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Verlockend wie ein Dämon

Verlockend wie ein Dämon

Titel: Verlockend wie ein Dämon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette McCleave
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er nur sagte, dass er lebenswichtige Informationen über einen Wächter hätte.«
    Reeds Büro lag im einundzwanzigsten Stockwerk, die Fahrt nach oben dauerte keine drei Minuten. Die Türen öffneten sich in eine große Lobby voller moderner Leder- und Chrommöbel, die durch einige unbezahlbare Familienerbstücke aufgelockert wurden. Nirgendwo verkündete ein Schild den Namen der Firma. Nur ein schlanker junger Mann saß hinter einem halbmondförmigen Schreibtisch.
    »Lachlan MacGregor und Brian Webster. Wir haben eine Verabredung mit Simon Reed.«
    »Ja, natürlich«, antwortete der junge Mann. Kein Lächeln. Eigentlich überhaupt kein Gesichtsausdruck. Ein Protektoratszombie. »Er erwartet Sie. Hierher bitte.«
    Sie wurden einen holzgetäfelten Gang entlanggeführt. An den Wänden hingen künstlerische Schwarzweißfotos von verschiedenen Kirchen rund um den Globus. Brian verzog das Gesicht, als er eine Weitwinkelaufnahme von St. Pat sah, vermutlich vom Rockefeller Center aus fotografiert. Die Kathedrale im gotischen Stil sah nun nicht mehr ganz so aufgeräumt aus.
    Ihr Führer öffnete einige Doppeltüren und geleitete sie in ein Eckbüro von der Größe eines Fußballfeldes, in dem ein Mann mit beginnender Glatze und einem Jay-Leno-Kinn hinter einem antiken Kirschholzschreibtisch saß. Er trug keine Klerikerkluft, doch der strenge Schnitt seines Anzugs und das gestärkte weiße Hemd verliehen ihm eine dezidiert ernste Ausstrahlung. Er hob den Blick, als sich die beiden Männer näherten.
    »Gentlemen«, grüßte er mit einem Nicken und entließ seinen jungen Angestellten mit einer hoheitsvollen Handbewegung. »Schön, dass Sie so kurzfristig kommen konnten. Setzen Sie sich, bitte. Wenn Sie gestatten, spare ich mir die Artigkeiten und komme gleich zum Thema. Ich bin sicher, wir alle haben Besseres zu tun, als unsere Zeit mit eitlem Geschwätz zu vergeuden.«
    Brian runzelte die Stirn, während er sich in einen der beiden Ledersessel vor dem Schreibtisch sinken ließ. Hirnlose Bemerkungen über das Wetter waren das eine – etwas anderes war es, aufzustehen, wenn ein Gast den Raum betrat, und ihm höflich die Hand zu geben.
    »Ich habe gehört, dass Sie uns die Münze beschafft haben, Mr Webster.«
    Brians und Reeds Blicke trafen sich. »Ja.«
    »Könnten Sie mir die schuldige Person beschreiben?«
    »Sicher. Rotgrau, so groß wie ein Haus, der Schwanz voller fieser Stacheln.«
    »Nein, nein.« Der
magistrato
rümpfte die Nase. »Ich meine diejenige, die die Münze ursprünglich gestohlen hatte. Das Mädchen.«
    Brian erstarrte. »Hören Sie, Mr Reed, ich –«
    »
Dr.
 Reed.«
    Brian nahm die aalglatte Berichtigung mit einem Nicken zur Kenntnis. »Dr. Reed. Ich glaube, Sie verstehen nicht ganz, wie es sich zugetragen hat. Das Mädchen war nicht die Täterin. Sie hat Ihre Münze vor einem Dämon
gerettet

    »Angesichts Ihrer beschränkten Sicht auf das große Ganze ist mir bewusst, warum Sie das glauben.« Der
magistrato
lächelte. »Ist Ihnen klar, dass an jenem Tag ein Protektor gestorben ist? Ein sehr begabter und ehrbarer Mann, der geschworen hatte, diese Münzen sicher zu verwahren, selbst wenn er sein Leben dafür opfern müsste?«
    Arroganter Bastard.
    »Ja, das wurde mir klar, als Uriel erwähnte, es gäbe siebzehn Münzen in New York.«
    »Wie bitte?«
    »Uriel –«
    »Mr Webster«, unterbrach Reed ihn kalt. »Bitte hören Sie auf. Man wirft den Namen eines Erzengels nicht einfach in die Runde wie einen Hundeknochen. Seine Heiligkeit steht so weit über Ihnen, junger Mann, dass Sie sich glücklich schätzen können, jemals seine gebenedeite Person erblickt zu haben.«
    »Ich schätze, ich habe die Benimmregeln nicht so drauf«, gab Brian achselzuckend zurück. »Offen gestanden sah er aber gar nicht wie einer von diesen Wolkenheinis aus.«
    »Er hat Ihnen Ihre Respektlosigkeit vergeben. Das heißt nicht, dass Sie damit fortfahren können.«
    Brian zwang sich, den Blick zu senken und das Paisley-Muster auf seiner Brioni-Krawatte zu studieren. Früher hatte er dieses dämliche Gesabber gut beherrscht. Aber irgendwann hatte er seine Geduld verloren. Dieses Treffen zu vermasseln war viel einfacher als angenommen. »Gut. Seine Heiligkeit. Verstanden. Aber was kreiden Sie dem Mädchen an?«
    »Sie hat Vater O’Shaunessy in einen Dämonenhinterhalt gelockt. So hat er die Münzen verloren.«
    »Sekunde. Sie sagen, dass sie mit den Dämonen gemeinsame Sache machte?« Brian schnaubte. Sie hatte bis zum

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