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Verlockend wie ein Dämon

Verlockend wie ein Dämon

Titel: Verlockend wie ein Dämon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette McCleave
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starrte in den Garten. Beide sahen auf, als das Türschloss hinter Brian einrastete.
    Er fing Carlos’ Blick auf.
    »Du bist ein schlauer Bursche«, sagte er. »Aber die Pizza zu bestellen war ziemlich idiotisch. Wenn du noch mal einen Befehl von mir missachtest, befördere ich dich mit einem Tritt in den Hintern nach draußen und mach das Tor hinter dir zu. Verstanden?«
    Carlos nickte.
    »Okay, dann geh und nimm dein Mädchen in den Arm. Sie ist ziemlich fertig.«
    Der junge Mann verließ den Raum.
    Lena sah ihm nach. Ihre Hände lagen erstarrt auf der Tastatur.
    »Du hast einen komischen Gesichtsausdruck«, bemerkte Brian und kam durch den Raum auf sie zu. Hinter ihrem Stuhl blieb er stehen und strich ihr leicht mit dem Finger über die Wange. Ein Teil von ihm hatte sich zutiefst gewünscht, sie laufen lassen zu können. Denn offenbar war ihr die Flucht verdammt wichtig. »Was hat er getan?«
    Sie schlug seine Hand fort. »Er ist kein normaler Wächter.«
    »Wie das?«
    »Seine Reflexe sind unglaublich. Und er spürt Dinge.«
    Brians Augenbrauen hoben sich. »Wir alle besitzen diese Fähigkeiten.«
    »Nein, es ist mehr als das.« Sie schob den Stuhl zurück, stand auf und entfernte sich ein paar Schritte. »Schau ihm in die Augen. Etwas stimmt nicht mit ihm.«
    »Das ist doch nur die typische Angst eines Teenagers.«
    »Ich sage dir –«
    »Es reicht«, schnitt er ihr das Wort ab. Plötzlich hatte er dieses Kräftemessen satt. Offenbar war die Verbindung, die er zwischen ihnen sah, nur einseitig. Lena konnte nichts von ihm annehmen, nicht einmal eine Geste der Sympathie. »Ich will nicht über Carlos reden. Ich will über dich reden.«
    »Über mich?«
    Das Bild von ihr in dem Augenblick, bevor er den Bindezauber aufgehoben hatte, hatte sich in seine Erinnerung eingebrannt: ihr zerschrammtes Gesicht, die Wut in jeder Faser ihres Körpers und das verzweifelte Glitzern in ihren Augen.
    »Ich will wissen, warum es dir so verflucht schwerfällt, mir zu vertrauen. Seitdem wir uns kennengelernt haben, habe ich nichts anderes getan, als dir Vertrauensvorschuss zu geben. Im Zweifel für den Angeklagten, sozusagen. Wir haben bewiesen, dass wir in der Lage sind, dir zu helfen. Aus dem Schlamassel herauszukommen, in den du offenbar geraten bist. Warum willst du dann trotzdem so dringend fortlaufen? Selbst wenn du dabei draufgehen könntest? Bin ich wirklich so eine miese Alternative?«
    »Du bist überhaupt keine miese Alternative«, sagte sie leise. Die Erstarrung war vollständig von ihr gewichen. Geblieben waren ein leichter Glanz auf ihrer Nase dank der übereifrigen Klimaanlage, ein paar lose Strähnen aus ihrem wirren Pferdeschwanz und ein leichtes Lächeln auf ihren vollen Lippen. »Vertrauen fällt mir nicht besonders leicht.«
    »Das merke ich«, gab er zurück. »Aber du musst aufhören, mich als deinen Feind zu betrachten. Das bin ich nämlich nicht.«
    »Ich weiß.« Ihre Finger spielten mit dem goldenen Anhänger an ihrer Halskette. »Mir ist durchaus klar, wer der wahre Feind ist. Ich mag dich und ich respektiere dich. Ich bewundere sogar dein Engagement für dein Ziel. Wenn
mein
Ziel nicht deinem entgegengesetzt wäre, könnten wir sogar Freunde werden.«
    »Freunde helfen einander. Lass mich dir helfen, Lena.«
    Sie lächelte traurig. »Du kannst mir nicht helfen.«
    »Blödsinn.« Er hätte sie am liebsten geschüttelt. Aber sie jetzt zu berühren wäre ein Fehler gewesen. Also ging er auf der anderen Seite um den Schreibtisch herum und ließ sich auf die Ledercouch fallen. »Willst du meine Theorie hören? Ich glaube, dass es für dich in dieser Sache um Leben oder Tod geht. Ich glaube, dass sie jemanden bedrohen, den du liebst, und im Austausch für diesen Jemand die Münzen fordern. Du bist viel zu verzweifelt, als dass es nur um Geld gehen könnte.«
    Lena wandte sich zu ihm um. Sie sah unglaublich schön und noch immer geradezu elegant aus, trotz ihres Sturzes. »Für manche Leute bedeutet Geld Leben oder Tod.«
    Brian sog scharf die Luft ein.
    Er kannte dieses Gefühl – den kalten Biss des Schreckens, der im Bauch begann und sich langsam im ganzen Körper ausbreitete, Stück für Stück. Er hatte es an dem Tag erlebt, als ihm klar wurde, dass das Heroin ihn beherrschte und er kein Geld für den nächsten Schuss hatte. Er hatte es damals ein ganzes Jahr lang jeden Tag aufs Neue erlebt. Er wusste auch, wie weit er zu sinken bereit gewesen war, um an Geld zu kommen.
    Aber Lena war nicht

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