Verlockend wie ein Dämon
riet Lena. »Dann habt ihr es leichter, euch gegen sie zu wehren.«
Er runzelte die Stirn.
»Die Dreifaltigkeit gilt für Dämonen genauso wie für heilige Wesen«, erklärte sie achselzuckend. »Sie stärken sich gegenseitig.«
Das weiße Auto wurde nicht langsamer, als es sich dem Haus näherte. Im Gegenteil, es nahm Fahrt auf. Es hielt sich nicht damit auf, die Kurve zu nehmen, sondern fuhr auf den Rasen, verfehlte um Haaresbreite den Steingarten und raste aufs Haus zu. Brian wich bis zuletzt nicht von der Stelle, dann hechtete er zur Seite.
Er rollte sich ab und kam gerade rechtzeitig wieder auf die Beine, um zu sehen, wie der Wagen in die umlaufende Veranda krachte.
Sie faltete sich unter der Wucht des Aufpralls wie eine Ziehharmonika zusammen, doch es reichte nicht, um das Fahrzeug zu stoppen. Es raste in das Panoramafenster der Frontwand. Wahrscheinlich hätte es die gesamte Westseite des Hauses zum Einsturz gebracht, wenn nicht die Vorderachse gebrochen und ein Rad in die Rosensträucher gerollt wäre. Das Auto kam knirschend und stöhnend über dem großen Metallkasten zum Stehen, in dem der Kompressor für die Klimaanlage untergebracht war.
»Und haltet euch von blauem Rauch fern«, murmelte Lena.
Drei Männer im Collegealter quollen aus dem Wrack – blutbefleckt, verletzt, aber lebendig. Sie schossen aus den Fingern Feuerbälle auf die Seelenwächter ab, die mit gezogenen Schwertern um das Autowrack Stellung bezogen hatten. Der Kampf geriet rasch außer Kontrolle, als die Wächter zurückschlugen. Die Feuerbomben prallten von Schildzaubern und geschwungenen Schwertern ab und flogen in alle Richtungen.
Brian musste nicht lange über Lenas kryptische Rauch-Bemerkung rätseln. Nur Augenblicke nach Beginn des Kampfes stiegen dunkelblaue Nebelstreife aus der Kleidung der drei Männer auf.
Brian schlug einen Feuerball mit dem Schwert fort und eilte einem der anderen Wächter namens Mick Wilson zu Hilfe. Der arme Junge war auf die Knie gefallen und wurde von blauem Rauch eingeschlossen. Benommen und mit offen stehendem Mund hatte der Ire das Kämpfen eingestellt. Sein Schwert hing kraftlos von seiner Hand hinab.
Brian griff nach dem Hemdkragen des Burschen, um ihn aus der Gefahrenzone zu ziehen. Doch bevor er ihn zu fassen bekam, sprühte der wirbelnde Rauch um Wilson Funken, und ein wildes Feuerwerk entlud sich. Hungrige rote Flammen verzehrten rasch seine Kleidung und sein Haar, aber Wilson wehrte sich nicht, noch schrie er. In weniger als zehn Sekunden hatte das Feuer den jungen Wächter vollständig verschlungen.
Der Gestank verbrannten Fleisches paralysierte Brian einen Schreckensmoment lang. Dann verdrängte er das, was geschehen war. Er wollte es fühlen, doch er hatte keine Zeit dazu.
»Haltet euch von dem verfluchten blauen Rauch fern!«, brüllte er den kämpfenden Wächtern zu.
Dann sprang er zurück in das Gewimmel aus Leibern.
Bei acht gegen drei hätten die Chancen gar nicht so schlecht stehen dürfen.
Aber einer der übrigen Wächter versäumte es, Brians Warnung rechtzeitig zu beherzigen, sodass auch er von dem Rauch regelrecht verschluckt und zur menschlichen Fackel wurde. Nun waren sie nur noch zu sechst. Einige von ihnen standen unter Schock und bewegten sich, als wären sie von Götterspeise umgeben. Nur Brian, Carlos und Murdoch hieben und stachen mit der üblichen Schnelligkeit und Kraft um sich.
Brian rückte gegen die drei Hörigen Dämonen vor, entschlossen, sie voneinander zu trennen, wie Lena es ihm geraten hatte. Er wich einem sich windenden Tentakel aus Rauch aus und duckte sich unter das versengte Gerippe von Rachels erst kürzlich gepflanztem Palisander. Ein Feuerball sauste auf ihn zu, den er mit einem Schwerthieb parierte. Die Schneide zerteilte die Bombe in zwei Hälften. Eine fiel harmlos zu Boden, während die andere wild nach links wegtrudelte.
Sie segelte durch die Luft und landete auf dem Dach von MacGregors Bungalow. Aus dem Augenwinkel sah Brian, wie die Zedernschindeln in Flammen aufgingen, und das Herz fiel ihm in die Hose.
Emily.
Brian wollte sich schon aus dem Kampf zurückziehen, um zu ihrer Rettung zu eilen, und machte einen Schritt rückwärts. Doch Carlos war bereits unterwegs. Der junge Mann bewies, dass große Geister oft dasselbe denken, stürzte den Kiesweg hinunter und rannte in das schon brennende Haus.
Beruhigt konzentrierte sich Brian wieder auf die Angreifer.
Es war erstaunlich, wie viel Schaden drei Dämonen anrichten konnten. Sie
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