Verlockend wie ein Dämon
unter der offensichtlichen Begierde begraben, Lena seinem Willen gefügig zu machen. Sein Mund verlangte mit drängender Härte den ihren, seine heiße Zunge forderte Einlass, und er wurde ihr gewährt. Es war eine erbarmungslose, sinnliche Belagerung.
Sie hätte ihn zurückdrängen können. Stark genug dazu war sie.
Doch ihre Sehnsucht konnte sie nicht zurückdrängen.
Sein Kuss sandte in alle Richtungen elektrische Stromstöße durch ihren Körper, winzige Schauer der Wollust. Feuchte Hitze durchfuhr sie, hinab zu ihren Brüsten, ihrem Bauch und hinterließ nichts als zitternde Not. Sie spreizte ihre Finger über seiner Brust und genoss den weichen Kaschmir und das wie gemeißelte Fleisch darunter. Es war schon lange her, dass ein Mann ihr dieses Gefühl gegeben hatte. Zu lange. Lena legte alles in den Kuss, schlang ihre Arme um Brians Nacken und zog ihn noch näher.
Abrupt stieß er sie von sich.
»Verdammt.«
»Ich dachte, du willst das.« Die Worte kamen atemlos aus ihrem Mund. In seinen Augen glomm ein seltsamer Ausdruck auf, ein Schimmer von etwas Dunklem und Rohem. Er war fort, bevor sie ihn benennen konnte. »Bist du nicht deshalb mit in mein Zimmer gekommen? Wegen Sex?«
»Eigentlich nicht.«
Die Betonung, die er auf »nicht« legte, versetzte ihr einen Stich. »Und warum dann?«
»Ich habe die Arschkarte gezogen. Ich muss heute Nacht auf dich aufpassen.«
»Du lügst.«
Er lachte, und sein Lachen war wie eine Windbö. »Okay, du hast mich erwischt. Ich habe mich freiwillig gemeldet. Aber nur, weil ich sowieso kein Auge zumachen würde. Nicht, wenn Murdoch im Haus ist.«
Also war er eifersüchtig. Das nahm dem Stachel die Spitze.
»Und morgen früh werde ich fort sein, deshalb dachte ich, ich erledige meine Schicht lieber gleich.«
Lenas Herzschlag verlangsamte sich. Ihre Chance würde kommen: dann, wenn Brian fort und sie dem wachsamen Auge des jungen Carlos unterstellt war. Sie durfte sie nicht ungenutzt vorübergehen lassen. Aber das bedeutete auch, dass dies ihre letzte Nacht mit Brian war, und
sie
ungenutzt vorübergehen zu lassen, war genauso sinnlos.
Sex war normalerweise etwas, das Lena ebenso gut tun wie lassen konnte. Ein erfolgreicher Raubzug und eine Tafel Schokolade befriedigten sie genauso.
Aber ihre Gefühle für Brian waren alles andere als normal. Alles an ihm lockte sie – sein unglaublich gutes Aussehen, sein Humor und selbst sein Geschick, ihr immer einen Schritt voraus zu sein. Die Erregung begann mit einem einzigen lässigen Blick und wurde durch eine kokette Berührung zum Fieber. Sie hatte noch nie so viel Hitze gespürt und Verlangen und … Leere. Nicht einmal bei Azim. Und da alles, was in ihrem Leben von Wert war, sich stets an jenen kostbaren Monaten mit Azim messen lassen musste, sagte das eine Menge aus.
Ja, es war verrückt, über Sex mit Brian auch nur nachzudenken – ihre Beziehung konnte man in Stunden zählen, maximal Tagen, wenn sie großzügig war. Aber sie wollte nicht, dass das unerträgliche Bedauern über diesen verlorenen Augenblick an ihr kleben bleiben würde. Bereits zu viele ungenutzte Gelegenheiten trieben sie um.
Lena zog die Haarnadeln aus ihrem Knoten und schüttelte ihre Mähne frei, sodass sie in dicken Wellen auf die Schultern und bis zur Mitte des Rückens hinabfiel.
Sofort hatte sie Brians ungeteilte Aufmerksamkeit.
Er wandte die Augen erst von ihrem Haar, als ihre Finger die Bluse aufzuknöpfen begannen und den V-Ausschnitt einige Zentimeter nach unten erweiterten.
»Du solltest lieber selbst Maß nehmen, statt dir von mir meine Größe sagen zu lassen«, murmelte sie, während sie einen weiteren Knopf öffnete und den spitzenbesetzten Saum ihres weißen BHs freilegte. Gleichzeitig schüttelte sie ihre flachen Ballerinas von den Füßen, ohne darauf zu achten, wo sie hinfielen.
Brian hatte den Atem angehalten, seine breite Brust bewegte sich kaum. Sein Herzschlag jedoch hatte sich extrem beschleunigt, etwas Farbe in seine Wangenknochen und einen dunklen Glanz in seine Augen getrieben. Fast jeder Muskel seines Körpers spannte sich an und signalisierte, dass er bereit zum Sprung war.
Lena öffnete die letzten beiden Knöpfe und zog ihre Bluse weit auseinander.
Er schluckte.
Sie lächelte. Im zarten Alter von dreiundzwanzig Jahren zu sterben hatte auch seine Vorzüge. Ihre Haut würde in alle Ewigkeit glatt und faltenlos sein, prall und voller jugendlicher Lebenskraft. Ihre Brüste und Hüften würden für immer üppig
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