Verlockend wie ein Dämon
Ende diese Münze festgehalten, hatte mit all ihrer Kraft darum gekämpft, damit zu entkommen. »Ausgeschlossen.«
»Hatte sie Hautkontakt mit der Münze?«
»Ja.«
Reed zuckte die Achseln. »Dann sprechen die Fakten für sich. Sobald sie die Münze berührte, waren ihr ihre Spießgesellen auf den Fersen.«
»Äh – ihre Seele ist in den Himmel gekommen. Nicht in die Hölle.«
»Aber nur, weil sie Gott im Sterben um Verzeihung anflehte.«
»Nehmen wir mal an, dass Sie recht haben.« Es nur auszusprechen, hinterließ einen gallebitteren Nachgeschmack in seinem Mund. »Warum sind die Dämonen eigentlich so heiß darauf, die Münzen an sich zu bringen? Was hat es damit auf sich?«
Reed runzelte die Stirn. »Ich war davon ausgegangen, dass Sie wissen, welche Macht sie besitzen.«
»Ja, die Verratsgeschichte. Das habe ich schon verstanden. Aber es muss mehr dran sein, als dass sich Satan nur ein neues Spielzeug zulegen will. Es ist erst ein paar Monate her, dass er fast das Pontius-Pilatus-Linnen in die Hände bekommen hätte, und jetzt jagt er den Judas-Münzen nach. Zufall? Das glaube ich nicht. Es gibt irgendeinen Zusammenhang.«
»Sie meinen, außer dem, dass beide Reliquien mit der Kreuzigung in Zusammenhang stehen.«
»Vielleicht versucht Satan,
alle
Kreuzigungsreliquien in seinen Besitz zu bringen. Vielleicht ist er, sobald er sie alle hat, in der Lage, die kollektive menschliche Erinnerung an das Ereignis auszulöschen und den Glauben zu zerstören oder so.«
»Das ist ja sehr kreativ.« Reed lehnte sich in seinen Stuhl zurück, der daraufhin auf dem Parkett ein Stück nach hinten rollte. »Aber wenn Ihre Theorie stimmen würde, hätte es auch Versuche gegeben, bedeutende Reliquien wie das Turiner Grabtuch, den Heiligen Rock, die Dornenkrone oder die zahllosen Splitter des Kreuzes Christi zu rauben. In Bezug auf sie sind indes keine dämonischen Aktivitäten aktenkundig.«
»Möglicherweise sind sie gefälscht«, erwiderte Brian. Eine ruhige Stimmlage hätte der zunehmenden Hitzigkeit des Gesprächs die Spitze nehmen können, aber sie hätte zugleich den Zweck, den er im Sinn hatte, verfehlt. »Vielleicht sind die einzigen echten Reliquien das Linnen und die Münzen.«
»Machen Sie sich nicht lächerlich.« Reed beugte sich so heftig über den Schreibtisch, dass sich der goldene Füllfederhalter darauf wild um die eigene Achse drehte. »Ich kann Ihnen versichern, dass – obwohl einige Reliquien von fragwürdiger Herkunft sind – die meisten vom Protektorat für echt erklärt wurden.«
»Okay«, sagte Brian. Er vermied es, MacGregor anzusehen, der die Stirn runzelte. »Seine
Heiligkeit
, der Erzengel Uriel, erwähnte, dass es eine Reihe von Reliquien gäbe, die als dunkel bekannt sind. Stehen alle dunklen Reliquien in irgendeiner Verbindung zueinander? Gibt es Satan einen Extrakick, wenn er es schafft, alle an sich zu raffen?«
»Echte Reliquien können nicht dunkel sein. Alles, was von Gottes Sohn berührt wurde, ist von lauterer Makellosigkeit, die nicht getrübt werden kann.«
Brian schnaubte erneut. »Dann ist das Pontius-Pilatus-Linnen also ein Schwindel?«
Reed schüttelte den Kopf. »Kein Schwindel. Das Linnen war fast ununterbrochen in unserem Besitz, seitdem sich Pontius Pilatus damit die Hände abgetrocknet hat. Es ist echt. Aber der Sohn Gottes hat es nie berührt. Es ist nicht per se eine heilige Reliquie.«
»Was?« MacGregor sprang auf. »Wenn es keine heilige Reliquie ist, warum zum Teufel zerstören wir dann das verfluchte Ding nicht einfach?«
»Ich habe nicht gesagt, dass es nicht von Bedeutung ist«, wiegelte Reed mit gerunzelter Stirn ab. »Es ist Teil der Reise, die Jesus unternahm, um unsere Seelen zu retten. Wir würden es niemals zerstören. Dasselbe gilt auch für die Judas-Münzen.« Er heftete den Blick wieder auf Brian. »Nach bestem Wissen und Gewissen kann ich Ihnen sagen, dass es keine weiteren dunklen Reliquien gibt. Deshalb vermag ich Ihnen auch kaum eine Liste zu präsentieren.«
»Sind Sie sicher?«
»Hat Seine Heiligkeit empfohlen, nach anderen zu suchen?«
»Nein«, gab Brian zu. »Aber er deutete an, dass es noch weitere gäbe. Satan führt irgendetwas im Schilde.«
»Wie dem auch sei, Sie suchen am falschen Ort nach Antworten.« Reed warf MacGregor einen strengen Blick zu. »Ich weiß, dass einer der Ihren im Besitz der dreizehn übrigen Münzen ist. Eine Seelenwächterin namens Lena Sharpe.«
Brian gab MacGregor keine Gelegenheit, sich zu
Weitere Kostenlose Bücher