrauen, schrägstehenden Augen wirkte sie eher exotisch. Nicht, dass es eine Rolle gespielt hätte, woher sie kam oder wie sie aussah. Die Frau hatte seine Münzen, und sie würde sie verdammt noch mal herausrücken müssen.

[home]
3
    T ariq wartete an genau der Stelle, die er angekündigt hatte.
    Als Lena ein paar Minuten nach ein Uhr morgens an der verabredeten Straßenecke in der Altstadt von Nizza anhielt, glitt der Ägypter, die Kapuze seines burgunderroten Sweatshirts tief ins Gesicht gezogen, auf den Beifahrersitz ihres kleinen Peugeots. Nur die schmale Spitze seiner Nase war noch zu sehen. »Bieg hier links ab«, murmelte er. »Dann fährst du zwei Blocks und biegst rechts ab.«
    Sie fuhr um die Straßenecke. »Du hast die Adresse in Los Angeles?«
    »Ja.«
    Lena holte tief Luft und schob einen Umschlag und das Ebenholzkästchen mit den Münzen auf seinen Schoß. »Dein Ticket steckt in dem Umschlag. Wir treffen uns dort in drei Tagen.«
    Seine schlanken Hände hielten das Kästchen einen Augenblick lang umklammert, bevor er es in die Kängurutasche seines Sweatshirts steckte. Es waren Künstlerhände, imstande, große Schönheit hervorzubringen, doch Tariq setzte seine Begabung nur selten dazu ein, Skulpturen zu erschaffen. Das schnelle Geld reizte ihn viel mehr. Er war der beste Hehler, mit dem Lena jemals zusammengearbeitet hatte. Er war in der Lage, für jedwede Ware rasch einen interessierten Käufer aufzuspüren, wie ungewöhnlich oder heiß sie auch sein mochte, und besaß ein untrügliches Gespür dafür, wie weit er den Preis in die Höhe treiben konnte, ohne dass der Handel platzte.
    »Stimmt es, dass man verflucht wird, sobald man die Münzen berührt?«, fragte er.
    »Ja, du setzt deine Seele aufs Spiel, wenn du sie in die Hand nimmst.« Es machte ihr zu schaffen, dass sie die Aktion von ihm verlangte, aber sie kannte niemanden, dem sie mehr vertraut hätte. Er hatte über die Jahre viele Geschäfte für sie abgeschlossen und sie nicht ein einziges Mal betrogen. Nur seinen vereinbarten Anteil genommen und nicht mehr.
    »Es ist ein fairer Deal. Du hast meine Seele gerettet, als du mich aus Ägypten geschleust hast, direkt vor Reyhans Nase. Er hätte mich umgebracht.«
    »Die Münzen sind fast so gefährlich wie dein Cousin.«
    Tariq lächelte. »Du kannst dein Gewissen etwas erleichtern, wenn du mir dreißig Prozent ihres Verkaufswertes auf mein Schweizer Konto überweist.«
    Sie hatten fünfundzwanzig ausgehandelt. So viel dazu, dass er ihr sein Leben schuldete. »Das ist unverschämt. Du weißt doch, dass ich sie nicht verkaufe.«
    Er nickte. »Aber sie sind extrem wertvoll. Und ich weiß, dass du zahlen wirst.«
    »Wirklich?« Lena warf ihm einen ernsten Blick zu. »Dann solltest du auch wissen, dass dein Leben verwirkt ist, wenn du mein Vertrauen in dich enttäuschst. Ich würde nicht aufgeben, bis ich dich finde.« Sie lächelte, um die Drohung abzuschwächen. »Aber natürlich ist das bei unserer langen und gemeinsamen lukrativen Geschichte sehr unwahrscheinlich.«
    Sein dunkler Blick bohrte sich in ihren.
    Bei den Geschäften ging es immer um Dollars, doch Schmerz und Tod waren die eigentlichen Währungen des Schwarzmarkts, und Tariq wusste das. Er ahnte nichts von ihrer Aufgabe als Seelenwächterin, aber er war an jenem Tag Zeuge ihrer Kampffertigkeiten geworden, als sie seinem Cousin ein Juwelenkollier geraubt und dabei kurz entschlossen Tariq gerettet hatte. Noch Wochen später hatte er von ihrer Schnelligkeit und Wendigkeit geschwärmt.
    Er setzte sich ein wenig aufrechter hin. »Mach dir keine Sorgen. Ich bin dabei.«
    Lena fuhr an den Bordstein. In der Sekunde, als der Wagen anhielt, sprang der Ägypter hinaus und drückte sich in den dunklen Gang zwischen zwei alten, verfallenen Backsteingebäuden. Innerhalb eines Wimpernschlags war er verschwunden, hatte sich zwischen den Schatten verloren, die von schmiedeeisernen Balkonen und ausgeblichenen Markisen geworfen wurden.
    Lena fuhr rasch wieder an, zurück zur Stadtmitte.
    Die Übergabe hatte keine fünf

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