Verlockende Angst

Titel: Verlockende Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer L. Armentrout

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bezweifelte, dass ihn außer mir jemand gehört hatte. Aber dann erstarrten alle, die sich im Raum befanden.
    » Drohen Sie mir etwa, Apollyon? Drohen Sie dem Rat? « , verlangte Telly zu wissen. Ich schwöre, er klang geradezu erfreut. Aber das wäre verrückt gewesen, denn Seth würde ihn umbringen.
    Seth würde den Boden mit Tellys Gesicht aufwischen.
    Ich riss den Blick vom Obersten Minister los und sah, dass die Apollyon-Zeichen über Seths Gesicht strudelten. Und dann wurde mir bewusst, dass Aiden sich bewegt hatte und auf meiner anderen Seite Stellung bezog. Ich dankte den Göttern dafür, dass sich alle auf Seth konzentrierten und befürchteten, er könne die Beherrschung verlieren. Denn Aiden stand offenbar kurz davor, jeden im Raum in Stücke zu reißen.
    Mir wurde das Herz schwer, als ich zwischen den beiden hin- und herblickte. Das konnte gar nicht gut ausgehen. Mit zitternden Knien stand ich auf. » Es tut mir leid. «
    » Entschuldige dich nicht. Du hast nichts Falsches getan « , zischte Seth.
    » Doch. Ich hätte mich nicht einmischen dürfen. « Ich sah Telly in die Augen und schluckte gleichzeitig meinen Stolz hinunter. » Ich… ich hatte vergessen, wo mein Platz ist. «
    Seth fuhr so schnell zu mir herum, dass ich schon dachte, er werde jetzt mich grillen. Ich hielt seinem wütenden Blick stand und hoffte, dass er sich einfach setzte und still war.
    » Wie Sie hören, sieht Alexandria ihren Fehler ein. « Lucian trat vor Seth und faltete die Hände in einer krampfhaften Geste. » Sie ist eigenwillig, oftmals dickköpfig, aber sie hat gegen kein Gesetz verstoßen. Hätte sie den Meister angegriffen, dann hätte es sein Zustand mit Sicherheit nicht erlaubt, solche grässlichen Übertreibungen zu verbreiten. Das wissen Sie genau. «
    » Manchmal handelt sie, ohne nachzudenken « , fiel Marcus ein. » Sie ist unbesonnen, aber sie handelt nie aus niedrigen Beweggründen. Und was die Aufsicht über sie betrifft, so versichere ich Ihnen, dass sie während des Rests ihres Aufenthalts nicht einmal das Wort ergreifen wird, ohne dazu aufgefordert zu werden. «
    Ich öffnete den Mund, klappte ihn aber wieder zu.
    Telly holte noch einmal Luft und sprach dann Lucian an. » Das Verhalten, das sie wiederholt an den Tag gelegt hat, bereitet nicht nur mir, sondern auch dem Rat Sorgen. Aber dessen sind Sie sich bereits bewusst, Lucian. « Er unterbrach sich und sah sich im Raum um. Sein Blick richtete sich verächtlich auf mich. » Ich werde den Vorfall nicht vergessen. « Mit diesen Worten marschierte er aus dem Raum. Die Gardisten folgten ihm steif und schweigend.
    Erschöpft sackte ich auf dem Sofa zusammen. Dieses Mal hatte ich nur knapp den Kopf aus der Schlinge gezogen. Ich spürte, dass Seth sich wieder setzte, aber ich sah ihn nicht an.
    » Was habe ich dir immer und immer wieder gesagt, Alexandria? « , fragte Marcus.
    » Es reicht « , meinte Lucian. » Das ist Vergangenheit. Es ist geschehen. «
    » Es ist gerade eben passiert « , erwiderte Marcus. » Und Seth hat den Meister mit Akasha bedroht, um des Himmels willen! Er kann sich glücklich schätzen, dass der Meister ihn nicht gemeldet hat. «
    » Was haben Sie denn erwartet? « , hielt Lucian ihm müde entgegen. » Er verteidigt natürlich, was ihm gehört. «
    Ich warf meinem Stiefvater einen Blick zu, der ihn hätte töten müssen. » Ich gehöre ihm nicht. Hörst du bitte auf, von mir zu reden, als wäre ich ein Besitz und keine Person? «
    Lucian lächelte. » So oder so, man kann Seth nicht vorwerfen, dass er sie verteidigt hat. Oder wäre es Ihnen lieber, er hätte dem Meister erlaubt, Alexandria weiter zu schlagen? «
    » Das ist doch absurd, Lucian! « Marcus ballte die Hände zu Fäusten.
    So ging das eine Weile hin und her. Schließlich schmerzte mein Kopf genauso übel wie mein Kiefer. Positiv war zu vermerken, dass Seth sich allmählich entspannte und offenbar kein Dorf voller Reinblüter mehr ausrotten wollte. Sobald mir klar wurde, dass ich gar keinen so großenÄrger bekommen hatte wie befürchtet, huschte ich aus der Terrassentür und sog die frische Luft ein.
    Allzu weit ging ich nicht und blieb in unmittelbarer Nähe des Salons. Immer wieder musste ich daran denken, was der Meister gesagt hatte. Dass mein Schicksal bereits besiegelt sei. Hatte der Meister etwas gewusst? Oder hatte er nur versucht, Seth zu verhöhnen?
    » Alex? «
    Als ich Aidens Stimme hörte, drehte ich mich um. Seine Augen wiesen einen harten Silberton auf. » Hey