Verlockende Angst
seine hochgezogenen Brauen senkten sich. » Das heißt, falls du in der Lage dazu bist. «
» Meinetwegen. «
» Was hältst du von dem Daimonenangriff? «
Ich musterte ihn überrascht. Innerhalb einer Sekunde hatte er sich vollkommen verändert. » Ehrlich? Ich glaube, das ist erst der Anfang. Ich meine, soweit wir wissen, könnte diese Sache schon geraume Zeit im Gang sein. «
Seth wandte sich um und ließ sich neben mir nieder. Sobald er bequem saß, nickte er beifällig. » Es gibt da eine Geschichte, von der du nichts weißt. Es könnte nicht schaden, wenn ich dir davon erzähle. «
Ich schoss nach vorn. » Was? «
» Der Rat verfolgt seit einiger Zeit Vorfälle, die nach Angriffen durch Halbblut-Daimonen aussehen. Sie haben im Lauf der letzten drei Wochen zugenommen und es werden zwei bis drei Angriffe pro Woche entdeckt. Es passiert überall. «
» Aber… davon hat niemand etwas erwähnt. « Vor allem hatte Aiden nichts gesagt. Dabei hatte ich geglaubt, alles von ihm zu erfahren. » Woher weißt du das? «
» Ich habe meine Quellen. Die Minister wollen nicht, dass die Rein- oder Halbblüter davon Kenntnis erhalten. Sie befürchten eine Panik. «
» Warst du deswegen bei Lucian? Versorgt er dich mit solchen Informationen? «
Seth zog nur die Augenbrauen hoch.
Seufzend ließ ich mich gegen die Stirnwand des Betts sinken. » Nicht Bescheid zu wissen, ist übel. Die Leute müssen erfahren, was los ist. Denk daran, was meine Mutter mir erzählt hat! Es hat schon angefangen. «
» Ich weiß. « Er nickte, aber seine dichten Wimpern verbargen seine Augen. » Aber der Rat will es offenbar nicht glauben. «
» Das ist wirklich dumm, Seth. Der Rat muss sich darauf einstellen, statt den Halbblütern die Freiheit zu nehmen. «
» Ganz meine Meinung. Die Maßnahmen sind falsch. « Er blickte auf und sah mir in die Augen. » Du brauchst dich den neuen Regeln allerdings nicht zu beugen. «
» Hmmm… hört sich aber so an, als hätte ich keine Wahl. «
» Die Halbblüter haben keine Wahl, du bist anders. «
Verblüfft starrte ich ihn an. » Ich bin nicht anders, Seth. «
Er hielt meinem durchdringenden Blick stand. » Doch, bist du. Du wirst ein Apollyon werden, wodurch du dich gewaltig von den anderen Halbblütern unterscheidest. Du wirst dich diesen Untersuchungen nicht unterziehen. «
» Hast du dich deshalb nach der Versammlung mit Lucian gestritten? «
Sein Blick war stechend, berechnend. » Unter anderem. Du brauchst dir aber keine Gedanken zu machen. «
» Nicht? Ziemlich mutig von dir, dich mit dem Minister anzulegen, Seth. «
Sein Blick wurde weicher und seine Miene zeigte selbstzufriedene Belustigung. » Lucian hat mir versprochen, dass du… nicht untersucht wirst. «
Ich ließ mich zur Seite sinken und musterte ihn misstrauisch. » Hast du so viel Einfluss? Kannst du Lucian wirklich zu einem Versprechen überreden? «
» Mach dir keine Sorgen um diese Untersuchungen! Die kannst du dir sparen. «
» Was ist mit den anderen Halbblütern? Warum müssen sie eine solche Behandlung über sich ergehen lassen? «
Er wandte den Blick ab und atmete leise aus. » Darf ich dir eine Frage stellen– ernsthaft? «
» Klar. « Ich betrachtete meine zerkratzten Hände. Lag Lucian wirklich so viel an mir, dass er zu seinem Versprechen stand?
» Warum willst du Wächterin werden? Aus einem Gefühl der Verpflichtung heraus oder…? «
Ich brauchte ein paar Sekunden, bis ich die Frage beantworten konnte. » Mir geht es nicht darum, Reinblüter zu beschützen, falls du das meinst. Dafür gibt es die Gardisten. «
» Natürlich wärst du nicht damit zufrieden, Gardistin zu sein « , meinte Seth und sprach eher zu sich selbst.
» Daimonen töten grundlos– sogar Sterbliche sind ihre Opfer. Welches Wesen tötet rein aus Spaß? Ich möchte lieber etwas dagegen unternehmen, statt herumzusitzen und ihren Angriff abzuwarten. «
» Was wäre, wenn du eine andere Wahl hättest? «
» Knechtschaft? « Ich starrte ihn an. » Ist das dein Ernst? «
Er nickte nachdrücklich. » Ich meine– was wäre, wenn du andere Möglichkeiten hättest, die Halbblüter sonst nicht haben? Zum Beispiel ein ganz normales Leben zu führen. «
» Das hatte ich schon « , erinnerte ich ihn. » Drei Jahre lang. «
» Würdest du dich noch einmal dafür entscheiden? «
Warum stellte er diese Frage? » Und du? «
Seth schnaubte verächtlich. » Um nichts in der Welt würde ich darauf verzichten, Wächter zu sein. Oder der
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